Verletzungen der Hornhaut treten bei Hunden relativ häufig auf. Da die Hornhaut als äußerste Schicht des Hundeauges direkten Kontakt zur Umwelt hat, wundert es nicht, dass hier eine Verletzung besonders leicht auftreten kann. Eine Hornhautverletzung passiert oft beim Stöbern in Gebüschen oder beim wilden Toben. Aber auch durch anatomische Probleme oder infolge einer Infektion kann es zu dieser schmerzhaften Verletzung kommen.
Da diese Verletzungen unbehandelt zu schweren Komplikationen führen können, ist eine rasche Behandlung oberstes Gebot. Damit du weißt, was im Ernstfall zu tun ist, welche Behandlungsmöglichkeiten angebracht sind und wie die Therapie abläuft, haben wir dir hier alles Wissenswerte zum Thema zusammengestellt.
Inhaltsverzeichnis:
- Anatomie der Hornhaut deines Hundes
- Symptome der Hornhautverletzung
- Was tun bei Hornhautverletzung?
- Diagnose
- Formen und Behandlung der Hornhautverletzung bei Hunden
- Nicht-perforierende Verletzungen: Hornhautabschürfung oder stumpfes Trauma am Auge
- Perforierende Verletzungen: Stiche, Schnitte oder Risse am Auge
- Hornhautverätzung der Hundeaugen
Anatomie der Hornhaut deines Hundes
Die Hornhaut (Kornea) bildet zusammen mit der Lederhaut (Sklera) die aus Fasern bestehende Umhüllung des Auges. Die Kornea ist sozusagen das Fenster des Hundeauges und zuständig für einen großen Teil der Lichtbrechung sowie Bildfokussierung und hat erheblichen Einfluss auf die Sehschärfe deines Vierbeiners.
Sie hat eine glasklare und glatte Oberflächenstruktur und ist zwischen 0.5 und 1 Millimeter dick. Die Hornhaut besteht aus vier einzelnen Schichten: dem Hornhautendothel, der Descemet-Membran, dem Hornhautstroma und als äußerster Schicht dem Hornhautepithel. Auf diesem wirkt die Tränenflüssigkeit Reibung entgegen, indem sie die Hornhaut feucht hält. Während die Kornea keine Blutgefäße enthält, beherbergen vor allem die äußeren Schichten viele Nervenzellen - aus diesem Grunde sind Hornhautverletzungen für deinen Hund sehr schmerzhaft.
Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, wie sich dein Hund eine Hornhautverletzung zuziehen kann. Hierunter fallen:
- mechanische Einwirkung von Fremdkörpern
- anatomische Fehlbildungen des Lids
- verringerte Tränenproduktion (Keratokonjunktivitis sicca)
- Infektion und Entzündung
- chemische Verletzungen
Symptome der Hornhautverletzung
Die Verletzung der Hornhaut deines Hundes geht mit starken Schmerzen und oftmals auch Juckreiz einher. Die Anzeichen für eine solche Verletzung sind bei den meisten Hunden kaum zu übersehen. Anders sieht es leider bei Hunderassen mit stark hervorstehenden Augen aus. Ihre Augen verfügen oft über weniger Schmerzrezeptoren, sodass sie eine Verletzung später anzeigen. Solltest du folgende Symptome bei deiner Fellnase feststellen, gilt es möglichst schnell den Tierarzt aufzusuchen, denn eine Hornhautverletzung gilt als tiermedizinischer Notfall:
- häufiges Blinzeln
- plötzliches und krampfhaftes Zukneifen des Auges
- vermehrter Tränenfluss
- Rötung der Bindehäute
- Reiben der Augen mit den Pfoten oder an Gegenständen
- unter Umständen eitriger Augenausfluss
- Trübung der Hornhaut
- Fressunlust
- Abgeschlagenheit bis hin zur Apathie
Was tun bei Hornhautverletzung?
Wenn dein Hund sich sein Auge verletzt hat, ist der Schreck natürlich erst einmal groß. Doch du solltest unbedingt Ruhe bewahren und dich an folgende Punkte halten:
- bring deinen Hund sofort zum Tierarzt
- achte darauf, dass dein Vierbeiner das verletzte Auge in Ruhe lässt
- einen losen Fremdkörper kannst du mit Wasser vorsichtig versuchen herauszuspülen
- entferne feststeckende Fremdkörper niemals selbst - du könntest damit größeren Schaden anrichten!
- bleib ruhig und beruhige damit auch deinen Hund
- handelt es sich um eine Verätzung (beispielsweise durch Haushaltsreinigungsmittel) spüle das Auge vorsichtig mit Wasser aus und mach dich sofort auf den Weg zum Tierarzt
- es bietet sich an den Tierarzt auf dem Weg anzurufen, damit dein Hund direkt behandelt werden kann
Diagnose
Um festzustellen, was die tatsächliche Ursache der Hornhautverletzung bei deinem Hund ist, führt dein Tierarzt eine ausgiebige Augenuntersuchung durch. Hierbei sieht er sich das gesamte Auge sowie die Umgebung um die Augen herum genau an. Wichtig ist zusätzlich auch den Zustand des Inneren des Augapfels zu erfassen, da perforierende, also die Hornhaut durchbohrende Verletzungen sich zwar selbst schließen können, aber eine tiefer liegende Schädigung nicht ausgeschlossen werden kann.
Hierfür untersucht der Arzt das Auge mithilfe einer Spaltlampe. Dieses Instrument ermöglicht es das Auge durch gezielte Beleuchtung und mithilfe eines integrierten Mikroskops bis in tiefe Schichten hinein zu untersuchen. So lässt sich feststellen, in welcher Tiefe die Verletzung genau liegt.
Der Tierarzt kann zudem eine Ophtalmoskopie (auch Augenspiegelung) durchführen, um mögliche Schäden oder krankhafte Veränderungen an Aderhaut, Netzhaut und Sehnerv auszuschließen. Dabei wird mit Hilfe von Spiegeln, Lupen und einer Lichtquelle gearbeitet.
In manchen Fällen wird eine Ultraschalluntersuchung des Auges durchgeführt, die ebenfalls Aufschluss über den Zustand des Augeninneren geben kann.
Um den grundlegenden Zustand des Auges zu prüfen, wird oftmals ein sogenannter Schirmer-Tränentest durchgeführt. So stellt der Tierarzt fest, ob genug Tränenflüssigkeit produziert wird. Hierfür klemmt man einen speziellen Teststreifen in den unteren Bindehautsack und bekommt nach etwa einer Minute das Ergebnis – aber keine Sorge, dieses Prozedere ist für deinen vierbeinigen Freund absolut schmerzfrei. Sollte dies am betroffenen Auge zu sehr schmerzen, kann der Test auch am anderen Auge durchgeführt werden.
Zudem bietet ein Fluoresceintest die Möglichkeit selbst kleinste Verletzungen des Auges sichtbar zu machen: Der Tierarzt träufelt einfach einen Tropfen des Farbstoffs Fluorescein in das betroffene Auge. Während eine intakte Hornhaut nach Abfluss der Flüssigkeit farblos bzw. weiß bleibt, färben sich vorhandene Verletzungen grün.
Formen und Behandlung der Hornhautverletzung bei Hunden
Bei Verletzungen der Hornhaut unterscheidet man zwischen verschiedenen Verletzungsarten.
- Nicht-perforierende Verletzungen: Hornhautabschürfung oder stumpfes Trauma
- Perforierende Verletzungen: Stiche, Schnitte oder Risse
- Hornhautverätzung
Wenn die Verletzung ausschließlich die äußerste Schicht der Hornhaut, also das Epithel, betrifft, spricht man von einer Erosion oder eine nicht-perforierenden (also einer nicht die Hornhaut durchbohrenden) Verletzung. Perforierende Verletzungen werden dementsprechend von Fremdkörpern verursacht, die die Hornhaut durchstoßen. Steckt der ursächliche Fremdkörper noch im Auge, spricht man von einem kornealen Fremdkörper. Zudem sind auch chemische Verletzungen, sogenannte Hornhautverätzungen, möglich. Je nachdem welche Art der Verletzung diagnostiziert wird, ordnet der Tierarzt die passende Behandlung - ob medikamentös oder operativ.
Nicht-perforierende Verletzungen: Hornhautabschürfung oder stumpfes Trauma am Auge
Hierbei handelt es sich um die mildeste Variante einer Hornhautverletzung beim Hund. In den meisten Fällen entstehen nicht-perforierende Verletzungen der Hornhaut durch Fremdkörper, die dem Hundeauge und damit der Hornhaut einen stumpfen Schlag, eine Quetschung oder einen Kratzer zusetzen. Besonders häufig passiert dies beim Stöbern durchs Unterholz (Ast ins Auge) oder beim wilden Toben (Kralle ins Auge). Auch ein ins Auge geratener Holzsplitter, der auf der Hornhaut aufliegt, kann zu einer Abschürfung führen.
Die Behandlung erfolgt in diesem Fall medikamentös. Unter regelmäßiger Kontrolle wird dein Tierarzt deinem Vierbeiner antibiotische Augentropfen oder eine entsprechende Salbe verschreiben, Schmerzmittel und unter Umständen auch ein Tränenersatzmittel. Zudem muss dringend dafür gesorgt werden, dass dein Hund nicht an das verletzte Auge kommt, was durch einen Halskragen gesichert werden kann. Im Regelfall heilt eine solche Abschürfung innerhalb einer Woche komplikationslos ab.
Bei älteren Hunden oder auch bei rassebedingten Erkrankungen wie dem “Boxer-Ulkus” (hierbei heilt die Hornhautwunde nicht richtig ab) reicht eine medikamentöse Therapie, auch bei nur oberflächlichen Verletzungen der Hornhaut, oft nicht aus. Besprich dich in diesem Fall mit deinem Tierarzt über die Möglichkeiten einer mehrstufigen Therapie, die unter anderem mit heilungsfördernden Kontaktlinsen arbeitet.
Wichtig:Geöffnete Medikamente müssen oftmals im Kühlschrank (max. 4 Wochen lang) aufbewahrt werden. Damit die Verabreichung von Augensalbe oder -tropfen für deinen Vierbeiner nicht allzu unangenehm ist, wärme das Medikament 10 Minuten vor Gabe in deiner Hosentasche auf!
Perforierende Verletzungen: Stiche, Schnitte oder Risse am Auge
Komplizierter wird die Hornhautverletzung bei deinem Hund, sobald die Verletzung die Hornhaut perforiert, also durchstößt. Dies kann beispielsweise durch Holzsplitter oder Dornen passieren, die sich in die Kornea gebohrt haben. Sollte der verursachende Fremdkörper noch im Auge deines Hundes stecken, wird dieser selbstverständlich möglichst schnell von deinem Tierarzt entfernt. Dies geschieht natürlich nur unter Betäubung.
Aus der Perforation entstehende, sehr kleine, punktförmige Wunden schließen sich oftmals von selbst. In diesem Fall kann die Behandlung medikamentös (antibiotische Tropfen oder Salbe, pupillenerweiternde Medikamente zur Vorbeugung einer Verklebung der Pupille oder eine Salbe zur Förderung der Hornhautregeneration sowie Schmerzmittel) und unter genauer und regelmäßiger Beobachtung erfolgen.
Bei größeren Wunden, bei Rissen, Schnitten oder wenn ein Teil der Hornhaut durch die Fremdkörpereinwirkung entfernt wurde, ist eine medikamentöse Behandlung allein in der Regel nicht mehr ausreichend. Dann muss die Hornhaut chirurgisch versorgt werden, um verheilen zu können. Zusätzlich ist eine Medikamentengabe auch hier unumgänglich. Bei der Wahl des Antibiotikums muss allerdings beachtet werden, dass es nicht viele Antibiotika gibt, die die Hornhaut vollständig durchdringen können. Deshalb ist die orale Gabe von Antibiotika eine sinnvolle Alternative.
Im Falle dieser tieferliegenden und schwereren Verletzungen verheilen die Blessuren meist bei schneller Diagnose und passender Behandlung komplett. Allerdings kann es, gerade bei sehr tiefen Verletzungen, zur Narbenbildung kommen, die zu einer Verschlechterung der Sicht deines Hundes führt.
Hinweis: Augenpräparate enthalten oft keine Konservierungsstoffe und sind somit nicht unbegrenzt haltbar. Nach etwa 4 Wochen solltest du sie nicht mehr verwenden. Zudem ist es ratsam, dir die Anwendung von deinem Tierarzt in der Praxis einmal zeigen zu lassen.
Achtung: Von cortisonhaltigen Präparaten wird bei Hornhautverletzungen generell abgeraten, da der Wirkstoff das Immunsystem schwächt, was zu Infektionsanfälligkeit und Verzögerung der Heilung führen kann!
vetevo Fazit
Eine Hornhautverletzung bei Hunden ist keine Seltenheit und schnell passiert. Die Behandlungsoptionen variieren je nach Ausmaß der Verletzung. In jedem Fall ist eine medikamentöse Therapie notwendig, um die Wundheilung zu fördern und Infektionen vorzubeugen.
In ernsteren Fällen muss die Hornhaut unter Umständen genäht werden. Leichtere Blessuren verheilen in der Regel schnell und unkompliziert, während tiefere Wunden häufig Narben hinterlassen, die das Sehvermögen deines Hundes einschränken können.
Wenn sich deine Fellnase am Auge verletzt, solltest du schnellstmöglich zum Tierarzt. Unbehandelt können diese Verletzungen sonst schwere Schäden verursachen. Sorge zudem unbedingt dafür, dass dein Hund sein Auge auf dem Weg zum Arzt in Ruhe lässt und entferne niemals selbst festsitzende Fremdkörper.
vetevo - aus Liebe zum Tier.
Quellen:
- Hertslet S, Jawinski G. Perforierende Hornhautverletzungen – Diagnose und Erstversorgung. kleintier konkret 2011; 14(S01): 13 - 16. doi:10.1055/s-0031-1275553
- Hertslet S, Jawinski G. Perforierende Hornhautverletzungen – Chirurgische Therapie. kleintier konkret 2011; 14(03): 18 - 25. doi:10.1055/s-0031-1275574
- Hornhautverletzungen. In: Sigrist N, Hrsg. Notfallmedizin für Hund und Katze. 1. Auflage. Stuttgart: Enke Verlag; 2017. doi:10.1055/b-004-129977
- Hornhautdefekte/Hornhautverletzungen. In: Hanbücken F, Dahmen D, Hrsg. PferdeSkills. 3., vollständig aktualisierte Auflage. Stuttgart: Schattauer; 2018. doi:10.1055/b-006-161667
- Kornea. In: Sigrist N, Hrsg. Notfallmedizin für Hund und Katze. 1. Auflage. Stuttgart: Enke Verlag; 2017. doi:10.1055/b-004-129977