Inhaltsverzeichnis:
- Wann hat das Pferd Fieber?
- Was sind klassische Symptome von Fieber bei Pferden?
- Wie messe ich Fieber beim Pferd?
- Die häufigsten Ursachen von Fieber bei Pferden
- Wie kannst du deinem Pferd bei hohem Fieber helfen?
Wann hat das Pferd Fieber?
Die normale Körpertemperatur eines Pferdes liegt zwischen 37 und 38,2 Grad. Bis zu einer Höhe von 38,5 Grad spricht man von erhöhter Temperatur, über 38,5 Grad handelt es sich um Fieber. Ab 41 Grad wird das Fieber für dein Pferd wirklich gefährlich.
Generell gilt: Je jünger das Pferd, desto höher die normale Körpertemperatur. Bei Fohlen oder Jungpferden bis etwa 2 Jahren gilt eine Temperatur von bis zu 38,5 oder Grad durchaus als normal. Bei sehr jungen Fohlen sogar bis zu 39 Grad.
Fieber entsteht physiologisch dadurch, dass das Gehirn (genauer gesagt der Hypothalamus) dem Körper die Anweisung gibt, die Kerntemperatur zu erhöhen. Dieser Prozess wird durch Stoffe ausgelöst, die auf den Körper wirken. Diese fierbererzeugenden Stoffe nennt man Pyrogene. Sie sind einerseits Bestandteil von z. B. Viren, Bakterien, Toxinen, Arzneimitteln oder Pilzen. Andererseits gibt es auch körpereigene Pyrogene, die beispielsweise beim Absterben von Zellen freigesetzt werden.
Davon abzugrenzen ist die Hyperthermie, bei der es durch äußere oder auch innere “Störungen” zu einer Erhöhung der Temperatur kommt. In diesem Fall ist der Sollwert nicht erhöht und bei der gesteigerten Temperatur handelt es sich um eine unphysiologische Reaktion auf Körpereinflüsse wie beispielsweise Anstrengung oder Hitze.
Was sind klassische Symptome von Fieber bei Pferden?
Fiebermessen gilt als die einzige absolut sichere Möglichkeit durch die festgestellt wird, wie hoch die Temperatur eines Pferdes liegt. Allerdings gibt es Anzeichen, die auf Fieber hindeuten können, die auf keinen Fall übersehen werden sollten. Hierzu zählen u. a.:
- Teilnahmslosigkeit bis hin zu Apathie
- Schwitzen
- verminderte Wasseraufnahme und Appetitlosigkeit
- Leistungsabfall und Bewegungsunlust
- geschwollene Beine
- angestrengte Atmung
Diese Symptome können neben Fieber auf vielerlei anderes hindeuten. Wenn dir etwas aus der Liste bei deinem Pferd auffällt, miss am besten die Temperatur deines Pferdes. Bei erhöhter Temperatur oder auch längerem Bestehen der Symptome, rufe am besten den Tierarzt, um der Erkrankung deines Vierbeiners auf den Grund zu gehen.
Wie messe ich Fieber beim Pferd?
Die Körpertemperatur wird bei Pferden mit einem Fieberthermometer im After gemessen. Idealerweise nutzt du dafür ein spezielles Thermometer für Großtiere, aber auch ein normales (für Menschen) tut seinen Zweck. Da das Messen für dein Pferd ungewohnt und nicht unbedingt angenehm ist, solltest du ein paar Tipps beherzigen, die es für dich und dein Tier einfacher machen:
- Stelle dich zum Messen nicht direkt hinter dein Pferd, sondern seitlich neben die Hinterbeine. Einige Pferde wehren sich durch Ausschlagen, was gefährlich für dich werden kann.
- Lass dir am besten von einer zweiten Person helfen, die dein Pferd festhält, um Fluchtversuche zu vermeiden.
- Nutze etwas Wasser, Creme oder Öl (Kokosöl eignet sich hier hervorragend), um das Einführen des Thermometers zu erleichtern und Verletzungen zu vermeiden.
- Halte das Thermometer den ganzen Messvorgang über gut fest, damit es nicht im Darm deines Pferdes verschwindet.
- Am besten wiederholst du die Messung ein zweites Mal einige Minuten später, um eventuelle Messfehler auszuschließen.
- Nach einer rektalen Untersuchung durch den Tierarzt liegt die zu messenden Temperatur im Anus tiefer. Warte dementsprechend eine Zeit lang mit dem Messen, um ein korrektes Messergebnis zu erhalten.
- Abends liegt die Körpertemperatur bei Pferden generell höher als morgens. Messe dementsprechend am besten morgens und abends, um ein zuverlässiges Ergebnis zu erhalten.
Wichtig: Beachte außerdem, dass du dein Pferd mindestens 60 Minuten ruhen lassen solltest, bevor du die Temperatur misst. Durch vorherige Anstrengung kann die Körpertemperatur ganz natürlich erhöht sein und dein Messergebnis wird verfälscht.
Die häufigsten Ursachen von Fieber bei Pferden
Die Erhöhung der Körpertemperatur bei deinem Pferd kann ganz unterschiedliche Ursachen haben. Nichtsdestotrotz lassen sich die Gründe für dieses Phänomen in grobe Kategorien unterteilen.
- Infektionen durch Viren, Bakterien, Parasiten, Pilze
- Allergische Reaktionen
- Vergiftungen
- Tumorerkrankungen
- Hitzschlag oder Überbelastung
Infektionen durch Viren, Bakterien, Parasiten, Pilze
Eine häufige Ursache für Fieber bei Pferden stellt eine Infektion durch krankmachende Erreger dar. Hier kommen neben Viren und Bakterien auch Parasiten und Pilze in Frage. Es empfiehlt sich deshalb dein Pferd regelmäßig auf Würmer testen zu lassen, um deinen Pferd vor diesen Parasiten schützen zu können. Die erhöhte Körpertemperatur ist dabei einerseits sinnvoll, um nicht hitzebeständige Erreger abzutöten. Auf der anderen Seite kurbelt die erhöhte Temperatur den Stoffwechsel an, was auch den Abwehrprozess schneller und stärker ausfallen lässt.
Hinweis: Fieber kann auch als Reaktion auf eine Impfung auftreten. Wende dich in diesem Fall am besten an deinen Tierarzt.
Allergische Reaktionen
Auch eine allergische Reaktion kann zu Fieber führen. Bei einer Allergie reagiert das Immunsystem auf bestimmte Stoffe in extremer Weise, so als ob es sich bei um Krankheitserreger handeln würde. Dementsprechend kann bei einer starken allergischen reaktion Fieber als eines der Symptome auftreten.
Vergiftungen
Bei verschiedenen Vergiftungen kann es ebenso zu Fieber kommen. Auch hierbei wehrt der Körper sich sozusagen gegen den Giftstoff, er schlägt immunologisch Alarm. Da das Fieber in diesem Fall wahrscheinlich das “kleinste” Problem ist, solltest du bei dem Verdacht auf eine Vergiftung sofort tierärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
Tumorerkrankungen
Auch bei Tumorerkrankungen kann es zu Fieber kommen. Einerseits wehrt der Organismus sich gegen den Tumor, andererseits erzeugen Tumoren die sogenannten Pyrogene. Diese Stoffe greifen in die Wärmeregulation des Körpers ein und erhöhen die Solltemperatur, was zu Fieber führt.
Hitzschlag oder Überbelastung
In diesen beiden Fällen handelt es sich streng genommen nicht um Fieber, sondern um die oben erwähnte Hyperthermie. Die Überwärmung des Körpers lässt sich hier auf äußere Faktoren zurückführen, insbesondere auch große Hitze oder Überanstrengung deines Pferdes.
Wie kannst du deinem Pferd bei hohem Fieber helfen?
Wenn die Körpertemperatur deines Pferdes steigt musst du natürlich eingreifen. Achte auf die Umstände, in denen die erhöhte Körpertemperatur auftritt, um herauszufinden, ob es sich um Fieber oder eine Hyperthermie handelt.
Nicht in jedem Fall musst du direkt den Tierarzt rufen. Wenn der Temperaturanstieg nur mäßig ist und dein Pferd munter wirkt, reicht es fürs Erste dein Pferd genau zu beobachten. Hält die erhöhte Temperatur aber länger als 2 Tage an, wird es allerdings auf jeden Fall Zeit tierärztlichen Rat einzuholen.
Bei hohem Fieber solltest du schnellstmöglich den Tierarzt kommen lassen. In jedem Fall solltest du direkt beginnen, deinem Pferd die Hilfe zukommen zu lassen, die es bei Fieber gebrauchen kann.
Es gilt nun, dein Pferd an einen schattigen und kühlen Ort zu bringen. Bedecke den Rücken deines Pferd nun keinesfalls mit einer Decke o. ä. - das könnte die Körpertemperatur weiter erhöhen. Eine Ausnahme bildet die sogenannte Abschwitzdecke, falls dein Vierbeiner stark schwitzt.
Ruhe ist bei Fieber oder Hypothermie oberstes Gebot. Bringe dein Pferd dementsprechend in seine Box und gönne dem angestrengten Körper eine Auszeit. Auch nach Abklingen des Fiebers solltest du noch einige Tage warten, bis du wieder mit Belastungen, wie beispielsweise dem Training, beginnst.
Achte darauf, dass dein Vierbeiner genügend Flüssigkeit zu sich nimmt. Fieber strengt den Körper sehr an und durch das Schwitzen verliert dein Pferd zunehmend an Flüssigkeit. Diese muss wieder zugeführt werden. Sollte sich dein Pferd weigern zu trinken, kannst du das Trinkwasser mit Apfelsaft anreichern. Hierzu mischst du 1 Liter Apfelsaft auf 9 Liter Wasser.
Bei hohem Fieber kannst du durchaus auch Hausmittel zur unterstützenden Fiebersenkung einsetzen wie beispielsweise kalte Beinwickel. Hierzu tränkst du Tücher mit kalten Wasser und wickelst sie um die Beine deines Pferdes. Fixiere sie am besten mit elastischer Binde und wechsle sie, sobald die Tücher sich erwärmt haben.
Eine weitere Möglichkeit ist die Abkühlung deines Pferdes mithilfe eines Wasserschlauchs. Beginne hierzu am besten an den Hufen und arbeite dich langsam am Körper deines Pferdes nach oben.
Sollte das Fieber weiterhin bestehen bleiben, rufst du am besten den Tierarzt. Er kann dein Pferd genau untersuchen, um festzustellen, was dem Temperaturanstieg zugrunde liegt. Von ihm bekommst du dann im Fall der Fälle auch passende Medikamente, wie zum Beispiel fiebersenkende Mittel und die richtige Medikation gegen die von ihm festgestellte Grunderkrankung.
vetevo Fazit
Auch wenn Fieber ein gesunder Mechanismus des Körpers ist, stellt es (vor allem bei längerer Dauer) eine große Belastung für den Körper deines Pferdes dar. Es gibt zahlreiche Ursachen für dieses Phänomen, die von Infektionen über Allergien bis hin zu Tumorerkrankungen reichen.
Durch die Erhöhung der Körpertemperatur werden krankmachende Erreger abgetötet und das Immunsystem auf Hochtouren gebracht. Gleichzeitig kostet dieser Vorgang dein Pferd viel Energie, weshalb du auf Ruhe, genügend Flüssigkeit sowie eine kühle und schattige Umgebung achten solltest.
Bei längerer Dauer oder sehr hoher Temperatur ist es Zeit den Tierarzt zu rufen, um herauszufinden, ob dein Vierbeiner unter einer Erkrankung leidet, die medizinischer Versorgung bedarf.
vetevo - aus Liebe zum Tier.
Quellen:
- Fieber. In: Vormwald K, Hrsg. Praxisbuch für Tierheilpraktiker. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: Georg Thieme Verlag ; 2020. doi:10.1055/b-007-168896
- Hitzeschäden. In: Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B et al., Hrsg. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag; 2016. doi:10.1055/b-004-129693
- Hypo- und Hyperthermie. In: Gehlen H, Hrsg. Differenzialdiagnosen Innere Medizin beim Pferd. 1. Auflage. Stuttgart: Enke Verlag; 2017. doi:10.1055/b-004-140271
- Infektiös bedingte Erkrankungen. In: Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B et al., Hrsg. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag; 2016. doi:10.1055/b-004-129693