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05.09.2023

Pferde artgerecht einreiten

Wie reitest du dein Pferd artgerecht ein? Wann ist der richtige Zeitpunkt? Was musst du beachten?
Pferde artgerecht einreiten

Das Einreiten deines Pferdes stellt einen wichtigen Schritt in Leben, Training und Bindungsarbeit zwischen dir und deinem Vierbeiner dar. Für ein junges Pferd ist es natürlich eine gar nicht so leichte Aufgabe, sich an einen Reiter samt Zubehör zu gewöhnen. Während früher das “Brechen” des Pferdes üblich war, wünschen sich Pferdebesitzer heute glücklicherweise artgerechte und sanfte Methoden des Einreitens.

Da das Einreiten die Grundlage für das weitere Training darstellt, solltest du besonders darauf achten, dass dein Pferd sich beim Üben wohl fühlt, gelobt wird und Spaß an der Sache behält. Vertrauen und Freude sind die Basis eines erfolgreichen Trainings. Um deine offenen Fragen zu klären und dir alle wichtigen Informationen bereitzustellen, findest du hier unsere ultimative Anleitung zum Einreiten deines Pferdes.

Inhaltsverzeichnis:

Warum das richtige Einreiten so wichtig ist

Pferde sind gutmütige Tiere, die uns im Zweifel unsere Fehler gerne nachsehen. Leider führt dies oft dazu, dass dem Einreiten eines Pferdes nicht die nötige Aufmerksamkeit geschenkt wird. In manchen Fällen wird das Tier sofort mit Sattel, Ausrüstung und Reiter bestückt - wenn das ohne großen Widerwillen klappt, gilt das Pferd als eingeritten.

Die langfristigen Folgen sind allerdings weder für Pferd noch Reiter wünschenswert. Durch das plötzliche und ungewohnte Tragegewicht (oftmals bevor das Wachstum abgeschlossen ist) sowie den Mangel an erlernter Koordination können körperliche Probleme wie Lahmheiten und Haltungsschäden entstehen. Dies führt zu bleibenden Schäden und im schlimmsten Fall dazu, dass dein Pferd schon wesentlich früher als üblich nicht mehr für den Reitsport eingesetzt werden kann.

Neben den körperlichen Schäden darf der psychologische Aspekt nicht vergessen werden: Überforderst du dein Pferd, wird es keine Freude an Ausritten haben, sondern diese mit Stress verbinden. Dies führt wiederum zu Leistungseinbußen und einer Minderung der Lebensqualität. Um also das Einreiten als wichtige Phase im Leben deines Pferdes optimal zu nutzen, solltest du behutsam und immer im Tempo deines Vierbeiners vorgehen.

Selbst einreiten oder einreiten lassen?

Da das Einreiten einiges an Wissen und Erfahrung bedarf, ist es unter Umständen sinnvoll, dein Pferd von einem Profi einreiten zu lassen. Natürlich ist es für die Bindung zwischen dir und deinem Tier am schönsten, wenn du das selbst übernimmst. Aber oftmals fehlt es schlicht an Zeit und Erfahrung. Bevor du nun also Abstriche bei der Qualität des Einritt-Trainings machst, empfehlen wir dir etwas Geld in die Hand zu nehmen und einen Experten für den Beritt zu Rate zu ziehen.

Natürlich ist diese Variante nicht billig: Im günstigsten Fall solltest du mit 300 bis 500 Euro pro Monat rechnen, bei hochqualifizierten und erfahrenen Trainern auch bis zu 1000 Euro. Dazu kommen die Einstellkosten. Die Zeit der strukturiert durchgeführten Grundausbildung beträgt in etwa 3 Monate.

Ein Pferd ist auch in dieser Hinsicht eine Investition. Allerdings zahlt sich ein professioneller und artgerechter Einritt ein Pferdeleben lang aus. Wenn du dich also selbst nicht in der Lage fühlst, diese wichtige und grundlegende Ausbildungsphase durchzuführen, informiere dich über Möglichkeiten deinem Liebling trotzdem die notwendige Ausbildungshilfe zukommen zu lassen.

Wann sollte ich mein Pferd einreiten?

Es wird immer wieder diskutiert, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um mit dem Einreiten bei jungen Pferden zu beginnen. Gerade wenn ein Pferd sportlich geführt werden soll, möchten viele Besitzer möglichst früh mit dem Training beginnen.

Vorneweg kann man sagen, dass es tatsächlich rasseabhängige Unterschiede in der körperlichen Entwicklung von Pferden gibt. Somit sind manche Tiere früher weit genug entwickelt, um mit dem Training zu beginnen als andere. Grob gesagt ist es gängig, zwischen dem 3. und 5. Lebensjahr mit dem Einreiten anzufangen. Islandpferde sollten allerdings erst mit 5 Jahren mit dem Training beginnen.

Mittlerweile gibt es viele Stimmen, die sich dafür aussprechen prinzipiell erst ab dem 5. oder gar 6. Lebensjahr mit dem Einreiten zu beginnen. Ab diesem Zeitpunkt kann man relativ sicher sein, dass das Pferd körperlich sowie mental bereit ist, das anspruchsvolle Training zu absolvieren. Da die körperliche Entwicklung durchaus individuell sein kann, solltest du den Zeitpunkt des Trainingsbeginns am besten tierärztlich abklären lassen.

Hinweis: Bis zum etwa 7. Lebensjahr befindet sich das Pferd im Wachstum. Aus diesem Grund wird von einem zu frühen Einreiten abgeraten.

Zudem unterscheiden sich Pferde auch bezüglich ihrer Persönlichkeit. Deshalb sollte das Training und sein Beginn sich in erster Linie am Tier selbst orientieren. Wenn die körperlichen Voraussetzungen geschaffen sind und keine Erkrankungen vorliegen, liegt es also am Ausbilder zu entscheiden, ob dein Pferd bereit für den Beritt ist.

Wichtige Faktoren, die bei der Beurteilung einfließen sollten, sind:

  • Bewegungsablauf der Pferdes im freien Lauf
  • Aussehen und Bemuskelung des Rückens
  • Schreckhaftigkeit, Angst und Unsicherheit des Pferdes
  • Konzentrationsfähigkeit des Pferdes

Auch das Einreiten eines älteren, noch nicht ausgebildeten Pferdes ist möglich. Hierbei gelten genau dieselben Hinweise, wie bei jungen Pferden. Unter Umständen gestaltet sich die Ausbildung jedoch schwieriger und langwieriger, wenn das Tier schlechte Erfahrungen gemacht hat. In diesem Fall solltest du dein Augenmerk verstärkt auf den Vertrauensaufbau zwischen euch beiden legen.

Vorbereitung: Von der Pflege bis zur Bodenarbeit

Das zum Einreiten notwendige Training beginnt lange bevor dein Pferd einen Reiter auf dem Rücken trägt. Viele Zwischenschritte sind notwendig, um dein Tier behutsam auf diesen großen Schritt vorzubereiten. Bei der alltäglichen Pflege und dem Umgang mit deinem Tier baust ihr eine Bindung zwischen euch auf. Auch diese ist bereits Teil des Trainings, da das Pferd als Fluchttier eine solide Vertrauensgrundlage aufbauen muss, um den Umgang und die Arbeit mit dem Menschen stressfrei und bestenfalls mit Freude zu erleben.

Zentraler Bestandteil der Vorbereitung des Einreitens ist die Bodenarbeit. Darunter versteht man jede Arbeit mit dem Pferd, die der Mensch vom Boden aus, also ohne aufzusitzen, absolviert. Ziel ist es, dem Pferd die Angst zu nehmen, die Neugier und das Vertrauen zu fördern sowie die Führigkeit zu trainieren. Diese Art des Training sollte bereits bei sehr jungen Tieren (ab ca. 1,5 Jahren) begonnen werden.

Erster Schritt bei der Bodenarbeit ist dementsprechend das einfache Berühren des Tieres (beispielsweise auch das Anheben der Hufe), der alltägliche Umgang und das Führen am Strick. Hierbei lernt dein Vierbeiner dem vom Menschen ausgeübten Zug oder Druck bereitwillig und gleichzeitig kontrolliert nachzugeben. Lässt sich dein Liebling führen, kannst du mit gezielten Führübungen beginnen. Hierzu zählen beispielsweise das Stehenbleiben sowie Weiterlaufen auf Kommando ebenso wie das Zurückweichen.

Hinweis: Achte vor allem zu Anfang auf kurze und spielerische Trainingseinheiten, um dein Pferd nicht zu überfordern.

Sollte dein Pferd diese Hürde gemeistert haben, kannst du damit anfangen einen Parcour zu bauen, durch den du deinen Vierbeiner führst - der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt und je sicherer die Führung funktioniert, umso einfacher wird das spätere Training.

Longieren

Achtung: Mit diesem Training sollte nicht zu früh begonnen werden, da sehr junge Pferde noch nicht die nötige Balance halten können und das Longieren für sie dadurch sehr unangenehm werden kann.

Eine weitere tolle Trainingsmöglichkeit ist das Longieren. Hierbei lässt du dein Pferd an einer langen Leine in einer kreisförmigen Bahn laufen. Voraussetzung dieser Methode ist allerdings eine bereits gesicherte Führung und einige Lauferfahrung (geradeaus sowie in gebogenen Linien) des Jungtieres.

Dieses Training hat mehrere Vorteile: Durch den Abstand zwischen deinem Tier und dir hast du die Möglichkeit, den Bewegungsablauf genau zu beobachten. Das ist wichtig, um die körperliche Entwicklung deines Pferdes sowie seine Koordination einzuschätzen.

Gleichzeitig ist das Longieren eine ideale Gymnastik für dein Pferd: Bei dieser Bewegungsform lernt es die Balance zu halten, den Rücken aufzuwölben und Dehnungsbereitschaft zu zeigen.

Letzteres ist die absolute Grundlage des Einreitens. Durch die Dehnungshaltung passt das Pferd seinen Körperschwerpunkt dem des Reiters an und lernt so das Gewicht schonender zu tragen. Zudem wird so die für das Reiten notwendige Muskulatur aufgebaut.

Gewöhnung an die Ausrüstung

Neben der Bindungsarbeit und der körperlichen Vorbereitung auf das Reiten, solltest du dein Pferd ebenso behutsam an das nötige Equipment heranführen. Dies lässt sich auch hervorragend mit der Bodenarbeit verbinden.

Du solltest generell darauf achten, neue Ausrüstung ruhig und vorsichtig an dein Pferd heranzutragen. Dafür ist es ratsam, dein Tier durch einen Helfer halten zu lassen. So hast du beide Hände frei und kannst deinem Liebling das Equipment zeigen und ihn ausgiebig daran schnüffeln lassen. Zeigt dein Vierbeiner Anzeichen von Angst oder Stress, breche einfach in aller Ruhe ab und versuche es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal.

Achte beim Auftrensen auf ein gut sitzendes Trensengebiss, das dein Pferd auch wirklich annimmt - nicht jedes passt zu jedem Pferd. Die Beratung durch einen Pferdedentisten kann hier sehr hilfreich sein, um Schäden am Gebiss oder der Zunge zu vermeiden.

Der größte Schritt für dein Pferd ist natürlich die Gewöhnung an Trense und Sattel. Auch hier gilt: In der Ruhe liegt die Kraft. Lass deinen Vierbeiner mit Neugier auf das unbekannte Zubehör zugehen und achte genau auf sein Verhalten. Es kann zudem sehr hilfreich sein, dein Pferd von klein auf regelmäßig beim Satteln und Auftrensen anderer Pferde zusehen zu lassen und dabei mit Belohnungen zu arbeiten.

Manchmal dauert es trotzdem etwas, bis dein Pferd bereit ist, Trense, Decke und Sattel anzunehmen. Je mehr Geduld du hier mitbringst, desto positiver verknüpft dein Tier die neuen Eindrücke. So minimiert sich der Stress, was dem Trainingserfolg langfristig zugute kommt.

Tipp: Stelle dich darauf ein, dass du die Ausrüstung regelmäßig erneuern oder anpassen lassen musst. Falsche oder unpassende Ausrüstung schaden nicht nur dem Trainingserfolg, sondern im schlimmsten Fall auch der Gesundheit deines Pferdes. Hier kommen Kosten auf dich zu, die du von Anfang an einkalkulieren solltest.

Erstes Aufsitzen

Wenn der Zeitpunkt des ersten Aufsitzen gekommen ist, wird es für dein Pferd und dich spannend. Hast du das bisherige Training geduldig und auf die Bedürfnisse deines Lieblings angepasst absolviert, seid ihr bereit für diesen aufregenden Schritt. Beachte, dass diese Erfahrung für dein Pferd prägend ist, da es zum ersten Mal die ungewohnte Last eines Reiters auf seinem Rücken spürt. Umso wichtiger ist es, mit Geschick und Ruhe an die Situation heranzugehen.

Damit auch in dieser Situation weder Stress noch Überforderung aufkommen, solltest du zwei Helfer organisieren. Zudem ist es wichtig, dass das erste Aufsitzen durch einen nicht allzu schweren (und sattelfesten) Reiter erfolgt. Die beiden Helfer können dein Pferd festhalten und dich an den Unterschenkeln anheben, damit nicht sofort das gesamte Körpergewicht auf dem Pferderücken lastet. Falls dein Pferd unruhig wird und Anzeichen von Stress zeigt, hab Geduld und breche das Aufsitzen gegebenenfalls einfach ab, um es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal zu probieren.

Wenn das Aufsitzen problemlos klappt, kann es losgehen. Im Schritt und Trab gewöhnst du dein Pferd langsam an die Bewegung mit Reiter. Gestalte auch hier das Training immer positiv, geduldig und mit viel Lob. So verliert dein Vierbeiner nicht den Spaß an der Sache und ihr werdet stetige Fortschritte machen.

Hinweis: Das Pferd darf das Gewicht des Reiters niemals mit den Rückenmuskeln tragen. Stattdessen muss es lernen Nackenband, Nacken, Kopf und Hals zu nutzen.

vetevo Fazit

Das Einreiten deines Pferdes ist ein aufregender Schritt für dich und dein Tier. Warte mit diesem anspruchsvollen Training, bis dein Pferd körperlich und mental dafür bereit ist. Hier kann dich beispielsweise der Tierarzt deines Vertrauens beraten.

Damit der Einritt artgerecht abläuft, ist die Vorbereitung durch Bodenarbeit essentiell. Durch eine geduldige und vertrauensvolle Trainingsatmosphäre stellst du dabei sicher, dass dein Pferd nachhaltig und mit Freude lernt.

Wenn du beim Einreiten deines Pferdes nicht weiterkommst, liegt es mit großer Wahrscheinlichkeit an menschlichem Fehlverhalten. Sei deshalb ehrlich zu dir und beobachte sowohl das Verhalten deines Tieres als auch dein eigenes sehr genau.

Der Grundbaustein jeglichen Trainings ist Vertrauen: Achte also darauf, dein Pferd nicht zu überfordern und auf seine Bedürfnisse einzugehen.

vetevo - aus Liebe zum Tier.

Quellen:

  • Einreiten. In: Salomon W, Hrsg. Die energetische Behandlung des Pferdes. 4., überarbeitete Auflage. Stuttgart: Sonntag Verlag; 2013. doi:10.1055/b-004-129963
  • Energetische Hilfen bei der Ausbildung junger Pferde. In: Salomon W, Hrsg. Die energetische Behandlung des Pferdes. 4., überarbeitete Auflage. Stuttgart: Sonntag Verlag; 2013. doi:10.1055/b-004-129963

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