Trotz aller Liebe ist es manchmal schwierig herauszufinden, was genau das Beste für den Hund ist. Wer kennt es nicht: Man sitzt gemütlich auf dem Sofa und knabbert ein paar leckere Chips, da pflanzt sich der Hund ins Sichtfeld vor den Fernseher. Große Glubschaugen, ein leicht wedelnder Schwanz und leises Fiepen. Das klingt, als hätte Fiffi seit Tagen hungern müssen. Schon ist es um einen geschehen und die Chips werden brüderlich geteilt. Solche oder ähnliche Szenarien finden in deutschen Haushalten häufig statt. Beim Hund führen sie allerdings zu Übergewicht.
Inhaltsverzeichnis:
- Was ist Übergewicht (Adipositas)?
- Wann ist ein Hund übergewichtig und wo liegt das Idealgewicht?
- Warum ist mein Hund übergewichtig?
- Welche Risiken birgt das Übergewicht?
- Was tun bei Übergewicht?
Wann ist ein Hund übergewichtig und wo liegt das Idealgewicht?
Grundsätzlich gibt es für jede Rasse ein gewisses Normalgewicht, dem die meisten Vertreter der Rasse entsprechen. Allerdings werden dabei nicht die individuellen Besonderheiten des jeweiligen Hundes berücksichtigt. Je nach Körpergröße, Bemuskelung und Alter variiert das Idealgewicht eines Hundes erheblich.
Wissenschaftler haben den Body Condition Score (BCS) entwickelt, um das Idealgewicht von jedem einzelnen Hund genau messen zu können. Dabei werden bestimmte Anzeichen für Übergewicht am Tierkörper festgelegt, die per Sicht- und Tastkontakt überprüft werden. So wird der Ernährungszustand des Hundes auf einer Skala von 1-9 eingeordnet.
abgemagert
Die Rippen und Hüftknochen sind sehr gut sichtbar. Man spürt kaum Unterhautfett und der Hund hat sichtlich wenig Muskelmasse.
sehr dünn
Die Rippen und Hüftknochen sind gut sichtbar. Der Bauch steigt vom hinteren Ende der Rippen bis zur Leiste stark an. Man spürt kaum Unterhautfett.
dünn
Hüftknochen und Taille sind gut sichtbar. Legt man die flache Hand auf die Rippen spürt man wenig Fettgewebe.
untergewichtig
Legt man die flache Hand auf den Brustkorb, spürt man etwas Fettgewebe. Die Bauchlinie steigt vom Ende des Brustkorbs bis zur Leiste sichtlich an, auch die Taille ist gut sichtbar. Am Bauch ist wenig Fettgewebe fühlbar.
Idealgewicht
Äußerlich betrachtet wirken die Proportionen des Hundes stimmig, die Taille ist gut sichtbar. Die Rippen sind durch eine dünne Fettschicht bedeckt, aber gut fühlbar. Legt man die Hand an den Bauch an, spürt man ein kleines Fettpolster.
übergewichtig
Die Rippen sind durch die Fettschicht kaum noch zu fühlen. Der Hund hat keine deutliche Taille. Die unteren Ränder von Brustkorb und Bauch liegen auf einer Linie.
stark übergewichtig
Die Rippen sind unter einer dicken Fettschicht kaum noch zu fühlen. Die Taille des Hundes zeichnet sich nur noch sehr schwach ab. Der Bauch ist rund und Fettpolster sind fühlbar.
fett
Die Rippen sind nicht mehr fühlbar, darüber liegt eine sehr dicke Fettschicht. Der Hund hat keine Taille mehr. Es gibt starke Fettpolster in der Bauchregion, die dicke Hautfalten bilden. In der Hüftgegend bilden sich Fettpolster.
sehr fett
Keine Rippen oder andere Knochenpunkte sind fühlbar, die Fettpolster an der Hüfte nehmen immer mehr zu. Der Hund hat einen großen, fettgefüllten Hängebauch.
Warum ist mein Hund übergewichtig?
Das Übergewicht entsteht, wenn der Hund über einen längeren Zeitraum mehr Energie aufnimmt, als sein Körper verbrauchen kann. Das kann viele verschiedene Ursachen haben:
- Die Hunderasse neigt zu Übergewicht
- Du verfütterst Tischreste
- Kastration
- Hunderassen, die zu Übergewicht neigen
Hunderassen, die zu Übergewicht neigen
Es gibt bestimmte Rassen, die ein höheres Risiko besitzen, übergewichtig zu werden. Dazu zählen Labrador, Cavalier King Charles Spaniel, Cocker Spaniel und Beagle. Vor allem Hunde im mittleren Alter legen eher an Gewicht zu. Außerdem sind weibliche Hunde eher gefährdet als ihre männlichen Artgenossen.
Verfüttern von Tischresten
Manchmal macht man unbewusst Fehler in der Haltung, die Übergewicht beim Hund begünstigen. Dazu gehört vor allem zu wenig Auslauf. Genauso wie du dich täglich bewegen musst, ist körperliche Betätigung auch für die Gesundheit des Hundes essentiell. Außerdem ist es nicht empfehlenswert, dem Hund immer so viel Futter zu geben, wie er möchte. Gesünder ist es, den Nährstoffbedarf des Hundes genau zu bestimmen und sich strikt an den Ernährungsplan zu halten. Auch das Verfüttern von Tischresten ist keine allzu gute Idee. Unsere Nahrungsmittel sind oft recht fett- und kohlenhydratlastig und für den Hundemagen nicht geeignet. Auch die unter Umständen enthaltenen Gewürze wie zum Beispiel Salz können dem Vierbeiner schaden. Kennst du die Momente, in denen der Hund plötzlich schwanzwedelnd und quietschend vor dir steht und offensichtlich irgend etwas von dir haben möchte? Oft neigt man dazu, dem Vierbeiner dann ein Leckerli zu geben, weil man das Betteln als Hunger missdeutet. Meist hat der Hund aber auch etwas ganz anderes im Sinn. Sei es kuscheln, spielen oder Gassi gehen. Trotz mangelndem Hunger hat allerdings selten ein Hund etwas gegen Leckerlies einzuwenden.
Kastration
Tatsächlich ist die Kastration der Hündin und Rüde der Feind der schlanken Linie Nummer 1. Durch die mangelnden Sexualhormone hat der Hund einen verringerten Drang, sich zu bewegen. Dazu kommt allerdings ein vermehrter Appetit. So kommt es also dazu, dass kastrierte Hunde ein doppelt so hohes Risiko haben, an Adipositas zu erkranken.
Krankheiten und Medikamente
Übergewicht bei Hunden kann auch durch Krankheiten hervorgerufen werden. Die häufigste Krankheit, die ihren Teil zur Adipositas beiträgt, ist die Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose). Dadurch wird der Metabolismus des Hundes herunter gefahren und der Hund wird dicker. Bei der Verabreichung von Steroiden oder Medikamenten, die gegen Krampfanfälle helfen, kann der Appetit des Hundes übermäßig angeregt werden. Auch das kann zu Übergewicht führen.
Welche Risiken birgt das Übergewicht?
Den meisten ist klar, dass Fettleibigkeit beim Menschen selbst ungesund ist. Dass der Hund allerdings genauso leidet, wenn er zu fett ist, ist lange nicht so verbreitet. Ein zu hohes Gewicht hat viele negative Folgen für die Gesundheit deines Vierbeiners. Die Liste an großen und kleinen Übeln, die mit dem Übergewicht einher gehen, ist lang:
- verkürzte Lebenserwartung
- erhöhtes OP-Risiko
- erhöhte Komplikationsgefahr nach einer OP
- Komplikationen beim Tierarztbesuch (z. B. Atemnot bei Rückenlage beim Ultraschall)
- Knochen- und Gelenkserkrankungen (Arthritis, Kreuzbandriss, Hüftdysplasie, Bandscheibenvorfall)
- Diabetes mellitus und andere Stoffwechselerkrankungen
- Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)
- Herz-Kreislauf-Probleme (Bluthochdruck), Atembeschwerden, Leistungsschwäche, Hitzeschlag-Risiko bei warmem Wetter
- geschwächtes Immunsystem
- Entstehung von Tumoren
- Maulhöhlenerkrankungen, Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis)
- Harnsteine, Inkontinenz, Nierenerkrankungen
Was tun bei Übergewicht?
Übergewicht bei Hunden kannst du erfolgreich mit einer Diät bekämpfen. Der optimale Gewichtsverlust liegt bei 0,85% des Körpergewichts pro Woche. Dazu muss die Energiezufuhr genügend reduziert werden. Dabei sollte der Hund 60% der Energiemenge aufnehmen, die er bei seinem Idealgewicht zu sich nehmen soll, um das Gewicht zu halten.
Es ist also sinnvoll, den Energiebedarf des Hundes berechnen zu lassen und anhand dessen einen Ernährungsplan zu erstellen. Dabei können dir dein Tierarzt oder die Institute für Tierernährung an den Unikliniken helfen.
Es gibt drei Methoden, mit denen man den Energiegehalt des Futters verringern kann. Frei nach dem Motto „Friss die Hälfte“ könntest du die Futtermenge deines Hundes verringern. Diese Methode darf allerdings nur angewendet werden, wenn dein Hund nur mäßig übergewichtig ist. Außerdem kann sie für dich relativ anstrengend sein, weil der Hund Hunger hat und bettelt.
In den kommerziellen Diät-Futtermitteln wird der Energiegehalt verringert, indem der Eiweißgehalt im Hundefutter erhöht wird. Das ist zwar praktisch, aber es ist nicht für Hunde geeignet, die bereits Nierenprobleme haben. Denn vor allem im mittleren Hundealter kommt es öfter zur Niereninsuffizienz. Ein nierenkranker Hund sollte während der Diät von einem Tierarzt überwacht werden.
Schließlich gibt es auch die Methode, die Energie im Futter durch Zusatz von Faserstoffen zu verringern. In vielen kommerziellen Diät-Futtermitteln ist bereits die perfekte Kombination von Faserstoffen enthalten. Sie verbessern das Sättigungsgefühl, erhöhen die Verdaulichkeit und verbessern den Kotabsatz.
Wichtig: Auch in Leckerlies befinden sich viele versteckte Kalorien. Du kannst ganz auf sie verzichten oder deinem Hund Trockenfutter-Kroketten als Leckerlies unterjubeln. Möchtest du ihm trotzdem Leckerlies geben, solltest du die Kalorien vom Energie-Kontingent deines Hundes abziehen.
Das wichtigste zum Schluss. Zu einem erfolgreichen Abnehm-Programm gehört natürlich auch die regelmäßige körperliche Auslastung. Wenn der Hund sehr übergewichtig ist, wird sein Bewegungsapparat bei allzu „wilder“ Bewegung zu sehr beansprucht. Besser ist es, den Hund im stetigen Trab-Tempo an der Leine laufen zu lassen.
Genauso eignen sich Schwimmen, das Laufen auf dem Laufband oder auf einem Unterwasserlaufband und vermehrtes Spielen. Um den Sport in den Hundealltag zu integrieren, kannst du zum Beispiel auch einführen, dass dein Hund sich seine Mahlzeiten durch Tricks erarbeiten muss.
vetevo Fazit
Du als Hundehalter musst deinem Hund die Verantwortung für sein Gewicht abnehmen. Denn Hunde haben immer Hunger. Halte dich an Fütterungsempfehlungen auf den Futterverpackungen oder lass dir die exakte Futtermenge, die dein Hund benötigt, von einem Tierarzt berechnen. Wiege die Rationen deines Hundes mit der Küchenwaage exakt ab. Und achte darauf, dass sich dein Hund genug und in angemessener Art und Weise körperlich betätigt. Dann hat er bald wieder seine Bikinifigur.
vetevo - aus Liebe zum Tier.