Inhaltsverzeichnis:
- Wie schütze ich meinen Hund vor Zecken?
- Borreliose-Impfung für Hunde
- Hunde auf Zecken untersuchen
- Braucht mein Hund ein Anti-Zeckenmittel?
- Chemische Zeckenschutzmittel
- Sind chemische Zeckenmittel schädlich für Hunde?
- Schützen Zeckenmittel ganz ohne Chemie?
Wie schütze ich meinen Hund vor Zecken?
Der Zeckenschutz ist keine Einbahnstraße. Es gibt mehr als nur eine Herangehensweise, deinen Hund effektiv gegen mögliche Infektionen abzusichern. Das wichtigste Element dabei ist die Prophylaxe. Nur sie kann die Parasiten bekämpfen und Infektionen vorbeugen.
Eine Studie unter 90 Hunden und ihren Besitzern der Veterinärmedizinischen Universität in Wien hat ergeben, dass im Schnitt jeder der Hunde im Beobachtungsjahr 8 Zecken hatte. 60 Hunde wurden dabei mit einem oder mehreren Krankheitserregern infiziert, erkrankten dadurch jedoch nicht automatisch. Grund dafür war die unregelmäßige Vergabe von Zeckenschutzmitteln.
Zwischen den Zeckenschutzmitteln wird unterschieden, ob sie chemische Inhaltsstoffe haben oder natürliche Substanzen beinhalten. Zu einer einwandfreien Prophylaxe gehört außerdem das regelmäßige, gründliche Absuchen des Hundes und die Impfung gegen Borreliose.
Der effektive Zeckenschutz bei Hunden besteht aus diesen vier Schritten:
- Impfung bei Hunden, die einem hohen Übertragungsrisiko ausgesetzt sind
- Absuchen
- Chemische Zeckenmittel
- Zeckenmittel mit einem Mix aus natürlichen und chemischen Inhaltsstoffen
Um den besten Zeckenschutz für deinen Hund zu finden (ob mild oder stark), solltest du auf jeden Fall eine Frage für dich als Hundehalter klären: Bist du mit deinem Hund stets in urbanen Gebieten unterwegs oder machst du gelegentlich auch Ausflüge ins Grüne?
Obwohl es viele Anti-Zeckenmittel auf dem Markt gibt, ist der effektivste Schutz bei Hunden gegen die gefährliche Lyme-Borreliose die Impfung. Werden alle Maßnahmen miteinander verknüpft, ist das Krankheitsrisiko auf ein Minimum reduziert.
Borreliose-Impfung für Hunde
Die Borreliose-Impfung bewirkt die Bildung von OspA-Antikörpern im Blut des Hundes. Diese werden bei einem Zeckenstich durch das Blut in den Darm der Zecke gelangen. Die Borrelien im Zeckendarm werden durch die Antikörper gelähmt und können nicht durch die Drüsen der Zecke in den Wirt wandern.
Die Impfung kann ab einem Alter von 12 Wochen bei gesunden Hunden durchgeführt werden. Besonders für Hunde, die einem erhöhten Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind, ist die Impfung empfehlenswert. Dazu gehören Jagdhunde und Hunde, die durch ihre Umgebung häufig mit Zecken in Kontakt kommen können.
Die Erstimpfung sollte bestenfalls außerhalb der Zeckensaison, im Winter, erfolgen. Dadurch kann sich der Antikörperspiegel noch vor der aktiven Phase der Zecken erhöhen und den Hund garantiert schützen.
Es gibt zwei Impfstoffe gegen die Übertragung. Sie unterscheiden sich nicht in ihrer Wirkung, aber in der Vergabe. Die Impfstoffe lauten zum einen RIVAC Borrelia, zum anderen Merilym3.
Auch wenn ein Hund zu jeder Zeit geimpft werden kann, wird das folgende Impfschema bei RIVAC Borrelia empfohlen, um den Spiegel dauerhaft hoch zu halten:
- Erstimpfung: ab 12 Wochen, 2 Injektionen vor Beginn der Zeckensaison im Abstand von 3 bis 5 Wochen
- Auffrischung im Herbst: 4 bis 6 Monate nach der Erstimpfung
- Auffrischung im Frühjahr: nach weiteren 4 bis 6 Monaten, aber nur bei hohem Infektionsrisiko
Merilym3 wird ebenfalls bei der Erstimpfung mit 12 Wochen zur Grundimmunisierung zweimal gespritzt. Danach ist eine Auffrischung erst nach einem Jahr notwendig, solange der Hund keinem erhöhten Risiko ausgesetzt ist.
Sowohl eine Impfung mit RIVAC Borrelia, als auch mit Merilym3 sollte jedes Jahr wiederholt werden. Nur so ist dein Hund vor Borreliose von Innen heraus geschützt. Bei Hunden, besonders bei Älteren, ist ein Bluttest vor der Impfung sinnvoll, da sie bereits mit verschiedenen Erregern in Kontakt gekommen sein könnten.
Hunde auf Zecken untersuchen
Sind Zecken wieder aktiv, dauert es nicht lange bis sie sich an ihren Wirt haken und ihren Stechrüssel einführen. Das Hundefell macht es ihnen noch leichter sich unbemerkt einen Ort für die Mahlzeit zu suchen.
Nach dem Spaziergang auf Wiesen, im Wald oder auf dem Feld ist es daher für dich als Hundehalter sehr wichtig, den Hund auf Zecken zu untersuchen. Je schneller Zecken entdeckt und entfernt werden, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit einer Krankheitsübertragung.
Achte beim Untersuchen auf kleine schwarze, braune oder rötliche Punkte im Fell deines Hundes. Die Parasiten setzen sich besonders gerne an Kopf, Brust, Nacken, Beinen oder Schultern fest. Dies sind die Stellen, mit denen sie als erstes in Berührung kommen.
Braucht mein Hund ein Anti-Zeckenmittel?
Je nach Lebensraum deines Hundes, ob in der Stadt oder im Land, kannst du über den Einsatz von Zeckenschutzmitteln entscheiden. Grundsätzlich solltest du auf jeden Fall eine Zeckenschutz Variante für dein Hund wählen, denn Zecken lauern überall.
Lebst du mit deinem Hund in der Natur, oder geht ihr gerne ausgiebig im Wald spazieren, dann ist die Gefahr eines Zeckenstichs automatisch wesentlich höher als in der Stadt. Im Wald fühlen sich Zecken am wohlsten und warten im Gras, auf Laub oder im Gebüsch ungestört auf einen passenden Wirt.
Wenn du in der Stadt lebst, ist das Risiko des Zeckenbisses geringer. Die wenigen Möglichkeiten sich zu verstecken und auf einen Wirt zu lauern machen es für Zecken schwierig an Nahrung zu kommen.
Jedoch ist auch in der urbanen Landschaft Vorsicht geboten. Zecken können sich in kleineren Grünanlagen, in Gebüschen oder Wiesen aufhalten. Daher ist dein Hund, auch in der Stadt, vor Zecken nie geschützt. Den Schutz solltest du ihm bieten.
Chemische Zeckenschutzmittel
Chemische Zeckenschutzmittel mindern das Übertragungsrisiko einer Infektion durch einen Zeckenbiss enorm. Die Wirkstoffe darin können zwei Effekte auf die Zecke haben: eine repellierende Wirksamkeit und eine abtötende Wirksamkeit.
Repellierende Zeckenmittel bewahren Hunde vor dem Zeckenstich ab. Da Infektionen teilweise sehr schnell von der Zecke auf den Wirt übertragen werden können, raten Tierärzte auf ein repellierendes Zeckenpräparat zurückzugreifen.
Abtötende Präparate wirken nach dem Stich. Sie entfalten ihre volle Wirkung erst, wenn die Zecke die Körperflüssigkeit des Hundes aufgenommen hat. Dies hat zum Nachteil, dass der Parasit bereits Erreger wie Bakterien oder Viren an den Wirt weitergegeben haben kann.
Die folgenden Zeckenmittel werden am häufigsten verwendet und sind besonders wirksam in Bekämpfung
Ungezieferhalsbänder gegen Zecken
Hunde-Halsbänder schützen nicht allein gegen Zecken, sondern halten teilweise auch Mücken und Flöhe fern. Sie werden bei Auslandsreisen wärmstens empfohlen, und können bereits bei Welpen ab der 8. Lebenswoche angewendet werden.
Ungezieferhalsbänder bestehen aus Organophosphaten, Carbamaten und Pyrethroiden. Zu den Pyrethroiden zählen die Wirkstoffe Deltamethrin, Permethrin und Flumethrin. Wandert die Zecke über den Hund um eine geeignete Stichstelle zu finden, werden durch die Pyrethroide die Nerven in den Beinen gereizt.
Durch die Reizung beginnt die Zecke förmlich zu tanzen, als würde sie über heißen Sand laufen. Anstatt zuzustechen, kann sich die Zecke nicht mehr halten und fällt von ihrem Wirt ab. Sie stirbt an den Folgen der Wirkung, in der Regel ohne gestochen zu haben.
Wichtig: Wenn du Hund und Katze hast, dann solltest du Hunde-Halsbänder nie anwenden. Katzen verfügen nicht über die gleichen Enzyme wie Hunde und können Pyrethroide nicht abbauen. Durch das Knabbern am Halsband oder die langfristige Nähe zum Hund kann es zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen kommen.
Tabletten gegen Zecken
Die Zeckentabletten bestehen aus Isoxazoline, dazu zählt der Wirkstoff Fluralaner. Sie haben keine repellierende Wirkung, sondern eine töten die Zecke nachdem sie zugestochen hat. So kommt sie in Kontakt mit den für sie schädlichen Antikörpern.
Die Isoxazoline werden bei der Aufnahme im Fettgewebe, in Organen wie der Leber und Niere, sowie in den Muskeln angereichert. Die lange Wirkung des Zeckenmittels wird durch das langsame Abbauen im Organismus gewährleistet.
Spot-on gegen Zecken
Spot-on Präparate sind ähnlich breit aufgestellt wie die Parasitenhalsbänder. Sie können Zecken, Flöhen und anderen Schädlingen vorbeugen, und breiten sich äußerlich auf der Haut des Hundes aus.
Es gibt zwei Wirkstoffe, die in Spot-ons eingesetzt werden:
- Phenylpyrazole, beispielsweise enthalten im Wirkstoff Fipronil
- Avermectine, enthalten im Wirkstoff Selamectin
Spot-on Zeckenmittel gelangen nicht in den Körper des Hundes. Sie belegen nur seine erste Hautschicht (Epidermis) und die Talgdrüsen. Diese Drüsen produzieren ein öliges Hautschutzsekret, das sich mit dem Wirkstoff auf der Haut verbindet.
Die Kombination aus Sekret und Präparat verteilt sich über die Drüsen auf der kompletten Körperoberfläche und schützt den Hund ganzheitlich.
Sind chemische Zeckenmittel schädlich für Hunde?
Die Dosierung der Wirkstoffe, die in den Halsbändern, Tabletten und Spot-On Präparaten für Hunde enthalten sind, ist gerade hoch genug für das Angreifen der Nerven der Parasiten. Dem menschlichen sowie dem Nervensystem von Hunden kann diese nichts anhaben.
Ebenfalls beruhigend: Genauso wie in der Humanmedizin müssen tierische Arzneimittel genau geprüft werden, bevor sie zugelassen werden. Um auf den deutschen Markt dem Verbraucher zur Verfügung gestellt zu werden, bedarf es der Einhaltung von Regulierungen und Gesetzen.
Die chemischen Mittel sind somit als ungefährlich für Menschen und Hunde zu betrachten.
Eine Ausnahme besteht nur, wenn es eine Überempfindlichkeit gegenüber bestimmter Medikamente gibt. Bei Hunden, die das sogenannte MDR-1-Gendefekt tragen, verursachen die Wirkstoffe der chemischen Zeckenmittel bleibende gesundheitliche bis tödliche Schäden. Ob dein Hund vom Gendefekt betroffen ist, kannst du dank des speziellen MDR1-Tests für Hunde erfahren.
Schützen Zeckenmittel ganz ohne Chemie?
Auch natürliche Anti-Zeckenmittel sind in der Tiermedizin ein Thema. Und Tierärzte sind sich dabei einig: Zecken kannst du mit einem Zeckenmittel, das aus 100% natürlichen Stoffen besteht, nicht erfolgreich abwehren. Es gibt bislang keine Studie, die diese Behauptung widerlegen würde.
In der folgenden Liste findest du einige Tipps, die deinem Hund zwar helfen, aber allein vor einem Zeckenbiss und seine Folgen nicht schützen könnten. Zudem rechnen wir hier mit ein paar Mythen ab.
Futter
Durch eine ausgewogene Ernährung kannst du das Immunsystem deines Hundes ganz einfach stärken. Achte immer darauf, dass sein Futter über alle wichtigen Mineralien und Vitamine verfügt.
Gemüse und Obst, besonders Äpfel, sind reich an wichtigen Mineralstoffen und Vitaminen, die das Abwehrsystem unterstützen können.
Propolis
Die Substanz von Bienen aus Pflanzen Exkreten gewonnen und zur wasserabweisenden Beschichtung ihrer Honigwaben verwendet. In Form von Tabletten und Tropfen wirkt entzündungshemmend, antiparasitär, antiseptisch.
Als Salbe fördert es die Wundheilung. Propolis kann das Immunsystem von innen stärken, oder in der äußeren Anwendung bei Zeckenbissen die Verbreitung einer Infektion verhindern.
Kokosöl
Das Öl soll bei Zecken eine Verstopfung der Atemwege bewirken. Die enthaltene Laurinsäure wird jedoch erst durch das Auftragen einer dicken Schicht ihre volle Wirkung entfalten.
Da Kokosöl natürlich extrem fettig ist, verklebt es bei einer größeren Menge das Fell und die oberen Hautschichten kann nicht mehr atmen. Neben allergischen Reaktionen, wird dabei auch die Wärmeregulierung gestört.
Durch den Fettfilm kann die Haut nicht mehr richtig atmen, und die Wärme- und Kälteempfinden des Hundekörpers leidet. Außerdem bleiben Dreck und Staubpartikel kleben, die die natürliche Reinigung des Fells beeinflussen.
Schwarzkümmelöl
Wie auch bei Kokosöl gilt bei Schwarzkümmelöl, dass es mehr Beweise über die negativen als positiven Effekte gibt. Besonders der Geruch belastet die Hundenase und das Öl hinterlässt ebenfalls einen Fettfilm auf dem Fell.
Die innere Anwendung in Kapselform soll entzündungshemmend wirken. Inwiefern dies zutrifft wurde jedoch noch nicht ausreichend wissenschaftlich belegt. Im Gegenteil, bei Ratten und Mäusen haben Forscher einen toxischen Effekt auf die Leber entdeckt.
Bernstein und EM-Keramik
Zwar sehen die Ketten über dem Halsband schön aus, erfüllen aber keinen weiteren Zweck. In der Wissenschaft wurde bisher kein Beweis über ihre Wirkung erbracht.
Tatsache ist, dass Zecken zu den resistentesten und robustesten Spezies der Welt zählen. Die Wahrscheinlichkeit einer möglichen Schädigung durch positive (Ionen-) Strahlung ist somit sehr gering.
Knoblauch
Auch Knoblauch in jeglicher Form hilft weder gegen Zecken, noch andere Parasiten. In seiner puren Form ist er sogar giftig für Hunde, da er seine roten Blutkörperchen zerstört.
Weitere Lebensmittel, die deinem Hund schaden können findest du in unserem Artikel über Vergiftung bei Hunden.
vetevo-Fazit
Der perfekte Zeckenschutz besteht aus der Kombination von verschiedenen Methoden. Ein Mittel alleine schützt deinen Hund meist nur partiell.
Natürliche Mittel gegen Zecken sind umstritten. Wissenschaftliche Beweise über ihre tatsächliche Wirkung gibt es nicht. Trotzdem ist die richtige Ernährung für ein starkes Immunsystem essentiell. Ist dieses intakt, kann eine Infektion möglicherweise abgewendet und eine Erkrankung in Schach gehalten werden.
Eine Impfung ist prinzipiell immer die richtige Entscheidung eines Tierbesitzers, um einen gesunden Hund vor der Infektion mit Borrelien zu bewahren. Sollten die anderen Anti-Zeckenschutzmittel nicht ausreichend wirken, dann ist die Impfung eine weitere Hürde für die Erreger sich auszubreiten.
Das Absuchen deines Hundes sollte für dich in der Zeckensaison zur Routine nach jedem Spaziergang werden. Es schützt zwar nicht vor dem Zeckenstich an sich, kann aber die Infizierung durch die Zecke mit Krankheitserregern bei früher Entdeckung verhindern.
Chemische Mittel wie Ungezieferhalsbänder, Spot-On Präparate und Tabletten sind bewährt. Sie alle können Nebenwirkungen hervorrufen, jedoch sind diese bei bereits vorerkrankten Hunden wesentlich häufiger als bei einem gesunden Tier. In Verbindung mit der Impfung sind sie der effektivste Schutz gegen Zecken.
vetevo - Aus Liebe zum Tier
Quellen:
- Kühne B. Infektionsgefahr durch Zecken übertragene Erreger – Keine Entwarnung. team.konkret 2014; 10(01): 24 - 25. doi:10.1055/s-0033-1359384
- Straubinger R, Pantchev N. Die Lyme-Borreliose-Impfung beim Hund – kontrovers diskutiert. kleintier konkret 2010; 13(05): 8 - 11. doi:10.1055/s-0030-1255310
- Wolken S. Gefährliche Fracht – Zecken-übertragene Infektionskrankheiten verhindern. team.konkret 2015; 11(01): 24 - 25. doi:10.1055/s-0034-1396216
- Zecken. In: Vormwald K, Hrsg. Praxisbuch für Tierheilpraktiker. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: Georg Thieme Verlag ; 2020. doi:10.1055/b-007-168896