Die Infektion mit Leptospirose wird oftmals von Tierärzten und Hundebesitzern übersehen, denn viele Hunde leiden nur an milden und allgemeinen Symptomen. Aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr ist sie in vielen Ländern nach dem Infektionsschutzgesetz meldepflichtig, sobald es einen bestätigten Nachweis gibt.
Damit sich die Krankheit nicht unentdeckt ausbreitet, ist es besonders wichtig sich über ihre Bedeutung zu informieren, vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen und die möglichen Folgen zu kennen.
Inhaltsverzeichnis:
- Was ist Leptospirose?
- Wie infiziert sich mein Hund?
- Wie schnell breiten sich Leptospiren im Körper aus?
- Symptome der Leptospirose bei Hunden
- Leptospirose diagnostizieren
- Therapie
- Prognose für deinen Hund
- Können sich Menschen an Leptospirose anstecken?
- Vorbeugende Maßnahmen: Impfung gegen Leptospirose
Was ist Leptospirose?
Die Leptospirose, ehemals “Stuttgarter Hundeseuche”, ist eine weltweit auftretende bakterielle Infektionskrankheit und Zoonose (Infektion, die sowohl von Tier zu Mensch als auch von Mensch zu Tier übertragen werden kann). Die Erkrankung kommt bei über 150 bestätigten Säugetierarten vor.
Die Leptospiren fallen unter die Gruppe der Spirochäten und sind Bakterien, die eine große Zahl an Unterarten mit sich bringen. Insgesamt gibt es über 260 verschiedene Serogruppen (Arten) mit jeweils wieder eigens unterscheidbaren Serotypen (Unterarten). Jeder Typ verursacht unterschiedlich schwere Krankheitsbilder bei Tieren und Menschen.
Vorstellen kann man sich das einzelne Bakterium als dünnen, spiralförmigen Faden, der sich wie ein Wurm winden kann und einen Haken an seinem Ende besitzt. Jede Art hat einen Hauptwirt, welcher sie mit dem Urin ausscheidet und in seiner Umwelt verteilt. Hauptwirte sind oftmals Igel, Ratten, Mäuse, Schweine und Rinder. Von ihnen aus übertragen sich die Leptospiren untereinander als auch speziesübergreifend auf Nebenwirte wie Hunde, Katzen und Menschen.
Die Infektion erfolgt über die Schleimhäute an den Augen, dem Mund und der Nase sowie den Geschlechtsorganen, im Darm und über Wunden. Trotz der Unterscheidung in Haupt- und Nebenwirte sind die Serotypen nicht an einen von ihnen gebunden. Bietet sich ihnen die Chance auf einen neuen Wirt, agieren sie schnell. Dass Hauptwirte weniger häufig akut erkranken, liegt an ihrer Genetik und den Antikörpern. Die Tiere sind zwar empfänglicher für die jeweilige Leptospirenart, entwickeln aber, durch die andauernde Wirt-Erreger-Beziehung, nur milde oder sogar gar keine Anzeichen - sie bleiben größtenteils ihr Leben lang infiziert und dienen als Reservoir.
Nebenwirte dagegen sind zwar weniger empfänglich, jedoch mit den angreifenden Bakterien nicht vertraut. Somit leiden sie an einer schweren Infektion und behalten die Leptospiren länger in sich als die Hauptwirte selbst.
Wie infiziert sich mein Hund?
Der Weg vom Reservoirträger zum Nebenwirt ist schnell und unscheinbar. Die Inkubationszeit beträgt circa 5 bis 7 Tage. Tierärzte haben beobachtet, dass sich im Spätsommer und Herbst aufgrund des Anstiegs der Regentage, die meisten Fälle von Leptospirose bei Hunden abzeichen.
Das Risiko der Infektion variiert nach vorbeugenden Maßnahmen, der Umgebung, der Region sowie dem Land, in welchem sich dein Vierbeiner befindet. Auch die Außentemperatur ist ausschlaggebend bei der Verbreitung. Während die Bakterien bei Minusgraden kaum überleben, ist ein warmes oder tropisches Klima optimal für sie. Im Wasser können sie bei 0 bis 25°C, in feuchten Böden bei über 20°C für mehrere Wochen bis Monate bestehen bleiben.
Die Infektion geschieht durch direkten oder indirekten Kontakt mit dem Erreger. Direkt übertragen werden Leptospiren über die Aufnahme des Harns der genannten Hauptwirte oder anderer bereits infizierter Säugetiere. Außerdem kann er durch die Paarung und das Fressen und Ablecken von infiziertem Gewebe in den Körper deines Hundes eindringen.
Hierbei darf auch die Infektion durch kontaminiertes Blut auf keinen Fall außer Acht gelassen werden. Beim Biss eines infizierten Tieres, bei Blutspenden, beim Fressen eines Reservoirs wie Mäusen oder beim Lecken von fremden Wunden wandern die Erreger leicht vom einen auf den anderen Wirt.
Die indirekte Übertragung erfolgt beispielsweise durch den Kontakt mit Erde, Wasser, Futter oder an Schlafplätzen eines infizierten Tieres. Am wahrscheinlichsten ist dabei die Infektion durch kontaminiertes Wasser und feuchter Erde, da sich die Bakterien darin extrem lange aufhalten können.
Auf Pfützen und Näpfe im Freien solltest du speziell achten, in ihnen kann sich Rattenurin befinden. Denn die Nagetiere markieren ihre Wege, indem sie sich auf die Pfoten pinkeln und verteilen so die Leptospiren überall dort, wo sie entlang laufen. Dies ist die führende Kontaminationsquelle bei Hunden.
Achtung: Das bedeutet, dass wasser- und schlammliebende Hunde sowie diejenigen unter ihnen, die gerne Buddeln und ihre Nase viel am Boden tragen, zur Risikogruppe gehören.
Wie schnell breiten sich Leptospiren im Körper aus?
Bereits nach dem ersten Kontakt mit einem potentiellen Wirt wächst die Anzahl der Leptospiren innerhalb des Blutes immens. Diese erste Phase gilt bereits als akut, denn die Masse an Erregern befällt schon währenddessen den ganzen Körper.
Innerhalb der Inkubationszeit machen die Leptospiren vor so gut wie keinem Organ halt. Sie siedeln vornehmlich an Nieren und Leber aber auch die Milz, die Lunge, die Muskulatur, das Zentralnervensystem, die Augen und Geschlechtsorgane werden nicht verschont. Durch ihre rasante Vermehrung schädigen sie das Gewebe dieser Organe und rufen Entzündungen hervor. Diesen Vorgang nennt man auch systemische Infektion.
Die Leptospirose existiert solange, bis das Immunsystem auf die Erreger reagiert und sie beseitigt. Dies erfolgt bei einer vorausgehenden Impfung meist schnell genug, sodass bei funktionstüchtiger Abwehr keine Schäden verursacht werden können. Ohne Impfung werden die Leptospiren mithilfe von Medikamenten aufgehalten.
Symptome der Leptospirose bei Hunden
Wie erwähnt ist die Intensität der Symptome abhängig von dem Serotyp der Leptospiren. Darüber hinaus spielen auch das Alter, die Wirtimmunität (Haupt- oder Nebenwirt), die Funktion der befallenen Organe, das Immunsystem, die Menge der Bakterien im Körper sowie die Umwelt des Hundes eine Rolle.
Da du als Tierbesitzer die klinischen Symptome kaum selbst erkennen kannst, wollen wir dich mit den unspezifischen Anzeichen bekannt machen:
- Fieber
- Apathie (Teilnahmslosigkeit)
- Erbrechen und Durchfall (teilweise blutig)
- Anorexie (Appetitlosigkeit)
- Gelbsucht; dabei färbt sich der Urin unnatürlich gelb
- gesteigerter Durst und Harndrang
- Husten und Atembeschwerden sind möglich
Eine medizinisch erkennbare und somit klinisch manifestierte Infektion kann bei jedem Hund auftreten. Der schwere Verlauf der Leptospirose betrifft allerdings primär Welpen unter 6 Monaten.
Leptospirose diagnostizieren
Bei der Diagnose rücken die klinischen Symptome wieder in den Vordergrund. Da der Schweregrad und auch der Befall der Organe von Fall zu Fall individuell ist, muss auf die Zusammensetzung aller Einflüsse geachtet werden. Genau das erschwert die Diagnose natürlich.
Die wichtigsten Anzeichen für den Tierarzt sind akute Nieren- und Leberentzündungen, gelbe Schleimhäute in Kombination mit Gelbsucht sowie Lungenblutungen und Gerinnungsstörungen. Doch diese Anzeichen sichern die Diagnose der Leptospirose nicht endgültig.
Damit früh genug geklärt werden kann, was deinem Hund fehlt, macht der Arzt eine Blut- und Urinuntersuchung. Hierbei ist ein Antikörpernachweis (Serologie), ein Nachweis von Leptospiren-DNA und von Bakterien im Körper maßgeblich. Zusätzlich können Leptospiren dann unter dem Mikroskop nachgewiesen werden.
Der indirekte Erregernachweis mit dem Mikroagglutinationstest (MAT) ist die wohl häufigste Methode das Antikörpervorkommen zu messen. Steigt der Blutwert erheblich gegen eine Leptospirenart an oder ist der Wert 4fach erhöht, gilt dies als Beleg der Infektion. Ein negativer Test sollte nach 1-2 Wochen wiederholt werden, da die Antikörper bei einer Leptospirose im Frühstadium noch nicht ausreichend ausgebildet sein können.
Dieser Verfahren sollte mit einem direkten Erregernachweis ergänzt werden. Mittels Dunkelfeldmikroskopie von frischem Urin sind Veränderungen der Normalwerte klar zu erkennen und der Tierarzt kann eine Diagnose sowie die passende Therapie festlegen.
Therapie
Eine diagnostizierte Leptospirose muss dem Veterinäramt umgehend durch den Tierarzt gemeldet werden. Um die Zoonose einzuschränken, werden deinem Hund Antibiotika wie Penicilline, Aminopenicilline und Tetrazykline verordnet. Sie verhindern die weitere Ausbreitung der Leptospiren im Körper und beenden die Ausscheidung.
Ferner ist es wichtig die Symptome zu behandeln. Dies erfolgt durch einen Behandlungsplan, der vor allem auf die betroffenen Organe, das Immunsystem deines Hundes und den Schweregrad der Infektion abgestimmt ist. Bei Nierenversagen ist zum Beispiel eine Infusionstherapie vonnöten.
Ist dein Vierbeiner in Therapie, musst du besonders auf die Hygiene achten, um seinen bereits vorbelasteten Körper nicht weiter zu belasten. Urinieren sollte er außerdem zu Beginn nur an Stellen, an denen du hinterher desinfizieren kannst, sonst gehst du das Risiko, dass die Infektion weitere Tiere trifft.
Prognose für deinen Hund
Trotz einer Therapie ist die Wahrscheinlichkeit eines tödlichen Verlaufs relativ hoch. Bei Hunden, die unter einer akuten und schweren Infektion leiden, liegt die Überlebensrate bei circa 50%. Von erkrankten Junghunden und Welpen unter 6 Monate überleben häufig nur circa 20%.
Können sich Menschen an Leptospirose anstecken?
Die Antwort lautet: ja. Bei der Leptospirose handelt es sich um eine speziesübergreifende Infektion - eine Zoonose. Das heißt, dass sich Menschen mit den Erregern infizieren und daran akut erkranken können. Eine daraus möglicherweise resultierende Krankheit ist die “Weilsche Krankheit”.
Bist du bereits erkrankt, kannst auch du deinen Hund (oder deine Katze) anstecken. Meist geschieht dies durch den Kontakt mit Urin oder mit Wunden.
Vorbeugende Maßnahmen: Impfung gegen Leptospirose
Hunde können gegen mehrere Typen von Leptospiren geimpft werden. Die zwei verfügbaren Impfstoffe schützen vor Leptospira Canicola, L. Grippothyphosa, L. Icterohaemorrhagiae und Leptospira Bratislava. Diese sind die in Deutschland besonders vertretenen Erreger.
Die Impfung gegen die häufigsten Unterarten startet mit einer Grundimmunisierung durch zwei Impfungen im Abstand von 3-4 Wochen, bestenfalls im Frühjahr (vor der Hauptsaison). Zudem muss sie mindestens einmal jährlich erneuert werden. Lebst du mit deinem Hund in einem Risikogebiet, solltest du ihn womöglich, in Rücksprache mit deinem Tierarzt, alle 6 Monate impfen lassen.
Weitere vorbeugende Maßnahmen:
- Hunde nicht aus Pfützen trinken lassen
- Im Freien stehende Näpfe mit Wasser meiden
- Als Tierbesitzer die Hygiene einhalten (besonders nach Kontakt mit Urin etc.)
vetevo Fazit
Die Leptospirose ist eine Infektionskrankheit, die von Tieren auf den Menschen übertragen werden kann (und umgekehrt). Innerhalb kürzester Zeit greifen die Erreger den Organismus deines unbemerkt Hundes an und erst nach etwa einer Woche Inkubationszeit zeigen sich die ungenauen Symptome.
Während Hunde mit starkem Immunsystem nur milde erkranken und Hunde mit Impfung gegen die Mehrheit der im DACH-Raum vorkommenden Leptospirentypen geschützt sind, leiden schwache Hunde wie Welpen ohne Schutzmaßnahmen meist besonders schwer.
Eine frühe Diagnose ist die einzige Möglichkeit Organe vor gewaltigen Schäden zu bewahren. Denn auch eine Therapie garantiert nicht, dass die Leptospirose ohne lebenslange Folgen geheilt werden kann.
vetevo - aus Liebe zum Tier.
Quellen:
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- Francey T, Schweighauser A. Leptospirose beim Hund – ein Update. kleintier konkret 2014; 17(01): 30 - 37. doi:10.1055/s-0033-1361519
- Leptospirose. In: Damm A, Hrsg. VetSkills. 2., vollständig aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: Schattauer GmbH; 2012. doi:10.1055/b-005-149004
- Hartmann K, Stützer B. Leptospirose beim Hund – Überblick über Bedeutung, Klinik und Prophylaxe. Veterinärspiegel 2012; 22(02): 51 - 54. doi:10.1055/s-0031-1298545
- Gentil M. Leptospirose beim Hund – Schnelltest, PCR oder MAT?. kleintier konkret 2020; 23(02): 27 - 32. doi:10.1055/a-1106-6289