Gebärmutterentzündung beim Hund - Das Wichtigste auf einen Blick
✔️ Pyometra (Gebärmutterentzündung) verstehen: Eine ernsthafte Infektionskrankheit der Gebärmutter bei nicht kastrierten Hündinnen, die potenziell lebensbedrohlich ist.
✔️ Risikofaktoren: Vor allem ältere Hündinnen und bestimmte Rassen wie Collies und Rottweiler sind gefährdet.
✔️ Symptome: Übelriechender Ausfluss, exzessives Lecken, Apathie, geschwollener Bauch. Offene und geschlossene Pyometra unterscheiden.
✔️ Ursachen: Hormonelle Ungleichgewichte und bakterielle Infektionen sind Hauptursachen.
✔️ Behandlung: Konservative Behandlung bei offener Gebärmutterentzündung, dringend, Kastration bei geschlossener Pyometra zur Rettung des Lebens der Hündin.
✔️ Vorbeugung: Kastration ist die effektivste Vorbeugungsmethode gegen Pyometra.
✔️ Rechtzeitiges Handeln: Bei Anzeichen von Pyometra ist schnelles Handeln entscheidend.
Was ist eine Gebärmutterentzündung beim Hund (Pyometra)?
Inhaltsverzeichnis:
- Was ist eine Gebärmutterentzündung beim Hund (Pyometra)?
- Welche Hündinnen bekommen häufig eine Gebärmutterentzündung?
- Symptome - Wie äußert sich eine Gebärmutterentzündung?
- Die Ursachen einer Gebärmutterentzündung
- Wie wird die Gebärmutterentzündung behandelt?
- Pyometra beim Hund vorbeugen
Das Wort Pyometra setzt sich dem Wort „Pyo“ für Eiter und „Metra“, für Gebärmutter zusammen und bezeichnet somit die Vereiterung der Gebärmutter.
Diese Erkrankung ist recht häufig bei Hündinnen. Laut verschiedenen Studien erkranken 25% der weiblichen Hunde in einem Alter von unter 10 Jahren an einer Gebärmutterentzündung. Nicht behandelt kann eine Gebärmutterentzündung durch eine Blutvergiftung zum Tod führen.
In der Medizin wird von einer Pyometra gesprochen, wenn folgende drei Befunde gesichert sind: eine vergrößerte Gebärmutter, eine Füllung dieser mit Eiter und eine verdünnte Gebärmutterwand.
Welche Hündinnen bekommen häufig eine Gebärmutterentzündung?
Die Krankheit kann bei jeder Hündin auftreten, die die erste Läufigkeit bereits erlebt hat und natürlich noch eine Gebärmutter besitzt - also nicht kastriert ist. Allerdings haben diverse Studien ergeben, dass die meisten Hündinnen, die unter einer Gebärmutterentzündung leiden, bereits älter als sechs Jahre sind. Während bei jüngeren Hündinnen mutmaßlich durch die im Zuge einer Trächtigkeitsverhütung gegebenen Hormone eine Gebärmutterentzündung veranlasst wird, bringt bei älteren Hündinnen die vermehrte Progesteronproduktion den Hormonhaushalt aus dem Gleichgewicht.
Tatsächlich gibt es gewisse Tendenzen, welche Hunderassen besonders häufig an einer Gebärmutterentzündung erkranken. Diese sind beispielsweise Collies, Rottweiler und Berner Sennenhunde. Allerdings wäre die Annahme, Hündinnen anderer Rassen wären so sicher vor einer Gebärmutterentzündung, sehr unrealistisch. Grundsätzlich gilt: Wer eine Gebärmutter hat, kann an einer Pyometra erkranken.
Symptome - Wie äußert sich eine Gebärmutterentzündung?
Die Symptome sind von dem Verlauf der Krankheit selbst abhängig. Die Entzündung der Gebärmutter lässt sich in zwei Formen unterteilen, die unterschiedlich gefährlich sind und auch unterschiedliche Behandlungen erfordern können.
Offene Gebärmutterentzündung
Bei der offenen Gebärmutterentzündung kann der Eiter über den geöffneten Muttermund abfließen. Dabei sind die äußeren Schamlippen (Vulva) der Hündin geschwollen und sie hat einen eitrig-braunen Ausfluss, der oft als sehr übelriechend wahrgenommen wird. Dir als Besitzer wird evtl. auffallen, dass sich deine Hündin übermäßig viel putzt und leckt. Diese Form wird als die weniger dramatische Version der Gebärmutterentzündung angesehen, da die Gebärmutter zumindest nicht Gefahr läuft, zu Platzen. Da sich die Situation jedoch jederzeit drastisch verschlechtern kann, muss auch hier unbedingt direkt gehandelt werden.
Geschlossene Gebärmutterentzündung
Dies ist die extrem gefährliche Form der Pyometra. Die Gebärmutter der Hündin füllt sich mehr und mehr mit Eiter, der nicht ablaufen kann. Der Bauch der Hündin ist deutlich aufgebläht und die Bauchdecke ist fest angespannt und schmerzhaft. Weiterhin hat die Patientin viel Durst und trinkt viel, somit häuft sich auch das Wasserlassen. Die Hündin hat Fieber und ist offensichtlich in ihrem Allgemeinbefinden gestört. Wie bereits erwähnt besteht die Möglichkeit, dass das mehr und mehr gespannte Organ - wie ein Luftballon, der zu stark aufgeblasen wird - irgendwann platzt. Der Inhalt entleert sich allerdings nicht in die Umwelt, sondern in die Bauchhöhle der Hündin. Das ist extrem gefährlich! Denn die eitrige, mit Bakterien angereicherte Flüssigkeit, hat dort nichts zu suchen! Es kann zu einer Bakteriämie kommen (Bakterien gelangen in die Blutbahn). Durch die von den Bakterien gebildeten Gifte kommt es im Anschluss zu einer Blutvergiftung, die lebensbedrohlich ist. Der Körper schaltet sein Immunsystem ein und Fieber ist die Antwort.
Sonderform: Entzündung des “Gebärmutterstumpfes”
Die sogenannte Stumpfpyometra tritt bei kastrierten Hündinnen auf. Genauer gesagt bei Hündinnen, bei denen eine Ovariohysterektomie, also eine Entfernung sowohl der Eierstöcke als auch der Gebärmutter durchgeführt wurde. Der noch vorhandene „Gebärmutterstumpf“ kann sich entzünden. Eine Ursache dafür kann sein, dass bei der Kastration teilweise Gewebe des Eierstocks im Körper der Hündin „vergessen“ wurde und weiterhin Hormone produziert werden. Diese hormonellen Imbalancen können eine Gebärmutterentzündung verursachen. Weiterhin kann sich die OP-Naht entzünden und die Infektion auf die Gebärmutter übertragen.
Schnelles Handeln rettet im Ernstfall das Leben der Hündin
Zumindest bei der offenen Pyometra ist der blutige bis eitrige und übelriechende Ausfluss ein häufiges Anzeichen für die Erkrankung. In frühen Stadien kann er allerdings mit einer normalen Läufigkeitsblutung verwechselt werden. Leider ist eine Gebärmutterentzündung nicht immer direkt zu erkennen, da die Hündinnen oft relativ unauffällige Symptome zeigen. Diese können Durchfall, Erbrechen, starker Durst und häufiges Harnabsetzen, Mattigkeit und Fieber sein. Auch Schmerzen im hinteren Bauchbereich können der Hündin zu schaffen machen.
Die Ursachen einer Gebärmutterentzündung beim Hund
Bei der sogenannten Pathogenese der Pyometra, also der Entstehung der Krankheit, ist es ein bisschen wie bei dem Huhn und dem Ei: Ob zuerst der Hormonhaushalt aus dem Gleichgewicht gebracht wird, oder zuerst eine bakterielle Infektion stattfindet, ist derzeit nicht geklärt.
Die meisten Fälle von Pyometra treten während des Metöstrus auf. Das ist die dritte Phase des Zyklus. In dieser Phase kümmert sich der Körper darum, dass die Gebärmutterschleimhaut erneuert wird. Aber Vorsicht! Nur weil eine Hündin sich nicht im Metöstrus befindet, bedeutet das nicht, dass eine Gebärmutterentzündung ausgeschlossen werden kann. Oft erkennen die Besitzer die Symptome relativ spät, wodurch die Hündin erst ziemlich spät in der Ruhephase (Anöstrus) einem Arzt vorgestellt wird. Wenn die Gebärmutterentzündung im Metöstrus unerkannt bleibt, kann die Situation verschlimmern: Im Metöstrus ist der Muttermund zunächst noch offen, daher liegt eine offene Pyometra vor. Diese wird allerdings zur gefährlichen geschlossenen Form, wenn sich am Ende des Metöstrus der Muttermund schließt.
Hormonelle Imbalance
Nach dem Eisprung im Östrus, also Metöstrus, wird im Körper der Hündin sehr viel Progesteron produziert. Dadurch entlassen die Drüsen in der Gebärmutter große Mengen an Sekret, und es entspannt außerdem die Muskulatur der Gebärmutter. Eigentlich soll das dem Embryo helfen, sich in die Gebärmutterwand einzunisten, jedoch bietet gerade das Sekret ein optimales Wachstumsmilieu für Bakterien. Zusätzlich zu diesen für Bakterien perfekten Bedingungen in der Gebärmutter ist auch der Muttermund im Östrus und Metöstrus geöffnet.
So steht den Bakterien Tor und Tür offen, in die Gebärmutter einzutreten. Erst am Ende des Metöstrus schließt sich der Muttermund. Das würde bei der trächtigen Hündin den Schutz des Embryos garantieren. Bei der Gebärmutterentzündung ist dieser Vorgang allerdings fatal: Wenn der Muttermund geschlossen ist und sich durch die Entzündung sehr viel Eiter in der Gebärmutter der Hündin ansammelt, kann das Sekret nicht abfließen und es kommt zu der gefährlichen Form der geschlossenen Pyometra.
Progesteron hat eine weitere Funktion, die die Entstehung einer Gebärmutterentzündung begünstigt. Durch Progesteron wird die Produktion des sogenannten Insulin-Like-Growth Factor 1 (IGF1) begünstigt. Dieser Wachstumsfaktor ist ein körpereigener Stoff, der die Zellteilung in der Wand der Gebärmutter reguliert. Durch den Überschuss dieses Wachstumsfaktors beginnen die Drüsen in der Gebärmutter rasant zu wachsen. Sie vergrößern sich stark und es bilden sich Zysten in der Gebärmutterschleimhaut. Diese Krankheit wird auch mit CEH abgekürzt. Viele Forscher und Tierärzte sehen sie als Vorstufe einer Pyometra.
Neben den normalen Hormonschwankungen im Körper der Hündin, welche an sich schon beste Voraussetzungen für eine Gebärmutterentzündung bieten, gibt es auch atypische Ereignisse, die das Entstehen einer Gebärmutterentzündung weiter begünstigen können. Zum einen gibt es da die sogenannte „chemische Läufigkeitsunterdrückung“. Ähnlich wie bei der Anti-Baby-Pille beim Menschen werden der Hündin synthetisch hergestellte Substanzen zugeführt, die entweder das Hormon Progesteron nachahmen oder die Eierstockaktivität durch einen Überschuss an einem GNRH-ähnlichen Stoff herunterreguliert. Allerdings sollten die zurzeit verfügbaren Hormonpräparate nur in Ausnahmefällen als Alternative in Betracht gezogen werden, da ein relativ hohes Komplikationsrisiko besteht. Auch durch die chemische Läufigkeitsunterdrückung kann diese Krankheit begünstigt werden.
Allerdings kann der Hormonhaushalt auch ohne äußere Einflüsse durcheinandergebracht werden. Beispielsweise kann die Hündin unter verschiedensten Zyklusanomalien leiden, zum Beispiel einer verlängerten Östrogenwirkung. Weiterhin können auch Tumoren oder Zysten der Eierstöcke eine Hormon-Überproduktion veranlassen und so eine Gebärmutterentzündung begünstigen.
Bakterielle Infektion
Eine bakterielle Infektion kann nie alleine für eine Gebärmutterentzündung ursächlich sein. Allerdings sind Bakterien im Zusammenspiel mit den weiter oben genannten, hormonell bedingten Faktoren eine gefährliche Mischung.
Die Hündin kann sich auf verschiedene Arten und Weisen mit Bakterien infizieren. Die meist ursächlichen Bakterien sind übrigens häufig E.coli, welche dir bestimmt schon mal als Durchfallerreger zu Ohren gekommen sind. Zum einen können die Bakterien über die Scheide durch den geöffneten Muttermund in die Gebärmutter aufsteigen und dort eine Entzündung hervorrufen. Weiterhin können die Bakterien auch beim Deckakt auf die Hündin übertragen werden.
Unwahrscheinlich aber dennoch möglich ist, dass die Entzündung bereits an einer anderen Stelle im Körper vorzufinden ist, zum Beispiel an den Zähnen. In seltenen Fällen können diese Bakterien nun über das Blut bis zur Gebärmutter wandern und dort ihr Übel verrichten.
Weiterhin wird vermutet, dass eine Entzündung des Harntrakts auf die Gebärmutter übergehen kann. Im Hinblick darauf, dass Hündinnen recht anfällig für Blasenentzündungen sein können, ist diese Gefahr nicht zu unterschätzen.
Gerade bei langwierigen und schweren Entzündungen der Gebärmutter können je nach Bakterienart auch die Stoffwechselprodukte der Bakterien die Hündin vergiften (Bakteriotoxine). Dadurch werden auch andere Organe, wie Leber, Nieren und sogar das Herz des Tieres in Mitleidenschaft gezogen. Wie schon zuvor erwähnt: unbehandelt führt dies oft zu einer Blutvergiftung durch die Bakterientoxine und letztendlich zum Tod.
Trächtigkeitskomplikationen
Auch eine Trächtigkeit kann eine Gebärmutterentzündung verursachen. Sollte unbemerkt während der Schwangerschaft ein Welpe sterben, kann dies fatale Folgen für die Hündin haben. Das abgestorbene Gewebe kann zu einer schweren Entzündung der Gebärmutter führen. Bei den Abbauprozessen werden Giftstoffe freigesetzt, die für die Hündin tödlich sein können. Sollten bei der Geburt nicht alle Welpen aus der Gebärmutter heraustransportiert werden oder auch einfach nur die Nachgeburt nicht komplett abgehen, kann auch dies eine Gebärmutterentzündung verursachen.
Wie wird die Gebärmutterentzündung behandelt?
Bei der offenen Form wird meist die konservative Behandlungsweise, mit Hilfe von Medikamenten, gewählt. Das Mittel der Wahl ist hier der Progesteronhemmer Aglepriston, ein Antigestagen. Wichtig ist allerdings die Kombinationsgabe eines Antibiotikas um die Bakterien zu bekämpfen. Durch den offenen Muttermund kann der Eiter ablaufen und die Gebärmutter hat die Chance, die Entzündung zu bekämpfen.
Bei der geschlossenen Form ist eine Kastration als lebensrettende Sofortmaßnahme unumgänglich. Nur so kann sicher gewährleistet werden, dass die Hündin wieder gesund wird. Ist die Hündin durch die Entzündung im Körper schon sehr geschwächt, muss vor der Kastration der Kreislauf des Tieres durch Infusionen stabilisiert werden.
Es gibt auch Ansätze, die geschlossene Gebärmutterentzündung konservativ, also nur mit Medikamenten zu behandeln. Dazu verabreichen Tierärzte Antibiotika und progesteronähnliche Substanzen, um den Muttermund zu öffnen und den Eiter abfließen zu lassen. Diese Methode ist allerdings nur im frühen Stadium der Krankheit überhaupt in Betracht zu ziehen und garantiert nicht, dass die Entzündung nicht wieder kommt. Wie bereits erwähnt, stellt eine geschlossene Gebärmutterentzündung eine sehr große Gefahr für die Gesundheit der Hündin dar. Jederzeit kann es passieren, dass die Situation eskaliert und die Hündin durch das Platzen der Gebärmutter vergiftet wird. Demnach sollte die Konservative Therapie eher kritisch gesehen werden.
Sollte sich dennoch für eine konservative Behandlung entschieden werden, ist eine regelmäßige Kontrolle absolut anzuraten! Ebenso sollte die Medikamentenverträglichkeit und die Nierenüberwachung auf dem Therapieplan stehen.
Pyometra beim Hund vorbeugen
Im Grunde kann man eine Gebärmutterentzündung nicht anders vorbeugen, als mit einer Kastration der Hündin. Man kann durch das Entfernen sowohl der Eierstöcke, als auch der Gebärmutter, einer Entzündung der Gebärmutter vorbeugen. Allerdings mit einer Ausnahme: die Gefahr einer Stumpfpyometra bei der Entfernung der Gebärmutter und der Eierstöcke (OHE) besteht weiterhin! Nach neuesten Studien empfiehlt es sich, eine reine Eierstockentfernung (Ovarektomie) vorzuziehen. So gibt es die Hormone, die die Gebärmutter beeinflussen können, im Körper nicht mehr. Dadurch bleibt diese im Ruhezustand und der Gebärmuttermund dauerhaft geschlossen. So ist das Risiko, dass Bakterien in die inaktivierte Gebärmutter eindringen sehr gering und die Gefahr einer Gebärmutterentzündung geht gegen null. Weiterhin empfiehlt es sich immer, auf das Allgemeinbefinden der Hündin zu achten und eventuelle Symptome ernst zu nehmen. Besonders Fieber ist ein sehr ernst zu nehmendes Symptom.
vetevo-Fazit
Die Gebärmutterentzündung ist eine nicht zu unterschätzende Krankheit, deren Symptome auf jeden Fall ernst genommen werden müssen. Wird diese Erkrankung nicht behandelt, kann sie zum Tod der Hündin führen. Im fortgeschrittenen Stadium handelt es sich um einen absoluten Notfall und schnelles Reagieren entscheidet über Leben und Tod.
Bei angemessener und rechtzeitiger Betreuung durch einen Tierarzt kann die Entzündung gut behandelt werden und beeinträchtigt die Hündin nicht weiter.
Wer nun der Meinung ist, eine Kastration ist unbedingt notwendig, um die Hündin von einer Gebärmutterentzündung zu schützen, ist mit unserem Artikel Kastration der Hündin gut beraten. Denn die Gefahr der Pyometra ist nur einer der vielen Faktoren, die bei der Entscheidung: "Kastration - ja oder nein?" eine Rolle spielen sollten.
vetevo - Aus Liebe zum Tier.