Inhaltsverzeichnis:
- Das Krankheitsbild des Grünen Stars: Was ist ein Glaukom?
- Die gesunde Zirkulation im Auge
- Symptome - so erkennst du den Grünen Star
- Bei geringstem Verdacht auf Grüner Star, den Tierarzt aufsuchen
- Die Ursachen für ein Glaukom
- Das Primärglaukom
- Das Sekundärglaukom
- Behandlung: Medikamente oder Operation?
Das Krankheitsbild des Grünen Stars: Was ist ein Glaukom?
Bei einem Glaukom handelt es sich um einen Zustand, in dem sich der Augeninnendruck in einem oder beiden Augen abnormal erhöht.
Maßgeblich für die Entstehung eines Glaukoms ist die Struktur der Augenkammer, die Produktion des Kammerwassers und das Ablaufsystem im Auge. Das Glaukom bildet sich, wenn es zu einer Störung des Gleichgewichts zwischen diesen drei Bereichen kommt.
In der Tiermedizin wird die Störung je nach Ursache in ein Primär- oder Sekundärglaukom unterteilt. Um welche Art es sich handelt, wird durch eine Untersuchung der Augenkammer erkannt.
Das Primärglaukom definiert sich als eigenständige Ursache, denn ihm geht keine Vorerkrankung voraus.
Das Sekundärglaukom dagegen gilt als Folge einer solchen Vorerkrankung. Dazu zählen beispielsweise Augenentzündungen, Traumata oder lediglich die Abnutzung im steigenden Alter des Hundes.
Steigt der Augeninnendruck stetig, kommt es zu einer Vergrößerung und Verhärtung des Sehorgans. Die Folgen sind für deinen Hund schmerzhaft und enden schnell in einer absoluten Blindheit des betroffenen Auges.
Die gesunde Zirkulation im Auge
In einem gesunden Hundeauge herrscht ein konstanter intraokularer Druck (IOD) von 8-22 mmHG (Maßeinheit von Druck), der durch die gleichmäßige Produktion und den Abfluss des Kammerwassers aufrecht erhalten wird. Das Kammerwasser, also die Flüssigkeit des Auges, wird im Ziliarkörper produziert und läuft zwischen dem äußeren Hornhautrand und dem Kammerwinkel (Iris) wieder ab.
Der Ziliarkörper (Strahlenkörper) ist zweigeteilt und liegt oberhalb und unterhalb der mittleren Augenhaut. Er dient neben der Kammerwasserproduktion auch der Aufhängung der Linse. Normalerweise fließt das Kammerwasser von beiden Seiten in die hintere Augenkammer, von dort durch die Pupille, anschließend in die vordere Kammer und dann durch einen kleinen Spalt an der Iris ab.
Die Aufgabe des Kammerwassers
Das Kammerwasser besteht zum Großteil aus Elektrolyten, Ascorbin- und Hyaluronsäure, Eiweiß sowie verschiedenen Zuckern. Es versorgt besonders die undurchbluteten Abschnitte des Auges, wie die Hornhaut und Linse, mit wichtigen Mineralstoffen.
Diese Versorgung ist aber nicht die einzige Funktion der Flüssigkeit. Kurz bevor sie an der Iris abfließt, passiert sie einen ganz bestimmten Bereich der Pupille: Die Lücke, welche bei der Wölbung der Regenbogenhaut auf der Linse entsteht. Läuft die Flüssigkeit durch diese Lücke, verhindert sie das Verkleben des Rands der Regenbogenhaut mit der oberen Linsenschicht.
Als letzte wichtige Aufgabe bleibt das bereits genannte Gleichgewicht von Produktion und Abfluss. Im Auge besteht ein dauerhafter Druck, der durch die Waage aus den beiden Zuständen weder steigt noch sinkt. Der Druck hält das Auge zusammen, ist ausschlaggebend für seine runde Form und die ebenmäßige Spannung der Hornhaut.
Störung der Zirkulation und ihre Folgen
Ein Glaukom stört diese Zirkulation und den automatisierten Abfluss der Flüssigkeit im Auge. Dabei wird zwischen einem Offenwinkelglaukom und einem Winkelblockglaukom unterschieden. Das Offenwinkelglaukom verringert die Aufnahmefähigkeit der Iris, das Winkelblockglaukom blockiert, wie der Name schon sagt, den Kammerwinkel vollständig.
Da das Kammerwasser nun kaum beziehungsweise gar nicht mehr abfließen kann, sammelt es sich im Inneren des Auges und es entsteht ein zunehmender Druck. Zu einem Erblinden kommt es deshalb so schnell, weil das schwächste Teil der Sehnerv ist.
Bei Grünem Star werden hauptsächlich die Netzhaut (Retina) und der Sehnerv geschädigt. Beide Strukturen sind wichtig: Zum einen für das Erfassen von Lichtimpulsen und Reizen, zum anderen für die Weiterleitung dieser Informationen an das Gehirn.
Wenn Licht auf das Auge trifft, wird es an der Hornhaut und Linse gebrochen und danach auf die Netzhaut projiziert. Der Sehnerv nimmt diese Reize von der Netzhaut auf und leitet sie in das Sehzentrum des Gehirns weiter. Liegt eine Schädigung eines oder beider Bestandteile vor, stoppt die Übertragung von Informationen zum Gehirn und das Auge wird blind.
Ein erhöhter Augeninnendruck ist nie die Folge einer Überproduktion des Kammerwassers, sondern entsteht nur durch die Einschränkung des Abflusssystems im Kammerwinkel.
Symptome - so erkennst du den Grünen Star
Egal um welches Glaukom es sich handelt, die Symptome sind die gleichen. Das sogenannte Glaukom-Trias beschreibt die Hauptanzeichen für die Erkrankung:
- Rötung des betroffenen Auges
- geweitete Pupille
- erhöhter Augeninnendruck
- Lichtempfindlichkeit
- Appetitlosigkeit
Natürlich kannst du zuhause nicht einfach den Druck im Auge deines Vierbeiners messen. Als Tierbesitzer kannst du Anzeichen auf den Grünen Star an einigen Veränderungen im Verhalten deines Hundes erkennen:
- Der Hund reagiert empfindlich auf Lichteinflüsse und reibt sich zunehmend das Auge.
- Durch die Reizung der Netzhaut ist das Auge auffällig rot und es tritt vermehrt Tränenflüssigkeit aus.
- Außerdem kann es sein, dass der Schmerz seinen Appetit vermindert, er unruhiger wird oder teilnahmslos, möglicherweise verloren wirkt.
Bei geringstem Verdacht auf Grüner Star, den Tierarzt aufsuchen
Mit dem Grünen Star ist nicht zu spaßen. Bei auffallenden Anzeichen solltest du deinen Hund zur Sicherheit zum Tierarzt bringen. Insbesondere ein akutes Glaukom kann schon innerhalb weniger Stunden durch irreparable Schädigung des Sehnervs zur Erblindung führen.
Für eine eindeutige und schnelle Diagnose ist die Gonioskopie (Kammerwinkeluntersuchung) und die Messung des Drucks innerhalb des Auges extrem wichtig. Bei der Kammerwinkeluntersuchung wird eine Linse in das erkrankte Auge eingesetzt, um den Winkel genau bemessen zu können und die Art des Glaukoms zu bestimmen.
Anschließend wird auch das gesund wirkende Auge untersucht. Denn sobald die Diagnose feststeht, muss geprüft werden, inwieweit auch dieses betroffen ist. Eine Vorsorge und Eindämmung der Folgeschäden ist danach essentiell.
Die Art des Glaukoms bestimmt auch die Art der Therapie, sowohl des erkrankten als auch des gesunden Auges. Welche Behandlung die richtige für deinen Hund ist macht der Tierarzt an der Winkel- und Druckmessung fest.
Die Ursachen für ein Glaukom
Wie kommt es überhaupt zu einer Störung des Abflusses? Die Antwort darauf hängt mit der Unterteilung in Primär- und Sekundärglaukome zusammen. Bei einigen Rassen kann ein Glaukom zum Beispiel aufgrund von angeborenen und genetischen Fehlentwicklungen entstehen.
Das Primärglaukom
Ursachen, die zu einem Primärglaukom bei Hunden führen, sind auf der einen Seite vererbte, auf der anderen Seite spontane Mutationen der Iris. Glaukome dieser Art treten in beiden Augen auf, dazwischen können Wochen bis Monate liegen.
Ein verengter oder geweiteter Kammerwinkel ist bei Hunden häufig eine genetische Fehlentwicklung. Der Spalt ist entweder so eng, dass schon der Eingang des Abflusses blockiert wird (Engwinkelglaukom), oder anfangs weit genug, dass das Wasser eindringen kann, aber durch eine Verstopfung im weiteren Verlauf wird es am Abfließen gehindert (Weitwinkelglaukom).
Eine dritte Ursache für das Glaukom ist die Goniodysgenesie. Durch eine Missbildung verengen oder verkapseln sich die Kanäle innerhalb der Iris und das Kammerwasser kann nicht abgeführt werden.
Es gibt ein seltenen Phänomen, bei dem beide Augen circa gleichzeitig betroffen sein können, ohne dass eine Veränderung des Kammerwinkels zu sehen ist. Diese Art des Primärglaukoms nennt man einfaches chronisches Offenwinkelglaukom, oder primäres Offenwinkelglaukom.
Von einer Prädisposition betroffene Hunderassen sind unter anderem:
- Akita Inu
- Amerikanischer und Englischer Cocker Spaniel
- Basset
- Beagle
- Border Collie
- (nackter) Chinesischer Schopfhund
- Chow-Chow
- Dackel
- Entlebucher Sennenhund
- Fox Terrier
- Golden Retriever / Flat Coated Retriever
- Malteser
- (kleiner) Münsterländer
- Riesenschnauzer
- Shar Pei
- Sibirischer Husky
- Springer Spaniel
- Toy Pudel
Trotz angeborenem Defekt erkranken die Hunde erst im späteren Verlauf ihres Lebens, meist ab dem 4.-6. Lebensjahr oder noch später.
Das Sekundärglaukom
In erster Linie entsteht ein Sekundärglaukom durch eine vorausgehende Augenkrankheit, die den Abfluss des Kammerwassers auf irgendeine Weise negativ beeinflusst. Meist wird der Kammerwinkel durch Partikel oder Zellfragmente blockiert. Dies verhindert den Abfluss und lässt den Druck steigen, das daraus resultierende Glaukom wird als Winkelblockglaukom bezeichnet. Beispiele für solch eine Ursache:
- ein Augentumor
- eine Augenentzündung
- die Verlagerung der Linse
- eine Pigmentzellenstörung
- eine Vergrößerung des Augapfels
- eine Napfkucheniris (Iris bombata)
Behandlung: Medikamente oder Operation?
Die Behandlung des Primärglaukoms muss schnell und intensiv nach der sicheren Diagnose erfolgen. Was das beste Vorgehen für deinen Hund ist, bestimmt letztendlich der Tierarzt, am besten in Absprache mit einem Augenspezialisten. Die Therapie besteht grundsätzlich aus einem individuellen Plan und einer kontinuierlichen Druckkontrolle.
Medikamentös wird das Primärglaukom dann behandelt, wenn es noch Sinn macht, das heißt bei frühzeitiger Diagnose. Diese Behandlung soll den Druck senken und den Abfluss des Kammerwassers verbessern oder die Produktion des Wassers zeitweise hemmen. Zu den üblichen Medikamenten gehören Augentropfen, Tabletten und Infusionen.
Schlägt die medikamentöse Therapie innerhalb von 2-3 Tagen nicht an oder wurde das Glaukom nicht rechtzeitig erkannt, ist ein operativer Eingriff eines Augenspezialisten von Nöten. Dies ist die letzte Möglichkeit ein noch sehendes Auge zu behandeln.
Typisch für den chirurgischen Eingriff ist eine Laser-Operation und das Einsetzen eines Ventils. Bei der Laserbehandlung wird der Ziliarkörper beschädigt und somit die Kammerwasserproduktion verringert. Das Ventil soll den Spalt an der Iris imitieren und hilft das Gleichgewicht zwischen Produktion und Abfluss wiederherzustellen.
Achtung: Nach der Operation werden Augentropfen oder Tabletten weiterhin erforderlich sein, um den Augeninnendruck gering zu halten. Außerdem sind Kontrolltermine für die Überprüfung des Drucks unbedingt zu empfehlen, denn trotz einer OP kann es zu Schwankungen kommen.
Ein Primärglaukom geht mit Schmerzen einher. Deshalb wird bei einem erblindeten Auge die operative Entfernung zum Wohlergehen des Hundes empfohlen.
Eine Behandlung des Sekundärglaukoms gelingt nur auf Basis der Ursachenbehandlung. Je nach Vorerkrankung muss sich der Tierarzt für die geeignetste Therapie entscheiden und nach erfolgreicher Behandlung die Entwicklung des Glaukoms beobachten.
vetevo Fazit
Der Grüne Star ist, im Gegensatz zum Katarakt, wesentlich schwieriger rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln. Als Tierbesitzer hast du zum Glück ein gutes Bild von dem normalen Verhalten deines Hundes und kannst Veränderung womöglich schnell erkennen.
Mach dir immer bewusst, dass dein Vierbeiner selbst bei starken Schmerzen nicht direkt schreit und du aus diesem Grund besonders auf ihn achten solltest. Erkennst du die zwei offensichtlichen Symptome aus dem Glaukom-Trias, ist ein Tierarztbesuch dringend notwendig.
Besitzt du einen Rassehund mit möglicher Vorbelastung? Geh auf Nummer sicher und lass den Kammerwinkel unbedingt überprüfen. Falls du generell einfach mehr über die Gesundheit deines Vierbeiners wissen willst, kannst du ihn mithilfe eines Erbkrankheiten Gentests für Hunde testen.
vetevo - aus Liebe zum Tier.
Quellen:
- Glaukom (Grüner Star) beim Hund. In: Hundekrankheiten kompakt. 1. Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG; 2014
- Glaukom (Grüner Star). In: Kohn B, Schwarz G, Hrsg. Praktikum der Hundeklinik. 12., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag; 2017. doi:10.1055/b-004-140269
- Glaukom. In: Schrey C, Hrsg. Leitsymptome und Leitbefunde bei Hund und Katze. 4., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Georg Thieme Verlag ; 2019. doi:10.1055/b-006-163305
- Glaukom. In: Sigrist N, Hrsg. Notfallmedizin für Hund und Katze. 1. Auflage. Stuttgart: Enke Verlag; 2017. doi:10.1055/b-004-129977