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06.08.2023

Gute Zahnpflege für ein gesundes Gebiss beim Hund

Untersuchungen haben ergeben, dass etwa 70% unserer Haushunde über drei Jahren Probleme mit der Gebiss- und Zahngesundheit haben. Dies ist allerdings nicht jedem Tierhalter bewusst.
Gute Zahnpflege für ein gesundes Gebiss beim Hund

Als fürsorglicher Hundehalter hat man allerhand zu tun. Nicht nur für die Erziehung und Sozialisierung des Hundes ist man verantwortlich, auch dessen Körperpflege benötigt entsprechende Fürsorge. Neben dem regelmäßigen Bürsten, Ohren und Augen Säubern, Krallenschneiden, Kontrollbesuchen beim Tierarzt, Wurmkuren, Impfungen und so weiter und so fort gerät ein Aspekt gerne einmal in Vergessenheit: Die Zahnpflege beim Hund.

Die Zähne sind ein sehr wichtiges und leider teilweise etwas stiefmütterlich behandeltes Organ im Hundekörper. Vielleicht befindest Du dich gerade auf dem Weg oder gehörst sogar schon zu den vorbildlichen Tierbesitzern?! Die Devise ist nämlich ganz Einfach. Denk auch mal an deinen Vierbeiner: Zähne Putzen und Zahnkontrolle im Doppelpack, denn gute Zahnpflege muss sein.

Inhaltsverzeichnis:

Das Gebiss des Hundes - welche Arten gibt es?

Hunde sind Fleischfresser. Ihr Gebiss ist evolutionär bedingt dazu gemacht, Beute zu ergreifen, zu töten und das rohe Fleisch vom Knochen ab zu trennen. Dazu haben sie eine spezielle Gebissform, das sogenannte sekodonte Gebiss. Der Ober- und der Unterkiefer des Hundes greifen ineinander wie die Klingen einer Schere und „zerschneiden“ so das Fleisch.

Scherengebiss

Leider muss man bemerken, dass das sogenannte Scherengebiss nicht mehr bei allen Hunderassen ausgebildet ist. Vor allem Rassen, deren Kopf noch dem des Wolfes ähnlich ist, wie der Deutsche Schäferhund, der Dobermann oder der Deutsch Drahthaar, besitzen dieses ursprüngliche Gebiss.

Zangengebiss

Durch Züchtung entstand ein Zangengebiss, wie es zum Beispiel beim Bullterrier zu finden ist. Hier treffen die Schneidezähne des Hundes aufeinander und gleiten nicht, wie zunächst von der Evolution vorgesehen, aneinander vorbei. So nutzen sich die Schneidezähne schneller ab und machen besonders dem alten Hund große Probleme.

Vorbiss

Die Krönung der durch Zucht verschuldeten Zahnfehlstellungen ist allerdings der Vorbiss oder auch Überbiss. Dabei greifen die unteren Schneidezähne bei geschlossenem Maul deutlich vor die oberen Schneidezähne. Diese Fehlstellung entstand durch das Bestreben Hunde zu züchten, die einen möglichst kurzen Kopf und eine platte Nase haben- auch brachycephale Rassen genannt. Hierunter fallen die vielseits beliebten Rassen Französische Bulldogge, Mops, oder Boxer.

Der Oberkieferknochen des Hundes wird aus verschiedenen, miteinander verwachsenen Knochenplatten gebildet. Diese Knochen formen einen Bogen, an dem die Zähne befestigt sind.

Der erwachsene Hund besitzt im Oberkiefer je Seite drei Schneidezähne, einen Eck- oder Fangzahn, vier vordere Backenzähne, wobei der hintere auch Reißzahn genannt wird und zwei hintere Backenzähne.

Der Unterkiefer besteht aus nur einem paarig angelegten Knochen, der Mandibula. Auch sie bildet einen Bogen und trägt beim erwachsenen Hund je Seite drei Schneidezähne, einen Fangzahn, vier vordere Backenzähne und drei hintere Backenzähne.

Der erwachsene Hund hat also 42 bleibende Zähne. Beim Welpen fehlen die hinteren Backenzähne sowie die letzten vorderen Backenzähne, wodurch es 28 Milchzähne gibt. Beim Hund vollzieht sich der Zahnwechsel etwa zwischen dem 3.-7. Lebensmonat.

Die einzelnen Zahnarten und ihre Funktion

Die Schneidezähne

Die Schneidezähne dienen beim Hund nicht wirklich dazu, zu schneiden. Mit ihnen kann der Hund eher Fleischreste von Knochen abschaben und knabbern.

Der Eckzahn oder Fangzahn

Wie der Name schon sagt, dient der Fangzahn in der freien Wildbahn dazu, die flüchtende Beute zu fangen und festzuhalten. Deswegen ist er meist der dominanteste und längste Zahn des Gebisses.

Die vorderen Backenzähne

Vor allem der letzte vordere Backenzahn, der sogenannte Reißzahn, dient dazu, das Fleisch gut festzuhalten und von der Beute abzureißen.

Die hinteren Backenzähne

In Kombination mit den extrem starken Kaumuskeln des Hundes können die hinteren Zähne harte Substanzen wie Knochen zerkleinern.

Der Hundezahn und sein Zahnhalteapparat

Ein Zahn lässt sich in drei wesentliche Abschnitte einteilen: Die Zahnwurzel, die fest in dem Kieferknochen verankert ist, der Zahnhals als der Teil des Zahnes, der aus dem Kiefer austritt und die Zahnkrone. Die Zahnkrone ragt freistehend aus dem Zahnfleisch heraus.

Zahnschmelz

Die Zahnkrone ist gänzlich umgeben vom Zahnschmelz. Dieser ist die härteste Substanz im gesamten Organismus und dient dazu, die Zähne vor Verletzungen zu schützen. Allerdings hat diese tolle Sicherheitseinrichtung einen ganz erheblichen Haken: Nur solange der Zahn vom Zahnfleisch gänzlich bedeckt ist, besitzt er schmelzbildende Zellen. Sobald die Zähne also aus dem Kieferknochen austreten, muss der Zahnschmelz bis zum Ende des Lebens geschützt und erhalten bleiben. Der Zahnschmelz ist eine kristalline Struktur, die zu 95% aus Mineralien besteht.

Die Substanz, die am meisten im Zahnschmelz vertreten ist, ist Hydroxylapatit. Und genau hier findest Du die Erklärung, wieso Dein Zahnarzt Dir häufig empfiehlt, einmal wöchentlich Fluorid-Gel zu nutzen! Wird das Hydroxylapatit im Zahnschmelz zerstört, kann es an Fluorid gebunden werden. So wird es wieder funktionstüchtig und der Zahnschmelz wird sozusagen ausgebessert. Aber Vorsicht: Bitte niemals Menschenzahnpasta für den Hund verwenden. Die scharfen Aromastoffe in unserer Zahnpasta sind nichts für unsere Haustiere. Wie Du dich bestens um die Zähne Deines Hundes kümmern kannst, erfährst Du später im Beitrag.

Dentin

Als Hauptbestandteil des Zahnes liegt Dentin unter dem Zahnschmelz. Dentin besteht zu 70% aus Mineralien und zum restlichen Anteil aus organischen Bestandteilen und Wasser. Im Dentin sind kleine Kanälchen, in denen Gefäße und Nervenenden liegen. Das erklärt, wieso Schmerzen entstehen, sobald der Zahnschmelz verletzt ist.

Zahnpulpa

Im Inneren des Zahnes bildet sich eine kleine Höhle, welche die Zahnpulpa umfasst. In der Zahnpulpa finden sich viele Nerven und Blutgefäße, die den Zahn versorgen. Auch Abwehrzellen und Zellen, die Dentin bilden, befinden sich in der Pulpa. Sie ist sozusagen der „lebendige Kern“ des Zahnes. Durch die bereits genannten kleinen Kanälchen zieht die Pulpa ins Dentin. Ein Kanal an der unteren Spitze des Zahnes (Wurzelkanal) dient Nerven und Gefäßen als Eintrittspforte in die sogenannte Pulpahöhle.

Der Zahnhalteapparat – das Parodont

Der Zahnhalteapparat besteht im Wesentlichen aus vier Strukturen, die hier einmal kurz vorgestellt werden sollen:

  • Wurzelzement: es bedeckt das Dentin an der Wurzel und stellt eine faserige Verbindung zum Kieferknochen dar.
  • Desmodontalfasern: Fasern der Wurzelhaut, sie ziehen durch das Wurzelzement in den Knochen und halten den Zahn so in seinen Zahnalveolen fest.
  • Zahnalveolen: sie sind die Vertiefungen in den Kieferknochen, in die die Zähne eingelassen sind. Ohne die beiden vorhergegangenen Strukturen würden die Zähne nur locker in diesen kleinen Höhlen rumwackeln.
  • Zahnfleisch: es ist von Schleimhaut bedeckt und legt sich um den Zahnhals. Dort wo sich der Zahn in das Zahnfleisch einsenkt, bilden sich kleine Furchen. Es hat normalerweise eine blassrosa Farbe, kann bei stark pigmentierten Hunden auch dunkel-gefleckt sein.

Häufige Zahnerkrankungen des Hundes - warum ist Hunde-Zahnpflege wichtig?

Abgebrochene Zähne

Besonders bei jungen Hunden, deren Zähne noch nicht ganz so stabil sind, wie beim ausgewachsenen Hund, kann es dazu kommen, dass Teile des Zahns abbrechen. Dies geschieht häufig bei zu wildem Kauen auf sehr harten Dingen oder beim Fangen ungeeigneter „Spielzeuge“, wie Steinen oder Ähnlichem.

Aber auch bei erwachsenen Hunden sollte man auf geeignete Kauspielzeuge achten, um das Abbrechen (Frakturen) der Zähne vorzubeugen.

Sollte der Fall eintreten, dass ein Stück des Zahnes abbricht, muss man feststellen, welche Teile der Zahnsubstanz beschädigt sind. Je nachdem, wie groß der Schaden ist, unterscheiden sich auch die Herangehensweisen. Allerdings - egal wie weit der Zahn abgebrochen ist, sollte der Tierarzt zu Rate gezogen werden, um dem Hund unnötige Schmerzen zu ersparen.

  • Nur der Schmelz ist abgebrochen: Solange das Dentin nicht freiliegt, wird der Tierarzt nur die scharfen Kanten abschleifen, sodass der Hund keine Verletzungen in der Mundschleimhaut davonträgt.
  • Sowohl Schmelz als auch Dentin liegen frei: Diese Verletzung erfordert etwas mehr Handlungsbedarf. Durch die kleinen Kanälchen im Dentin können Bakterien in den Zahn eindringen und ihn beschädigen – er muss mit Kunststoff versiegelt werden.
  • Die Pulpa des Zahnes ist eröffnet: Durch die Eröffnung der Pulpa können Bakterien in den Zahn eindringen und für Abszesse sorgen. Die Behandlung dieser Verletzung muss in Vollnarkose erfolgen. In manchen Fällen muss die Zahnpulpa entfernt werden und der Tierarzt muss auf jeden Fall eine Füllung einsetzen, um die Pulpa vor einer bakteriellen Infektion zu schützen.
  • Die Zahnwurzel ist gebrochen: Dies ist wohl die heimtückischste der vorgestellten Verletzungen. Eine Fraktur der Wurzel ist nur durch das Röntgenbild ersichtlich. In diesem Fall ist der Zahn meist nicht mehr zu retten und muss entfernt werden.

Plaques und Zahnstein

An der rauen Zahnoberfläche bleiben Futterreste und Ähnliches kleben, die für einen gelblichen, klebrigen Belag sorgen. Bald gesellen sich auch Bakterien (und Pilze) dazu. Die klebrige, aber mit einer Zahnbürste noch zu entfernende Masse nennt man Plaques. Wird nun aber nicht ausreichend viel Zahnpflege betrieben und der Plaques bleibt für längere Zeit auf dem Zahn, lagern sich Kalziumsalze aus dem Speichel in diese Substanz ein. So entsteht Zahnstein, eine grünlich-braune, feste und übelriechende Substanz. Unangenehmer Mundgeruch ist nun vorprogrammiert! In diesem Milieu können sich die Bakterien nun ungestört vermehren und Teile des Zahnhalteapparats angreifen.

Zahnstein entsteht meist (und prägt sich am schlimmsten aus) am Hals der Reißzähne und der Backenzähne im Oberkiefer. Hier gibt es also eine weitere Falle: Als besorgter Tierbesitzer blickt man sicherlich ab und zu in das Maul des Tieres. Ein Hund, der nicht in Narkose liegt, wird sich allerdings nicht allzu sehr darüber freuen, sein Maul weit aufzusperren und ihn Ruhe seine Zähne zu zeigen. So kann man leider nicht von außen beurteilen, wie weit die Zahnerkrankung bereits fortgeschritten ist.

Aus diesem Grund ist die regelmäßige Zahnsanierung beim Tierarzt eine Maßnahme, die unbedingt regelmäßig vorgenommen werden muss! Kein Tierarzt ist dazu in der Lage, bei einem Hund, der nicht anästhesiert ist, die Situation richtig und präzise einzuschätzen. Deshalb ist es für die Beurteilung der Zahngesundheit essentiell, den Hund in Narkose zu legen und somit alle Probleme am Zahn erkennen zu können.

Bei der Zahnsanierung kann der Tierarzt mit verschiedenen Methoden, die später genauer ausgeführt werden, den Zahnstein entfernen. Weiterhin kannst Du mit guter Zahnpflege der Bildung von Plaques und Zahnstein vorbeugen.

Parodontitis

Der erste Schritt in Richtung Parodontitis wäre eine Gingivitis, eine Zahnfleischentzündung. Dabei entzündet sich das Zahnfleisch rund um den Zahnhals. Es verfärbt sich rot und verursacht Schmerzen. Mit der entsprechenden Behandlung ist eine Gingivitis relativ gut „im Zaum zu halten“.

Leider wird die Zahnfleischentzündung selten erkannt und die ansässigen Bakterien haben mehr als genug Zeit, sich auf weite Teile des Zahnhalteapparats auszubreiten. Eine Parodontitis entsteht.

Im Zuge der Parodontitis bilden sich um den Zahnhals herum Taschen im Zahnfleisch (Gingivarezession), in denen sich noch mehr Zahnstein und Bakterien ansammeln können. Durch die Taschenbildung ist es nun nicht einmal mehr möglich, beim Zähne Putzen den Plaques zu entfernen. Noch schlimmer ist aber, dass nach der Taschenbildung auch die Handhabe des Tierarztes relativ limitiert ist. Er kann versuchen, die freigelegten Zahnhälse innerhalb der Taschen mit speziellen Hochdruckgeräten zu spülen. Allerdings ist diese Methode nicht immer ausreichend und so müssen Zähne, deren Zahnhalteapparat schwer erkrankt ist, meist gezogen werden.

Bei der Parodontitis werden die Zahnhälse und im schlimmsten Fall auch die Zahnwurzeln freigelegt, was zu erheblichen Schmerzen führen kann. Ist die Erkrankung des Zahnhalteapparats weit fortgeschritten, werden Zähne teilweise sogar deutlich gelockert.

In besonders schweren Fällen kann sich auch der Kieferknochen entzünden. Dies sorgt nicht nur für starke Schmerzen, sondern kann auch das Weichwerden bzw. Zurückbilden des Kieferknochens bewirken.

Erkrankungen des Zahnhalteapparats sind leider bei Hunden sehr häufig, da zum Einen nicht allen Besitzern bewusst ist, wie empfindlich das Gebiss ist. Nachvollziehbar – schließlich putzt den Wölfen in der freien Wildbahn ja auch niemand die Zähne! Der Gebissapparat unseres Haushundes und dessen Gesundheit ist allerdings durch Züchtung, Haltung und Fütterung kaum noch mit dem ihres wilden Verwandten zu vergleichen. Um gesund zu bleiben, brauchen Hunde deshalb gute Zahnpflege.

Zum Zweiten ist es nun blöderweise so, dass unsere geliebten Vierbeiner sehr selten anzeigen, wenn sie Schmerzen haben. Es kommt gerne vor, dass ein Hund, dem beim Tierarzt mehrere Zähne gezogen werden müssen, am Tag zuvor noch munter seinen Kauknochen malträtiert hat. Solltest Du aber bemerken, dass dein Hund Schmerzen hat, besonders starken Mundgeruch hat oder das Zahnfleisch blutet, solltest Du ihn umgehend Deinen Tierarzt vorstellen.

Deshalb gilt: die regelmäßige Zahnsanierung beim Tierarzt ist Pflicht und essentiell für die Gesundheit unserer Fellnasen.

Karies

Wem als Kind gerne mal Karius und Baktus vorgelesen wurde, dem ist er ein Begriff! Der Karies. Alle fürchten ihn, aber wüsstest Du denn genau, was Karies ist?

Karies kann natürlich uns Menschen befallen, aber auch unsere Vierbeiner.

Auch hier beginnt die ganze Geschichte mit dem bereits erwähnten Plaques, eine klebrige Masse aus Schmutz und – vor allem – Bakterien. Diese Bakterien bilden aus Kohlenhydraten der Nahrung Milchsäure (Laktatbildner). Milchsäure entzieht dem für die Zahngesundheit so wichtigen Zahnschmelz die Mineralien, wodurch dieser extrem anfällig wird für den Abbau durch Bakterien oder Enzyme. So bilden sich Löcher im Zahnschmelz, durch die das Dentin sichtbar wird und sich bräunlich-schwarze Flecken auf dem Zahn abbilden.

Während sich die Bakterien munter in diesen Löchern vermehren, werden aus den Löchern im Zahnschmelz immer größer werdende Hohlräume im Dentin. Schließlich können sich die kleinen Höhlen bis zur Zahnpulpa vorarbeiten. Da dort die Nerven des Zahnes liegen, verursacht diese Entwicklung des Karies große Schmerzen.

Lila verfärbter Zahn

Verfärbt sich der Zahn Deines Hundes lila, solltest Du ihn unbedingt einem Tierarzt vorstellen. Die Verfärbung entsteht meist durch Einblutungen aus der Zahnpulpa in den restlichen Teil des Zahns. Ursachen dafür können Traumata wie Schläge oder ähnliches sein, oder auch Infektionen des Zahns. In jedem Fall ist allerdings ein Röntgenbild angebracht, um den Schaden zu identifizieren und eine entsprechende Behandlung einzuleiten.

Weitere Folgen der Zahnerkrankungen

Nun mag man sich vielleicht fragen, woher die ganze Aufregung kommt. Da kriegt der Hund eben ein paar Zähne gezogen und dann? Ein paar Zähne weniger sind ja wohl kein Todesurteil.

Sicherlich kann ein Hund sehr gut mit ein paar fehlenden Zähnen leben. Das Problem der vorgestellten Zahnerkrankungen liegt mehr darin, dass die Bakterien aus der Maulhöhle leicht durch die Blutbahn zu anderen lebenswichtigen Organen wandern können. So kann die Funktion dieser deutlich beeinträchtigt werden! Beispiele dafür sind die Leber, das Herz, die Lunge, und die Nieren. Durch die ständige Belastung durch Entzündungen kann auch das Immunsystem anfälliger werden und Allergien oder Infekte werden begünstigt. Außerdem wird vermutet, dass die Bakterien aus dem Mundraum auch die Gefahr einer Gebärmutterentzündung vergrößern können.

Prophylaxe für gesunde Hundezähne

Es gibt zwei Punkte, die aufgrund ihrer Wichtigkeit vorweggenommen werden müssen.

Eine Zahnsanierung beim Hund muss unbedingt in Narkose von einem ausgebildeten Tierarzt vorgenommen werden. Wie bereits ausgeführt kann man bei einem Hund, der sich bei vollem Bewusstsein natürlicherweise gegen die Zahnbehandlung wehrt, keine ausreichenden Ergebnisse erzielen. Von „schonenden“ Zahnsteinentfernungen in Hundesalons oder ähnlichem sollte unbedingt abgeraten werden. Diese Prozeduren sind definitiv nicht effektiv genug und können den Hund unter Umständen sogar verletzen.

Keinem Hund sollte eine Zahnsanierung aufgrund des Narkoserisikos verwehrt bleiben. Sicherlich, das Risiko ist bei einem älteren, bereits geschwächten Hund höher als bei einem jungen Tier. Allerdings bringt eine Parodontitis weit mehr Gefahren mit sich, als nur den Zahnverlust. Die Bakterien aus der Maulhöhle können auch andere, lebenswichtige Organe des Hundes befallen und schwächen. Vergleicht man nun diese, möglicherweise über Jahre andauernde Belastung des Immunsystems mit den Risiken einer Vollnarkose, liegt die Entscheidung eigentlich klar auf der Hand. Natürlich sollte allerdings vor jeder Narkose eine ausreichende Voruntersuchung stattfinden, um den Hund bestmöglich zu versorgen. Dafür sollte ein/e Kardiologe/in aufgesucht werden.

Was wird bei der Zahnsanierung gemacht?

Zunächst wird der Hund narkotisiert. Dabei ist es sehr wichtig, dass der Hund etwa 12 Stunden nicht gefressen hat und etwa zwei Stunden vorher zum letzten Mal Zugang zu Wasser hatte. Um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten, wird der Hund intubiert und seine Vitalparameter überwacht. Meist wird im ersten Schritt das Gebiss des Tieres geröntgt, um eventuelle Erkrankungen des Zahnhalteapparats feststellen zu können.

Nun wird jeder Zahn einzeln auf Erkrankungen geprüft und der Zahnstein von den Zähnen entfernt. Bei schwer erkrankten Gebissen müssen teilweise auch Zähne entnommen werden.

Der Eingriff kann etwa ein bis zwei Stunden dauern, in verschiedenen Fällen natürlich auch mal länger oder kürzer.

Natürlich sind die Kosten einer Zahnsanierung nicht unerheblich. Immerhin ist es ein operativer Eingriff, erfordert eine Vollnarkose des Tieres, mindestens zwei Arbeitskräfte und jede Menge Zeit.

Dennoch – ein rücksichtsvoller Tierbesitzer sollte eine jährliche Zahnsanierung definitiv in Betracht ziehen. Wer bereit ist, einmal im Jahr die Kosten und Risiken einer Zahnsanierung auf sich zu nehmen, tut seinem Hund etwas Gutes und beugt deutlich schlimmeren Krankheiten vor.

Bei einem Welpen sollten bis zum 6. Lebensmonat übrigens sehr regelmäßige Zahnkontrollen stattfinden, um erblich bedingte Zahnfehlbildungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln! Dazu wird keine Narkose benötigt.

Der Hund hat Mundgeruch - was tun?

Zusätzlich zur Zahnsanierung kannst Du als Tierbesitzer einen erheblichen Teil zur Zahnpflege Deines Vierbeiners beitragen.

Es wird empfohlen, die Zähne des Hundes etwa zweimal pro Woche zu putzen. Optimal wäre es natürlich, täglich Zähne zu putzen. Da die wenigsten Hunde diese Prozedur wirklich genießen, kann man beim gesunden Hund klein beigeben und das Zähneputzen auf ein Minimum reduzieren. Trotzdem musste man aufpassen - wenn dein Hund Mundgeruch hat, dann solltest Du ihm helfen.

Dabei ist es ausreichend, die Lippen des Hundes hochzuziehen und die Außenflächen der Zähne von Schmutz zu befreien. Auch hier gilt wieder – die Innenflächen der Zähne dürfen vernachlässigt werden.

Es gibt spezielle Zahnbürsten für Hunde. Diese sind etwas weicher als unsere Zahnbürsten für Menschen, da das Zahnfleisch unserer felligen Freunde ein wenig sensibler ist. Neben den Zahnbürsten gibt es eine weitere Methode, die ebenfalls sehr gut anwendbar ist. Es gibt kleine, strumpfartige Gebilde, die man sich über den Finger ziehen kann. An ihrer Oberfläche besitzen sie entweder Mikrofaserstoff oder kleine Borsten, mit denen man über die Zähne des Hundes streichen kann. Dazu empfiehlt es sich, Zahncreme zu verwenden. Sie enthält Enzyme, Mineralien und andere pflegende und säubernde Stoffe, die die Zahnreinigung unterstützen. Zudem haben Hunde-Zahncremes meist Fleischgeschmack, wodurch der Hund das Zähneputzen besser akzeptiert.

Bitte verwende niemals Zahncreme für Menschen bei Hunden. Die menschliche Zahncreme ist darauf ausgelegt, dass sie nach dem Zähneputzen ausgespuckt wird, da sie Substanzen enthält, die sich bei Verschlucken ungünstig auf den Organismus auswirken können. Zudem ist der starke Minzgeschmack, mit dem Zahncreme meist versetzt ist, für Hunde sehr unangenehm.

Am einfachsten ist es natürlich, wenn man den Hund bereits im Welpenalter an das Zähneputzen gewöhnen kann. Aber auch bei älteren Hunden lohnt es sich, nicht zu verzagen. Viele Hunde brauchen eine Weile, um sich daran zu gewöhnen, dass Herrchen nun regelmäßig in ihrem Maul rumfummelt.

Bei Hunden, die sich nicht an das Zähneputzen gewöhnen wollen, gibt es aber auch haftende Zahncremes. Diese kann man auf die Wangenseiten der Zähne auftragen und von außen einmassieren.

Die perfekte Hunde-Zahnpflege-Ausrüstung

Neben dem Zähneputzen werden auch Produkte wie Kausticks vorgeschlagen, die zur Zahngesundheit beitragen sollen.

Sicherlich kann man den natürlichen Kautrieb des Hundes nutzen und ihm wohlschmeckende Kausticks, Kauknochen oder ähnliches anbieten, die die Zähne pflegen können. Zum Einen werden die Zähne durch den Abrieb gereinigt, zum Anderen wird auch die Speichelproduktion gesteigert. Durch den erhöhten Speichelfluss werden Nahrungspartikel, die potentielle Bakterienherde darstellen, ausgespült. Weiterhin wird die zuvor erwähnte Milchsäure, die von Bakterien gebildet wird, durch den basischen Speichel neutralisiert. Ob das Ganze deinem Hund gegen den Mundgeruch hilft, bleibt strittig.

Man allerdings sollte nicht erwarten, dass alleine diese Maßnahmen ausreichen, um eine zufriedenstellende Zahngesundheit für den Hund zu gewährleisten. Die Leckerchen können eventuell einen kleinen Beitrag zur Säuberung des Gebisses gewährleisten. Wundermittel, als die sie gerne angepriesen werden, sind sie aber keinesfalls.

Weiterhin gibt es Hundefutter oder Futterzusätze, die die Zahngesundheit fördern können.Bitte mach Dir allerdings bewusst, dass weder Kausticks noch Futterzusätze als alleinige Maßnahme die Zahngesundheit erhalten oder den Hund vom Mundgeruch befreien. Abrieb, den Kausticks beigesetzte Enzyme und andere Stoffe können sicherlich eine Unterstützung beim Kampf gegen den Zahnschmelz sein. Wunder können sie allerdings nicht bewirken.

Nun noch ein Wort zum Thema Kauknochen und dem neuesten Schrei aka Geweihteile zum Kauen. Sowohl den Knochen als auch dem Geweih wird nachgesagt, durch die darin enthaltenen Mineralien nicht nur den Schmelz ab zu reiben, sondern auch durch die enthaltenen Mineralstoffe in ernährungsphysiologischer Hinsicht gut für den geliebten Vierbeiner zu sein. Allerdings sollte man diese Hilfsmittel ein wenig kritischer unter die Lupe nehmen. Zum Einen unterscheiden sich die Mineralgehalte in den einzelnen Knochen- und Geweihstücken erheblich, wodurch es schwer einzuschätzen ist, wie groß die Mineralstoffzufuhr durch sie wirklich ist. Ein Hundehalter, dessen Hund gut auf ein balanciertes Alleinfuttermittel eingestellt ist, muss das nicht kümmern.

Wenn man allerdings einen Hund barfen und sich dabei auf den Gehalt der Knochen verlassen will, um eine balancierte Mineralstoffversorgung des Hundes zu gewährleisten, sind diese Kauprodukte ein schwieriger Weg. Ein weiterer Punkt spricht nicht unbedingt für die Nutzung, speziell von Kauknochen: es ist sehr wichtig, ausreichend große und massive Knochen zu verwenden, von denen keine Stücke absplittern können. Diese Splitter können sowohl die Mundschleimhaut als auch beim Verschlucken den Magen-Darm-Trakt verletzen! Weiterhin können, wie weiter Oben erwähnt, bei zu heftigem Kauen Zahnteile abbrechen. Deshalb sollten solche “Wundermittel” immer mit viel Bedacht genutzt werden.

Bei Kauprodukten für den Hund sollte immer darauf geachtet werden, dass sie für das Alter und die Größe des Hundes geeignet sind, um gefährliche Situationen zu vermeiden.

Zum Schluss eine kleine Übersicht, welche Produkte für den Erhalt der Zahngesundheit nachgewiesen nützlich sind und welche nicht:

Hilfreich:

  • Hundezahnbürste oder Fingerkappe zum Putzen
  • Hundezahnpasta / haftende Zahncreme

Gefährlich:

  • Tennisball – seine raue Oberfläche schädigt den Zahnschmelz
  • Stöckchen – große Verletzungsgefahr in der Maulhöhle
  • Steine - Abbruchgefahr
  • Stark zuckerhaltige Nahrung - zu viel Zucker ist auch für Hunde ungesund

vetevo Fazit

Das Hundegebiss bedarf einem gewissen Maß an Pflege, was vielen Hundehaltern nicht bewusst ist. Kauspielzeug ist nicht ausreichend, um die Gesundheit der Maulhöhle zu erhalten. Sicherlich gibt es Hunde, die ihr Leben lang niemals mit massiven Zahnproblemen zu kämpfen haben. Neben der Ernährung und dem generellen Kauverhalten der Tiere spielt die Genetik eine nicht unerhebliche Rolle in der Entwicklung von Gebisskrankheiten. Doch nur weil einige Tiere durch pures Glück nicht erkranken, ist das Problem trotzdem präsent und sollte nicht einfach so abgetan werden. Regelmäßige Zahnpflege und die mindestens jährliche Kontrolle des Gebissapparates beim Tierarzt sind das A und O, um die Gesundheit des Tieres zu erhalten.

Und zum Schluss noch ein kleiner Reminder – starker Mundgeruch beim Hund ist nicht normal, nur weil viele Hunde Mundgeruch haben. Meist sind mehr oder minder schwere Gebisserkrankungen die Ursache dieses unangenehmen Geruchs!

Lass mindestens einmal jährlich das Gebiss Deines Hundes beim Tierarzt kontrollieren. Ab und zu wird der Tierarzt (so wie bei uns auch) ein Röntgenbild machen um eine “Durchsicht” der Zahnstruktur und des Zahnhalteapparates machen. So können Veränderungen, die von außen nicht sichtbar sind schnell erkannt werden.

vetevo - aus Liebe zum Tier.

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