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18.08.2023

Babesiose beim Hund

Die Babesiose wird umgangssprachlich gern als “Hunde-Malaria” bezeichnet, da die Symptome sich extrem ähneln.
Babesiose beim Hund

Überträger der Babesiose sind Zecken, die sich bekanntermaßen gerne am Blut von unseren Hunden bedienen. Die Babesiose wird umgangssprachlich gern als “Hunde-Malaria” bezeichnet, da die Symptome sich extrem ähneln.

Während sich Menschen jedoch nur sehr selten mit Babesien infizieren, steigt die Zahl der erkrankten Hunde im DACH-Raum jedes Jahr fleißig an.

Inhaltsverzeichnis:

Was ist die Babesiose?

Die Babesiose, auch Piroplasmose genannt, ist eine weltweit verbreitete infektiöse Blutkrankheit bei Hunden. Sie wird durch Babesien von Schildzecken, wie der Auwaldzecke übertragen und kann verschiedene Formen annehmen. Typische Symptome sind Fieber, Blutmangel und eine vergrößerte Milz.

Babesien sind Einzeller (Protozoen), die innerhalb von 12 bis 36 Stunden nach dem Zeckenstich die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) des Hundes befallen. Das Besondere an diesen Erregern ist ihre Ausbreitung innerhalb der Zecke. Sie werden sowohl von einem Zeckenstadium zum Nächsten übertragen, heißt beispielsweise eine infizierte Nymphe wird zur infizierten adulten Zecke - als auch über das weibliche Geschlechtsorgan (Ovar) an die Eier weitergegeben.

In der Medizin werden diese zwei Spezifikationen der Babesien transstadiale und transovarielle Übertragung genannt. Damit gelingt es den Einzellern sich schnell in zu vermehren und von Wirt zu Wirt mit der Zecke zu wandern. Nimmt die Zecke infizierte rote Blutkörperchen auf, vermehren sich die Babesien in ihrer Speicheldrüse.

Wie schwer ein Hund erkrankt hängt von seinem Immunsystem, seinem Alter, der Infektionskraft (Virulenz) und der Form der Erreger ab. Entscheidend ist die Menge der Einzeller, die sich an den Erythrozyten festsetzen und diese nach und nach zerstören.

Neben Babesien, kann der Wirt dazu mit anderen Erregern, wie den Anaplasmen und Ehrlichien, infiziert werden. Diese Ko-Infektion beeinflusst den Schweregrad ebenfalls. Die Inkubationszeit beträgt circa 1 bis 3 Wochen.

Unterschieden wird zwischen großen und kleinen Formen von Babesien, welche auf der ganzen Welt verbreitet sind. Die Stärke der Infektion wird nicht von der Form beeinflusst. Die 3 großen Babesien mit einer hohen Virulenz sind “Babesia canis”, “Babesia vogeli” und “Babesia rossi”. Kleine und stark infektiöse Babesien sind “Babesia gibsoni” und “Babesia annae”.

Im DACH-Raum ist die Auwaldzecke der bekannteste Überträger der Erkrankung. Die Zecke überlebt mehr als 2 Jahre ohne Wirt bei Temperaturen von 5° bis 20° Celsius. Zu finden ist sie in feuchteren Gebieten: auf Wiesen, in Sümpfen und Wäldern.

Babesiose vorbeugen

Grundsätzlich solltest du deinen Hund immer vor Parasiten und Krankheiten vorbeugend schützen. Eine anständige Prophylaxe besteht bei Hunden aus dem gründlichen Absuchen nach dem Spaziergang und Anti-Zeckenmitteln.

Wir empfehlen immer die gängigen Zeckenschutzmittel zu verwenden. Effektiv sind vor allem Spot-On Präparate, Anti-Zeckenhalsbänder und Tabletten gegen den Parasitenbefall.

Gib der Zecke keine Chance!

Zeckenschutzmittel für deinen Hund

  • Spot-ons
  • Halsbänder
Spot-ons und Halsbänder

Außerdem besteht die Möglichkeit deinen Hund gegen Borreliose impfen zu lassen, solltet ihr in einem Risikogebiet leben.

In der Schweiz können Hunde bereits gegen Babesiose geimpft werden. Dafür muss der Hund mindestens 6 Monate alt sein. Das Impfmittel nennt sich Pirodog, mit welchem er im Abstand von 2 bis 3 Wochen zweimal geimpft werden muss. Die Impfung muss alle 6 Monate wiederholt werden, um nicht an Wirkung zu verlieren.

Achtung: Diese Impfung schützt den Hund nicht vor einer Infektion. Sie unterstützt das tierische Immunsystem lediglich bei der Bekämpfung der Erreger und vermindert die Schwere der Erkrankung.

Symptome der Erkrankung

Eine Infektion mit Babesien kann sich in drei verschiedenen Formen manifestieren. Die Anzeichen der Erkrankung variieren zwischen allgemeinen und spezifischen Symptomen bei Bluterkrankungen.

Sie ähneln teils anderen Krankheiten, zum Beispiel der Ehrlichiose, Anaplasmose, Leishmaniose und Hepatozoonose. Geht die Babesiose mit Ko-Infektionen einher, dann sind der Verlauf und der Schweregrad davon abhängig.

Die perakute Babesiose

Infizierte Hunde mit einem schwachen Immunsystem durch Vorerkrankungen oder Stress, Junghunde unter 6 Monaten und Hunde mit Koinfektionen gehören zur Risikogruppe der perakuten Form.

Die Krankheit tritt bei ihnen extrem plötzlich mit starken Symptomen auf. Innerhalb von 2 Tagen kann der Parasitenbefall zu einer Blutgerinnung in den Blutgefäßen führen, sowie Atemprobleme und Kreislaufstörungen verursachen.

Wenn Anzeichen auftreten, dann innerhalb von 24 Stunden. Diese äußern sich jedoch sehr unspezifisch durch:

Die akute Babesiose

Im Falle einer akuten Infektion sind anfangs nur wenige Babesien im Blut des Hundes zu finden. Die zunächst schwache Menge an Erregern vermehrt sich innerhalb der Erythrozyten und zerstört sie in kürzester Zeit. Da sich die Antikörper im Organismus des Hundes frühestens nach 10 Tagen entwickeln, hat der Körper keine Chance sich zu schützen, geschweige denn zu reagieren.

Durch den Zerfall der Blutkörperchen treten im Inneren des Tieres schnell weitere Probleme auf. Beginnend mit einer zunehmenden Blutarmut und Urin im Blut (Hämaturie), folgt das Anschwellen von Leber und Milz. Im unbehandelten Verlauf kommt es dann zu Kreislaufstörungen, Gerinnungsstörungen und Organversagen.

Die allgemeinen Symptome decken sich mit den genannten typischen Anzeichen der perakuten Babesiose. Spezifische Symptome der zentralnervösen Form sind dagegen:

  • Muskel- und Augenzittern
  • Unkoordinierte Bewegungen
  • Lähmungen einzelner Gliedmaßen
  • epileptische Anfälle
  • Bewusstlosigkeit

Die zunehmende Anämie und Belastung von inneren Organen führt weiterhin zu:

  • Atemproblemen
  • Schwellungen an Gelenken (Ödeme)
  • Flüssigkeitsansammlung im Bauch (Aszites)
  • Gelbsucht
  • Blutungen in die Haut

Die akuten Folgen sind Nierenversagen, Leberinsuffizienz und akute innere Blutungen. Akute und perakute Infektionen sind lebensbedrohlich und enden ohne eine zeitige Therapie tödlich.

Die chronische Babesiose

Verläuft die Erkrankung chronisch, zeigen sich die ersten Symptome nach einer Inkubationszeit von 10 Tagen bis zu 3 Wochen. Ab diesem Zeitpunkt an folgen akute Phasen im Wechsel mit Ruhephasen. Die chronische Babesiose verläuft über mehrere Monate.

Abhängig vom Schweregrad der Infektion ist die chronische Babesiose zu erkennen an:

  • kontinuierlich Fieberschüben in der akuten Phase
  • deutlichem Gewichtsverlust des Hundekörpers über den Inkubationszeitraum hinaus
  • Lustlosigkeit
  • Gelbsucht
  • Appetitlosigkeit, Erbrechen und Durchfall aufgrund einer Leberinsuffizienz

Wichtig: Sobald dir bei deinem Hund die genannten Indikatoren auffallen, solltest du zur Sicherheit deinen Tierarzt aufsuchen. Denn perakute und akute Babesiose haben eine sehr hohe Mortalitätsrate.

Diagnose

Für eine eindeutige Diagnose muss der Tierarzt wissen, ob sich dein Hund in der letzten Zeit in einem Risikogebiet oder im Ausland aufgehalten hat und ob er sichtlich von einer Zecke gestochen wurde.

Bei Verdacht auf eine (per)akute Babesiose kann ein mikroskopischer Erregernachweis direkt in der Praxis durchgeführt werden. Dies ist eine schnelle Art der Diagnose, welche Babesien in den Erythrozyten mittels eines gefärbten Blutausstrichs nachweist.

Für den Blutausstrich wird mit einer feinen Nadel in die Haut am Ohr oder den Pfotenballen gepiekst, und Blut entnommen. Im Labor wird neben dem Blutausstrich, auch weitere Blut- und Urinproben des Hundes auf typische Abnormalitäten geprüft:

  • Babesien im Blut
  • Blutarmut (Anämie)
  • Mangel an Blutplättchen (Thrombozytopenie)
  • stark erniedrigte Menge an weißen Blutkörperchen (Leukozytose)
  • erhöhte Konzentration von Gallenfarbstoff (Bilirubinämie)

In der (per)akuten Phase sind häufig nicht genug Erreger im Blut vorhanden, um einen direkten Erregernachweis durchführen zu können.In diesem Fall sind die Werte unspezifisch und es kann keine klare Diagnose gestellt werden.

Um ganz sicher zu gehen, sollte bei akuter Babesiose eine PCR gemacht werden. Die sensitive Nachweismethode testet das Blut des Hundes auf Babesien und kann bei positivem Ergebnis schon nach 3 bis 5 Tagen eine Infektion feststellen, sowie die Art der Erreger bestimmen.

In der chronischen Phase ist es sinnvoll einen indirekten Erregernachweis durchzuführen. Dieser kann in Form eines ELISA oder IFAT Tests feststellen, ob und wie viele Antikörper gegen den Parasiten vom Organismus gebildet wurden.

Behandlung

Ein positiv getesteter Hund muss schnellstens behandelt werden, denn speziell die (per-) akute Babesiose gilt als Notfall. Hunde mit einer schweren Infektion leiden meist an einer starken Anämie und müssen unter Umständen eine Bluttransfusion erhalten.

Die Therapie richtet sich nach Art der Babesien, Form der Erkrankung und Schweregrad. Behandelt wird ein infizierter Hund dann einmalig mit einem Imidocarb-Dipropionat gegen die Babesiose. Alternativ ist es auch möglich eine Kombination aus einem Antiprotozoikum und Antihistaminikum, gegen allergische Reaktionen, zu verabreichen.

Schlägt die Behandlung nicht auf Anhieb an, muss die Einnahme des jeweiligen Medikaments nochmals erfolgen. Die Mittel können Nebenwirkungen wie Speicheln, Erbrechen, Durchfall, und Schüttelfrost innerhalb 10-12 Stunden nach Behandlung hervorrufen.

Sowohl die (per-) akute, als auch die chronische Babesiose kann vollständig geheilt werden, wenn sie rechtzeitig behandelt wurde. Oftmals geht es dem Hund schon 24-36 Stunden nach der Behandlung besser. Trotz Heilung sind Langzeitfolgen bestehend aus Leber- und Nierenschäden möglich.

Verbreitung der Babesiose

Früher waren die Einzeller hauptsächlich im Mittelmeerraum verbreitet und Hunde wurden ausschließlich bei Auslandsreisen mit Babesien infiziert. Heutzutage sind sie auch im DACH-Raum heimisch.

Mit zunehmendem Reisen hat die Rate an ausländischen Zecken in Deutschland, Österreich und der Schweiz zugenommen. Viele Tiere, die im Ausland gestochen und angesteckt wurden, haben die Einzeller nach und nach eingeschleppt.

Forscher haben in Deutschland mehrere Bundesländer als Endemiegebiete eingestuft. Darunter fallen das Saarland, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Sachsen-Anhalt, Thüringen, Bayern und Baden-Württemberg.

In Europa sind besonders die folgenden Länder für das Vorhandensein der Babesien bekannt: Frankreich, Italien, Kroatien, Polen, Ungarn, Spanien, Portugal und die Niederlande.

Bei der Adoption von Hunden aus diesen Ländern ist auch eine subakute Form der Babesiose möglich. Ein infiziertes Tier ist klinisch gesund und zeigt keinerlei Symptome. Da die Antikörper aber nicht in der Lage sind die Erreger im Blut vollständig zu beseitigen, kann der Hund Babesien an eine neue Zecke übertragen.

Gibt es eine Ansteckungsgefahr für Menschen?

Infizierte Hunde sind generell nicht ansteckend. Sie können nur dann Babesien an ein anderes Säugetier weitergeben, wenn sie in direkten Blutkontakt miteinander geraten.

vetevo Fazit

Die Babesiose ist eine der lebensgefährlichen Blutkrankheiten, die durch Zecken übertragen wird. Bemerkst du anhaltende Fieberschübe, blutigen Urin, Muskelzittern und / oder epileptische Anfälle, ist der Gang zum Tierarzt unbedingt notwendig.

Die Prognose für infizierte Hunde ist bei frühzeitiger Therapie gut. Wird die Diagnose jedoch zu spät gestellt, kann eine Babesiose schwere Folgen haben und sogar tödlich enden.

Wir können dir nur raten: Schütze deinen Hund unbedingt vor Zecken und Flöhen und informiere dich über die besten Zeckenschutzmittel. In unserem Blog kannst du außerdem nachlesen, wie du Zecken richtig entfernst.

vetevo - aus Liebe zum Tier.

Quellen:

  • Babesiose, Piroplasmose. In: Kohn B, Schwarz G, Hrsg. Praktikum der Hundeklinik. 12., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag; 2017. doi:10.1055/b-004-140269
  • Babesiose, Piroplasmose beim Hund. In: Hundekrankheiten kompakt. 1. Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG; 2014
  • Pantchev N. Zeckenübertragene Reiseinfektionen beim Hund: Ehrlichiose und Babesiose. Veterinärspiegel 2012; 22(04): 162 - 170. doi:10.1055/s-0032-1327972
  • Babesiose. In: Damm A, Hrsg. VetSkills. 2., vollständig aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: Schattauer GmbH; 2012. doi:10.1055/b-005-149004
  • Vajna R. Borreliose, Babesiose & Co. weiter auf dem Vormarsch. team.konkret 2010; 6(01): 18 - 19. doi:10.1055/s-0030-1249327

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