"Aber meine Hündin soll doch einmal Mutter werden!"
Der Traum vieler Hundebesitzer – ein einziges Mal Welpen mit der eigenen Hündin züchten. Welpen sind immerhin so zuckersüß und diese ersten zwei Monate schafft man doch locker, oder?
Leider werden die Konsequenzen, die Anforderungen und die hohe Verantwortung, die mit der Hobbyzucht einhergeht, oft nicht ausreichend bedacht. Mit welchen wichtigen Punkten sich jede/r Hundezüchter/in im Vorfeld auseinandersetzen sollte und welche Dinge vor dem Start der Zucht bedacht werden müssen, haben wir in dem folgenden Beitrag kurz zusammengetragen.
Inhaltsverzeichnis:
- Hunde züchten - was muss ich dabei beachten?
- Passen die Elterntiere überhaupt zusammen?
- Hobbyzüchter sollten häufige Erbkrankheiten kennen
- Die moralische Frage
- Wann wird Hobbyzucht zur Qualzucht?
- Rassezucht okay – aber bitte sinnvoll!
- Was bedeutet das Muttersein für die Hündin?
- Hunde züchten - Voraussetzungen
Hunde züchten - was muss ich dabei beachten?
Hunde sind des Menschen bester Freund. Deshalb verdienen sie es, nach bestem Wissen und Gewissen optimal gezüchtet, aufgezogen und versorgt zu werden. Das zu leisten erfordert neben einer geeigneten Ausstattung ein oft unterschätztes Maß an Wissen und Fähigkeiten - und lässt sich meist nur schwer mit der notwendigen Gewissenhaftigkeit neben einer Beschäftigung oder Familie umsetzen. Die erste Hürde auf dem Weg zu gesunden und lebensfrohen Welpen ist dabei die Auswahl der passenden Elterntiere. Hier sollten gesundheitliche Fragen im Sinne des heranwachsenden Lebens klar vor emotionalen Beweggründen stehen.
Passen die Elterntiere überhaupt zusammen?
Ein weiterer, sehr wichtiger Aspekt wird von vielen “Züchtern” oft vernachlässigt. Man möchte es nicht glauben, aber einige Menschen sind wohl der Auffassung es wäre eine gute Idee, einen Golden Retriever Rüden mit einer Dackelhündin zu verpaaren.
Vor dem inneren Auge mag diese Kombi zwar recht attraktiv erscheinen: Ein süßer kleiner Dackel mit dem langen, goldenen Fell eines Retrievers. Was viele Menschen allerdings nicht bedenken, ist dass es eine unfassbare Qual für eine derart kleine Hündin ist, Welpen auszutragen, die unter Umständen ausgewachsen deutlich größer sind als sie selbst. Oft wird in solchen Fällen ein (Not-)Kaiserschnitt nötig, der für die Beteiligten nicht nur Stress, sondern auch deutlich mehr Kosten als bei einer natürlichen Geburt bedeutet.
Dazu kommt die Gefahr, dass sich nun Erbkrankheiten verschiedener Rassen häufen. In unserem Beispiel liefe der Welpe also nicht nur Gefahr, die Rückenprobleme des Dackels zu bekommen, sondern auch unter der, beim Golden Retriever häufigen, Hüftdysplasie (HD) zu leiden.
Körperliche Gesundheit des Hundes
Ganz bestimmt ist jeder individuelle Hund etwas Besonderes.
Dennoch sollte bei einer Zuchtentscheidung aus der Verantwortung für das neue Leben heraus klar ein Fokus auf solche Faktoren gelegt werden, die einen entscheidenden Einfluss auf die Gesundheit der Nachkommen haben.
Leider kann man viele vererbliche Krankheitsfaktoren - besonders bei jungen Tieren im idealen Zuchtalter - oft von außen nicht beurteilen, weil sich erst mit dem zunehmenden Alter Symptome zeigen (z. B. bei der DCM des Dobermanns).
Um sicher zu gehen, dass der eigene Hund keine versteckten Erbkrankheiten in sich trägt, müssten notwendigerweise Untersuchungen/Gentests durchgeführt werden - was leider von den wenigsten Hobbyzüchter/innen beachtet wird. Im besten Fall kennt man noch Vater und Mutter des Tieres und ist sich sicher, dass die beiden keine erblichen Krankheiten wie zum Beispiel eine Hüftgelenksdysplasie hatten. Was ist aber, wenn die Großeltern des Hundes erkrankt waren und ein Elternteil die Krankheit versteckt in sich trägt? Gewiss möchte kein (Hobby)Züchtender riskieren, dass die gezüchteten Welpen ein Leben in Krankheit bestreiten müssen.
Die Gefahr, dass ein Hund eine Erbkrankheit in seiner DNA versteckt besteht übrigens nicht nur, wenn es ein reinrassiger Hund ist! Wenn beispielsweise der Großvater des Hundes ein reinrassiger Schäferhund mit massiver HD-Problematik war, können die Welpen genau diese Probleme auch bekommen. Hier hat der Mischling, wie gerne vermutet, keinen zwingenden Vorteil gegenüber dem Rassehund.
Geistige Gesundheit
Um Welpen zu züchten, die später problemlos ein glückliches Hundeleben führen können, spielt neben körperlicher Gesundheit auch die geistige eine Rolle. Es ist insofern ziemlich ungerecht für die Nachkommen, nicht auf den Charakter der Elterntiere zu achten und so Welpen zu züchten, die durch ererbte oder vom Elterntier erlernte Verhaltensstörungen nicht in der Lage sind, ein erfülltes Leben zu führen.
Das Wesen eines Hundes wird bis zu 60% genetisch bestimmt, und auch hier können tatsächlich Generationen “übersprungen” werden, sodass eventuelle Verhaltensstörungen auch von den Großeltern vererbt werden können. Insofern sollten grundsätzliche Charaktereigenschaften der Eltern- und Großelterntiere bekannt sein, um mit der größten beeinflussbaren Wahrscheinlichkeit glückliche und zufriedene Welpen züchten zu können.
Wichtig: Es kursieren diverse Ammenmärchen, dass das Mutterwerden Hündinnen mit Verhaltensstörungen wie Aggressivität oder Ängstlichkeit hilft, diese Probleme abzulegen. Das kann und darf kein Grund sein, mit der Hündin Hobbyzucht zu betreiben. Sicherlich hat sich das Wesen einzelner Tiere mit der Mutterschaft zum Positiven gewendet. Im Hinblick darauf, wie stressig eine Trächtigkeit und speziell die Geburt für eine Hündin sein kann, muss jeder sich im Klaren darüber sein, dass auch negative Verhaltensweisen einer Hündin verstärkt werden können.
Hobbyzüchter sollten häufige Erbkrankheiten kennen
Hüftgelenksdysplasie (HD)
Die HD ist eine Fehlentwicklung des Hüftgelenks, bei der entweder Oberschenkelkopf, Gelenkpfanne oder beide Bestandteile des Gelenks verformt sind. Durch die Fehlbelastung kommt es zu einem verstärkten Verschleiß der Knorpel im Gelenk und so zur schmerzhaften Arthrose. Ursächlich können ein erblich bedingtes schnelles Wachstum, eine fehlerhafte Ernährung oder Überbelastung sein. Entsprechend sind besonders großwüchsige Hunde oft betroffen.
Hunde mit HD zeigen typischerweise einen instabilen Gang, Schmerzhaftigkeit der Gelenke und Bewegungseinschränkungen (besonders beim Aufstehen und Hinlegen). Die Erkrankung kann durch spezielle Untersuchungen oft bereits im Welpenalter festgestellt werden. Durch eine rechtzeitige Operation kann die Bewegungsfreude des vierbeinigen Patienten meist lange erhalten bleiben. Wird die HD erst spät entdeckt, kann nur noch begrenzt gehandelt werden (Schmerzmedikamente, Entzündungshemmung, kontrollierte Bewegung etc.).
Gerne informieren wir dich zu den diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten bei Hüftdysplasie (HD) persönlich.
Ellenbogendysplasie (ED)
Wie der Name vermuten lässt, bestehen zwischen der Hüftgelenksdysplasie (HD) und der Ellbogendysplasie (ED) gewisse Parallelen. Im Falle der ED ist das Ellbogengelenk (also das Gelenk zwischen Oberarm, Elle und Speiche) von der Fehlentwicklung betroffen.Wie die HD ist auch die ED erblich veranlagt und wird durch ein schnelles, ungleichmäßiges Wachstum, falsche Fütterung im Welpenalter, Übergewicht oder Überbelastung gefördert. Man unterscheidet vier verschiedene Formen der ED:
- Isolierter Processus anconaeus: Hier ist ein kleiner hakenförmiger Knochenvorsprung der Elle nicht richtig mit dem Knochen verwachsen, bewegt sich frei im Gelenk und führt so zu einer andauernden Reizung mit Arthrosefolge.
- Osteochondrosis dissecans (OCD): Hier kommt es durch eine Fehlentwicklung der Gelenkknorpelschicht zu einer Ablösung von Knorpelteilchen (“Chips” oder “Gelenkmäuse”). Diese provozieren ebenso wie der isolierte Processus anconaeus eine Arthrose.
- Fragmentierter Processus coronoideus: Der Processus coronoideus ist ebenfalls ein Knochenvorsprung der Elle. Durch ungleiches Wachstum von Elle und Speiche wird er stark belastet und kann abgespalten werden.
- Ungleiche Länge (Inkongruenz) von Elle und Speiche: Durch eine ungleiche Wachstumsgeschwindigkeit kommt es zu einer Überbelastung eines Knochens. Folge ist eine Reizung des Gelenks, das sich schmerzhaft entzündet.
Auch die ED sollte frühzeitig erkannt und korrekt behandelt werden, um chronische Schmerzzustände durch die zwangsläufig entstehende Arthrose zu vermeiden.
Auch zu den diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten bei ED informieren wir dich gern persönlich und klären individuelle Fragen.
Spondylose
Die Spondylose ist eine Erkrankung im Bereich der Wirbelsäule, bei der es zur Bildung von knöchernen “Brücken” zwischen den Wirbeln kommt. Diese sind schmerzhaft und können die Nerven, die zwischen den Wirbeln den Wirbelkanal verlassen, einklemmen.
Die Spondylose wird durch genetische Veranlagung, besonders durch die Zucht auf unnatürliche Körperformen, gefördert. Ebenfalls häufig betroffen sind große und schwere Tiere, bei denen das stützende Bindegewebe nicht ausreichend fest genug ist. Überbelastungen fördern die Erkrankung
Die Spondylose zeigt sich in der Regel durch Lahmheit (“Humpeln”) und nachlassender Bewegungsfreude, oft ist der hintere Rückenbereich schmerzhaft. In fortgeschrittenen Fällen kommt es durch die Einengung der Nerven zu Lähmungen und Inkontinenz.
Die Spondylose ist leider nicht heilbar, es bleibt lediglich die Möglichkeit, die Beschwerden zu mildern, indem man den Hund bspw. vor Überbelastung, Kälte und Nässe schützt.
MDR1-Gendefekt (Multiple Drug Resistance)
Der MDR1-Gendefekt ist eine genetische Erkrankung, die zu einer Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Medikamenten führt. “Schuld” ist ein fehlerhaft gebautes Protein, das eigentlich eine Barrierefunktion für z.B. Medikamente und Gifte hat und so an der “Blut-Hirn-Schranke” das Gehirn vor dem direkten Übertritt der Stoffe schützt. Dadurch, dass das MDR1-Protein fehlerhaft gebaut wird, können die Stoffe leichter in die empfindlichen Organe übertreten.
Besonders Hunde aus der Familie der Collies und Shepherds sind häufig betroffen, aber Vorsicht: Auch andere Rassen oder Mischlinge können den Defekt tragen. Ein Gentest kann Aufschluss geben und helfen, Medikamentengaben sicher zu gestalten.
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Die moralische Frage
Jedes Jahr landen rund 80.000 Hunde in deutschen Tierheimen. All diese 80.000 Hunde haben keine Besitzer, ihr Leben wird vorrangig von Spendengeldern finanziert. Hier stellt sich einem schon einmal die Frage – wieso sollte man denn mit dem zuckersüßen Mischling, den man zuhause hat, noch weitere Hunde züchten?
Ähnliches gilt natürlich für Rassehunde. Angesichts der Anstrengungen, Risiken und Kosten und mit dem Blick auf das „Große Ganze“ erscheint meist deutlich sinnvoller, einen netten Hund aus dem Tierheim zu adoptieren. Mit großer Sicherheit kannst du nach ausgiebiger Suche einen Hund finden, der genauso liebenswert und süß ist, wie es die Welpen Ihrer Hündin werden würden.
Warum entscheiden sich viele Hundebesitzer mit dem eigenen Hund zu züchten?
Die geliebte Hündin, das in den eigenen Augen perfekte Tier, sollte doch die wunderbaren Gene weitervererben können und Ihren natürlichen Instinkten nachkommen können. Sich als Muttertier “vollständig erfüllt” fühlen. Außerdem entstehen durch die Hobbyzucht doch meist gesunde und robuste Mischlinge, man trifft sie doch tagtäglich im Park?
Argumente hört man viele. Und alleine schon der Gedanke an all die süßen kleinen Welpen im eigenen Zuhause lässt die Herzen der Tierliebhaber höher schlagen. In gewisser Weise hat man ja auch irgendwie das Recht dazu, es ist ja schließlich der eigene Hund. Im Bekanntenkreis werden sicherlich viele Leute Interesse haben, Abnehmer wird man schon finden. Den süßesten, frechsten kleinen Hund behält man für sich selbst, dann können Mutter und Kind zusammen alt werden. Wie idyllisch das doch klingt.
Allzu kompliziert kann das Ganze ja nicht sein, immerhin hat man auch das eigene Kind aufgezogen. Man ist sozusagen Profi.
Du hast solche Argumente schon gehört oder gelesen? Das verwundert nicht.
Denn das Geschäft mit den felligen Freunden hat eine große Wirkung auf die deutsche Wirtschaft. Unsere treuen Vierbeiner sind nach den Katzen das beliebteste Haustier in ganz Deutschland: Etwa 7,9 Millionen Hunde leben in deutschen Haushalten. Laut einer Studie der Uni Göttingen geben die Deutschen etwa 5 Millionen Euro jährlich für ihre Lieblinge aus. Es scheint zu einfach, in dieses Millionengeschäft einzusteigen.
Wann wird Hobbyzucht zur Qualzucht?
Momentan steht die Hundezucht von vielen Seiten unter Beschuss. Das Hauptproblem derzeit ist die Problematik unter dem Schlagwort Qualzucht.
In den letzten Jahrzehnten hat der Mensch sein vermeintliches Fachwissen über Genetik in einer völlig absurden Art und Weise ausgenutzt. Das Ergebnis: Zahlreiche Erbkrankheiten, Hunde, die an Lebensqualität stark einbüßen und erzürnte Tierschützer.
Ganz besonders die so genannten brachyzephalen (also “kurznasigen”) Rassen wie Mops, Französische Bulldogge oder Shi-Tzus stehen im Fokus der Öffentlichkeit. Liebhaber der Rassen suchen händeringend nach Argumenten, die den Kauf ihrer Tiere rechtfertigen, während sie sich von der Gegenpartei - völlig zurecht - mit harten Vorwürfen der Tierquälerei konfrontiert sehen.
Aber nicht nur das brachyzephale Syndrom ist eine häufige Erbkrankheit: Samojeden mit Epilepsie, Dobermänner mit DCM oder Deutsche Schäferhunde mit HD - alle sind sie Opfer des derzeitigen Schönheitswahns und ganz besonders mangelnder Expertise vermeintlicher Züchter geworden. Kenntnis über die Tiergesundheit und über die Vererbung verschiedener Merkmale ist essentiell für die verantwortungsbewusste und gerechte Hobbyzucht.
Durch die beschriebenen Problematiken befindet sich die Hundezucht heute im Wandel. Der VDH (Verband für das deutsche Hundewesen) ist darum bemüht, die Zucht zu regulieren und nur körperlich und geistig gesunde Hunde zur Zucht zuzulassen. Sicherlich ist der Effekt dieser Bemühungen recht kritisch zu sehen im Hinblick darauf, wie viele Hunde noch heute mit nicht unerheblichen Erbkrankheiten gezüchtet werden. Dennoch, die Bemühung ist da und der Wandel im Gange - lassen Sie uns hoffen.
Rassezucht okay – aber bitte sinnvoll!
Häufig entsteht bei stolzen Besitzer/innen besonders rassetypischer Hündinnen mit dem Erreichen der Zuchtreife der Hündin der Wunsch, vielleicht mit dem passenden Rasserüden des Bekannten einen Rassewurf zu planen.
Leider werden auch im Rahmen der Rassezucht die Anforderungen einer guten und verantwortungsvollen Zuchtplanung oft unterschätzt. Sinn der Zucht ist es, verantwortungsbewusst und mit ausreichendem Fachwissen für die Qualität, den Erhalt und nicht zuletzt die Verbesserung einer Rasse Sorge zu tragen.
Das nötige Fachwissen über die Rasse selbst, über Genetik und über tiermedizinische Aspekte, um im Hinblick darauf klug zu verpaaren, muss sich im Voraus in jedem Falle gewissenhaft angeeignet werden. Dazu bietet es sich unter anderem an, Züchterverbänden wie zum Beispiel dem VDH (Verband für das Deutsche Hundewesen) beizutreten. Dort werden Wochenendkurse angeboten, in denen die Grundlagen der Hundezucht vermittelt werden. Um eine Zucht anmelden zu dürfen, ist der Besuch eines solchen Kurses Pflicht.
Was bedeutet das Muttersein für die Hündin?
Gesundheitliche Risiken
Für die Hündin birgt der Traum, einmal Hundezüchter zu sein, einige Risiken. Mit jeder Deckung, jeder Trächtigkeit und jeder Geburt läuft das Tier Gefahr, sich zu verletzen oder zu erkranken.
Während der Trächtigkeit kann es zu Problemen wie Stoffwechselstörungen, Verdrehungen der Gebärmutter oder sogar (ganz gefährlich!) Absterben von Welpen in der Gebärmutter kommen. Das Sterben von Welpen während der Trächtigkeit geschieht häufig bei einer Herpesinfektion der Mutter. Deshalb ist es sehr wichtig, dass eine Hündin bereits vor dem Deckakt gegen Herpes geimpft wird. Damit rettest Du unter Umständen nicht nur den Welpen, sondern auch Ihrer Hündin das Leben, weil sie durch die toten Jungen in ihrer Gebärmutter ebenfalls erkranken kann.
Auch bei der Geburt besteht immer die Gefahr, dass Komplikationen auftreten. Diese können im schlimmsten Fall zum Tod der Hündin oder von Welpen führen. Deshalb solltest Du gut beurteilen können, ob sich deine Hündin während der Geburt seltsam verhält, um sie rechtzeitig einem Tierarzt vorstellen zu können!
Das allgemein kursierende Gerücht, eine Trächtigkeit würde die Hündin vor Krebs schützen, ist übrigens bis heute nicht eindeutig wissenschaftlich zu belegen. Hinweise aus der Humanmedizin können nicht eins zu eins auf die Hündin übertragen werden und sollten nicht als Entscheidungsgrundlage genutzt werden. Auch hier kann maximal eine geringe Risikoverminderung beobachtet werden, die bei den hundetypisch hohen Gesäugekrebserkrankungen zu vernachlässigen wären.
Ebenfalls hilft eine einmalige Trächtigkeit nicht, wie gerne vermutet wird, gegen häufige Scheinschwangerschaften. Hat Ihre Hündin damit arge Probleme, empfiehlt sich eher eine Kastration. Hier findest Du alles zur Kastration der Hündin.
Gut für die Seele?
Wie so oft neigen wir Menschen auch im Bezug auf dieses Thema dazu, unsere Hunde zu vermenschlichen. Man bildet sich ein, die eigene Hündin wünsche es sich, auch nur einmal im Leben das Gefühl der Mutterschaft zu genießen. Da wir mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen können, dass das rationales Denken eine Sache ist, die uns von unseren geliebten Vierbeinern unterscheidet, ist diese Vermutung eher unter Unsinn zu verbuchen. Fortpflanzung ist ein reines Triebverhalten, das nicht in einem langfristigen “Glücklichsein” oder “Erfüllung” resultiert.
Hunde züchten - Voraussetzungen
Wenn sich mit allen genannten Punkten gewissenhaft auseinandergesetzt und eine passende Tierarztpraxis zur Betreuung gefunden wurde, sollte man sich als nächstes Gedanken darüber machen, ob passenden räumlichen, zeitlichen und finanziellen Möglichkeiten gegeben sind.
Die passenden Räumlichkeiten
Um den Anforderungen der Welpenaufzucht nicht nur im Idealfall, sondern auch bei unerwarteten Zwischenfällen (z.B. Handaufzuchten, Krankheiten) gerecht werden zu können, sollte man die notwendigen Räumlichkeiten zur Verfügung stehen haben.
“Basiseinrichtung” ist dabei die so genannte “Wurfkiste”, die in der ersten Lebensphase für Welpen und Mutter die passende Umgebung schafft. Eine Wurfkiste ist eine viereckige Box, meist aus Holz mit erhöhten Seitenwänden und dient als Zuhause für Hündin und Welpen in den ersten 2 bis 4 Wochen nach der Geburt. Sie dient dazu, der Hündin eine Rückzugsmöglichkeit zu geben, sodass sie selbst und die Welpen geschützt sind.
Weiterhin sind in der Wurfkiste Stangen angebracht, die den Welpen einen geschützten Bereich bieten, sodass sich die Hündin aus Versehen auf sie drauf legen kann. Die Wurfkiste macht es möglich, die Temperatur im “Nest” besser zu regeln und hält die Welpen außerdem bei steigender Mobilität davon ab auszubüchsen.
Außerdem kann durch die räumliche Begrenzung das Umfeld der Welpen leichter sauber gehalten werden. Die Wurfkiste muss lang genug sein, sodass sich die Hündin problemlos zum Säugen auf die Seite legen kann. Weiterhin sollte sie genügend Platz für alle Welpen bieten.
Die Seitenwände müssen so hoch sein, dass die Welpen nicht darüber springen können, die Hündin muss allerdings problemlos aus- und einsteigen können. Sobald die kleinen Hunde älter werden, brauchen sie entsprechend Auslauf. Dazu bietet sich ein Welpenzimmer an. Hast Du deinen Hund als Welpen bekommen? Dann kannst du dir sicher lebhaft vorstellen, was passiert, wenn sich ein kompletter Wurf über Ihr mit Liebe eingerichtetes Wohnzimmer hermacht. Bei vielen Vereinen ist es aus diesem Grund sogar Pflicht, ein eigenes Haus zu besitzen oder zumindest in einem Haus zu wohnen.
Außerdem ist es immer sinnvoll, einen eingezäunten Garten zu besitzen, um die Welpen in der wichtigen Entwicklungsphase leicht mit äußeren Reizen konfrontieren zu können. Bei der Zucht mancher Rassen ist es sogar Pflicht, dass das Welpenzimmer einen barrierefreien Zugang zum eigenen Grundstück hat. Zudem ist es schlichtweg nicht möglich, vier Wochen alte Welpen an der Leine um den Block zu manövrieren.
Sozialisierung der Welpen
Die Sozialisierung der Welpen ist die mitunter wichtigste Aufgabe von engagierten Züchtern. Je besser die Kleinen auf all die Dinge vorbereitet werden, die in ihren Leben auf sie zukommen werden, desto leichter wird es ihnen später fallen, mit ungewohnten Situationen umzugehen.
Auf der anderen Seite können aber auch schlechte Erfahrungen, die der Welpe in seiner Jugendzeit macht, sein ganzes Leben negativ beeinflussen. Verhaltensstörungen, die von schlechten Erlebnissen in der Prägephase des Welpen herrühren, ist im Erwachsenenalter nur schwer Abhilfe zu schaffen.
Erstens ist natürlich wichtig, dass Welpen lernen, mit fremden Menschen, Artgenossen, anderen Tieren und diversen Umweltreizen zurecht zu kommen. Haben die Fellknäule im Kindesalter bereits genug Bekanntschaft mit großen Männern, lauten Staubsaugern, Seen und wilden Pferden gemacht, werden sie von derartigen Konfrontationen im späteren Leben selten überfordert sein.
Zum zweiten trainiert es das Hirn des Welpen, wenn er regelmäßig verschiedenen neuen Reizen ausgesetzt wird. So prägen sich Nervenbahnen aus, die später dafür zuständig sind, unbekannte Situationen souverän zu meistern.
Zeitaufwand
Der Zeitaufwand in der Welpenaufzucht ist enorm. Vielleicht habst du Erfahrung mit Säuglingen? Dann stelle dir diesen Stress multipliziert mit der Wurfgröße vor. Die kann bei großen Hunderasse schonmal 10-15 Welpen umfassen.
Sicherlich, den Löwenanteil, also Säugen und Kuscheln, übernimmt idealerweise die Hündin in den ersten Wochen. Allerdings gibt es auch Hündinnen, die nach der Geburt nicht allzu großes Interesse an ihren Welpen zeigen und regelrecht gezwungen werden müssen, für die Jungen zu sorgen. Im schlimmsten Fall sind Hündinnen sogar derart überfordert, dass sie ihre Welpen töten, sobald sie mit ihnen alleine gelassen werden.
Insbesondere die Handaufzucht von größeren Würfen zwingt zur Einrichtung von lückenlosen Schichtdiensten, die oft nicht mit einem normalen Alltag vereinbar sind.
Für Züchtende stehen allerlei andere Pflichten auf der Tagesordnung: Tierarztbesuche, Reinigen der Wurfkiste und später des Welpenzimmers, Sozialisierung der Hunde, täglicher Auslauf, auch Zufüttern, sofern die Hündin nicht genügend Milch für alle Welpen produziert (und das alle 2-3 Stunden!), Kontakt mit potentiellen Abnehmern der Welpen undundund. Außerdem möchte man natürlich den Großteil der Zeit bei den Welpen sein um zu überwachen, dass Mutter und alle kleinen Racker gesund und munter sind.
Die wenigsten Menschen, die nicht mit der Hundezucht ihre Brötchen verdienen, können ausreichend viel Zeit investieren. Sicher kann man für ein derart schönes Erlebnis den Jahresurlaub opfern, sollte der Arbeitgeber einem so lange am Stück frei geben wollen. Was passiert aber nach dieser Zeit?
Die Welpen bleiben mindestens 8 Wochen bei ihrer Mutter und alleine lassen kann man die Meute in dieser Zeit nicht sehr lange. Was ist, wenn es bei der Geburt oder im frühen Welpenleben Komplikationen gibt und Du dir etliche Nächte um die Ohren schlagen musst? Die Gefahr einer Ansteckung mit E.coli und anderen Bakterien besteht bereits beim Deckakt, aber das ist nur der Anfang. Durch das Säugen der Welpen kann es zu kleinen Verletzungen am Gesäuge der Hündin kommen, woraus sich eine Gesäugeentzündung (Mastitis) entwickeln kann. Sollte ein Kaiserschnitt notwendig werden, muss sich neben der Aufzucht um eine angemessene Wundversorgung gekümmert werden. Was ist, wenn es im allerschlimmsten Fall zum Tod der Hündin kommt und die Welpen von Hand aufgezogen werden müssen?
Für jeden dieser gar nicht so selten auftretenden Komplikationen sollte in jedem Falle ein stichfester Plan B aufgestellt werden, um dann in der Situation mit der nötigen Übersicht reagieren zu können.
Hunde züchten - Kosten
Schaut man sich die Preise an, für die Welpen derzeit auf ebay und ähnlichen Plattformen angeboten werden, entsteht leicht der Eindruck, dass das Ganze ein sehr lukratives Geschäft ist. Taucht man allerdings tiefer in die Materie ein wird deutlich, dass die Annahme, man könne sich als Hobbyzüchter das Taschengeld etwas aufbessern, eine Illusion ist.
Klar, als Hobbyzüchter muss man keine Unsummen für die Deckgebühren eines hochprämierten Rüden zahlen. Gegebenenfalls lädt man den Nachbar mit seinem netten Rüden auf einen Kaffee ein und die Sache nimmt ihren Lauf.
Allerdings ist das nur der Anfang.
Bevor überhaupt an die Geburt zu denken ist, muss die Hündin während der Trächtigkeit tiermedizinisch versorgt sein. Dazu gehören Impfungen, Ultraschalluntersuchungen und weitere Tests. Eine Wurfkiste muss angeschafft werden und sicherlich will man die Hündin mit dem passenden hochwertigen Futter bedarfsgerecht versorgen. Kommt es zu Komplikationen bei der Geburt, muss man gegebenenfalls hohe Summen für die nottierärztliche Versorgung zahlen.
Ist der erste große Schritt gemeistert und die Welpen sind auf der Welt, steigen die Kosten nur noch weiter: Auch die Welpen müssen dem Tierarzt vorgestellt werden, es stehen Impfungen und Wurmkuren an. Die Welpen brauchen Mikro-Chips, Halsbänder und hochwertiges Futter (und je größer sie werden, desto mehr davon!). Neben all diesen Anschaffungskosten steigen auch die laufenden Kosten: Deine Waschmaschine wird niemals stillstehen, da Welpen nun einmal nicht die reinlichsten Wesen auf dem Planeten sind.
Vor der Zuchtplanung solltest Du dich über all diese Kosten bewusst sein und im Falle des Falles auch bereit dazu sein, mit Verlusten aus der Sache raus zu gehen. Sollten die notwendigen Rücklagen, Mutterhündin und Welpen bedarfsgerecht tiermedizinisch versorgen zu lassen, nicht zur Verfügung stehen, sollte die Verwirklichung der Züchterträume vielleicht auf einen geeigneteren Zeitpunkt verschoben werden.
Trennungsschmerz
So schön die Zeit mit den Welpen ist: Leider kann man sie in der Regel nicht alle behalten. Mit der Abgabe der Welpen an ihre neuen Besitzer geht eine große Verantwortung einher.
Nicht immer ist es einfach sicherzustellen, dass die Junghunde in eine verantwortungsvolle Familie kommen und ihnen die Fürsorge und Zuneigung zuteil wird, die sie verdienen. Auch wenn die anscheinend perfekte Familie gefunden wird - niemand ist davor geschützt, dass die neuen Besitzer nicht mit dem Welpen zurecht kommen oder selbst krank werden. Im Nu kann ein Besitzer mit einem zunächst wunderbar vermittelten Hund vor der Tür stehen und darauf bestehen, dass Du ihn wieder aufnimmst.
vetevo Fazit
Der Wunsch nach süßen Hundewelpen ist für jeden Tierliebhaber absolut nachvollziehbar. Die Hundezucht ist allerdings kein Vorhaben, dass man einfach so vom Zaun brechen kann. Es erfordert Einiges an Erfahrung, Vorwissen und finanzieller Rücklagen. Besonders auf unerfahrene Hobbyzüchter kommt eine Vielzahl an Herausforderungen hinzu und tatsächlich hast Du selbst bei bester Planung nicht auf alle ausreichend viel Einfluss.
Im Hinblick auf die Gesamtsituation in Deutschland ist die Hobbyzucht eher kritisch zu sehen. Tausende von Hunden sitzen in deutschen Tierheimen und warten auf ein neues Zuhause, wieso sollte man da noch mehr Tiere aus mehr oder weniger egoistischen Beweggründen in die Welt setzen?
Die Hundezucht in Deutschland hat ihre Berechtigung und ist deshalb keinesfalls komplett zu verteufeln. Es sollte allerdings darauf geachtet werden, die Zucht sinnvoll und mit Hinblick auf die Gesundheit der Tiere durchzuführen. Der Züchter selbst sollte in der Lage zu sein, hochwertige Zucht zu Gunsten des Tierwohls durchzuführen.
Alles andere ist schlichtweg unfair gegenüber unseren treuen Begleitern und besten Freunden.
vetevo - aus Liebe zum Tier.