Und somit gehört der Mops zu den Aufsteiger-Hunderassen des 21. Jahrhunderts. Aber auch die Französische Bulldogge und andere kurzköpfige (brachycephale) Hunderassen sowie die hübschen Blue Merle, die einzigartigen Nackthunde oder auch die Sphynx, das katzenartige Pendant, erobern die Herzen der Menschen im Sturm.
Doch leider haben viele dieser Rassehunde ein großes Problem! Ihre Gesundheit.
Inhaltsverzeichnis:
- Was genau ist Qualzucht?
- Was steht im Tierschutzgesetz?
- Extremfälle der Qualzucht: Rassen und ihre gesundheitlichen Probleme
- Die TOP 10 Hunderassen: Beliebtheit, trotz Krankheiten!
- Qualzucht: 7 Beispiele, die Du kennen solltest
- Wie geht man mit Qualzucht am besten um?
Was genau ist Qualzucht?
Die Zuchtziele der vielen Rassezuchtverbände sind traditionsgemäß recht “oberflächlich”. Meist gewinnt das äußerliche Erscheinungsbild das Rennen um die Aufmerksamkeit, anstelle des “Inneren Gesamtpakets”.
Zuchtmerkmale sind festgelegte Äußerlichkeiten (Phänotyp) wie ein Ringelschwanz, eine platte Nase oder gekräuseltes Fell. Diese Merkmale werden als Zuchtziele in den Rassestandards festgehalten und durch Zuchtverbände koordiniert. Das Ziel des Züchters ist es, einen idealen Vertreter der Rasse aus der eigenen Zucht hervor zu bringen.
Wenn Äußerlichkeiten und optische Veränderungen bei der Zucht geduldet werden, obwohl sie dem Hund schaden, spricht man von Qualzucht. Einige dieser von Züchtern gewünschten Zuchtmerkmale sind sogar die Ursache von Schmerzen, Leiden, Schäden oder Verhaltensstörungen.
Der Phänotyp steht nämlich auch unmittelbar mit der Gesamtheit der Gene (Genotyp) in Verbindung. Das ist sowohl die Grundlage für das Aussehen der Nachkommen, als auch für ihre Gesundheit. Da der normale Körperbau verändert wird und die Gesundheit nicht mehr im
Spezialisten streiten sich derzeit über den Gebrauch des Begriffes Qualzucht. Die Definition des Wortes quälen besagt, dass einem Lebewesen bewusst körperliche Schmerzen zugefügt werden. Unwissenheit über die gesundheitlichen Beeinträchtigungen steht hier allerdings im Zentrum der Qualzucht Thematik. Kann man davon ausgehen, dass sowohl Züchter als auch Besitzer ihre Lieblinge vorsätzlich quälen? Wohl eher nicht! Und somit kann man von einer bewussten Handlung des aktiven Quälens absehen. Das Resultat für das Tier ist allerdings dasselbe.
Was steht im Tierschutzgesetz?
Der Paragraph (§) 11b des deutschen Tierschutzgesetzes verbietet es Zuchtziele durchzusetzen, bei denen Schmerzen, Leiden oder Schäden entstehen. Im Härtefall kann sogar das Unfruchtbarmachen der Elterntiere angeordnet werden. Aber Schmerzen, Leiden und Schäden sind oft nicht so einfach und objektiv zu bestimmen und vor allem nachzuweisen. Unsere Tiere können keinen Fragebogen ausfüllen, wie toll sie ihren Ringelschwanz finden.
Tierschutzgesetz Paragraph (§) 11b
(1) Es ist verboten, Wirbeltiere zu züchten oder durch biotechnische Maßnahmen zu verändern, soweit im Falle der Züchtung züchterische Erkenntnisse oder im Falle der Veränderung Erkenntnisse, die Veränderungen durch biotechnische Maßnahmen betreffen, erwarten lassen, dass als Folge der Zucht oder Veränderung 1. bei der Nachzucht, den biotechnisch veränderten Tieren selbst oder deren Nachkommen erblich bedingt Körperteile oder Organe für den artgemäßen Gebrauch fehlen oder untauglich oder umgestaltet sind und hierdurch Schmerzen, Leiden oder Schäden auftreten oder 2. bei den Nachkommen
a) mit Leiden verbundene erblich bedingte Verhaltensstörungen auftreten,
b) jeder artgemäße Kontakt mit Artgenossen bei ihnen selbst oder einem Artgenossen zu Schmerzen oder vermeidbaren Leiden oder Schäden führt oder
c) die Haltung nur unter Schmerzen oder vermeidbaren Leiden möglich ist oder zu Schäden führt.
(2) Die zuständige Behörde kann das Unfruchtbarmachen von Wirbeltieren anordnen, soweit züchterische Erkenntnisse oder Erkenntnisse, die Veränderungen durch biotechnische Maßnahmen betreffen, erwarten lassen, dass deren Nachkommen Störungen oder Veränderungen im Sinne des Absatzes 1 zeigen werden.
(3) Die Absätze 1 und 2 gelten nicht für durch Züchtung oder biotechnische Maßnahmen veränderte Wirbeltiere, die für wissenschaftliche Zwecke notwendig sind.
(4) Das Bundesministerium wird ermächtigt, durch Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bundesrates
1. die erblich bedingten Veränderungen und Verhaltensstörungen nach Absatz 1 näher zu bestimmen,
2. das Züchten mit Wirbeltieren bestimmter Arten, Rassen und Linien zu verbieten oder zu beschränken, wenn dieses Züchten zu Verstößen gegen Absatz 1 führen kann.
Momentan gibt es keine verbindlichen gesetzlichen Richtlinien und Vorgehensweisen, um diese Zuchtmethoden zu stoppen. Die juristischen Verfahren sind meist langwierig und schwierig zu kontrollieren, da Deutschland durch seine Bundesländer (Föderalismus) verschiedene Verwaltungsbezirke hat. In der Vergangenheit ist es oft vorgekommen, dass Züchter nach einer Anzeige umgezogen sind und somit das Verfahren im Sande verlaufen ist. Aber auch bis hin zur Anzeige vergeht Zeit! Zeit die sehr kostbar sein kann. Wer kann überhaupt anzeigen und an wen wende ich mich? Oftmals sind den Veterinärämtern durch die Bürokratie und Mitarbeitermangel die Hände gebunden! Außerdem werden Tiere im deutschen Gesetz immer noch als Sache angesehen und der Besitzer nimmt die Rolle des “Vormundes” ein. Dieser entscheidet nach eigenem Ermessen was gut für das Tier ist. Das kann schon mal schief gehen!
In den letzten Jahren gab es das erste Verfahren zum Thema Qualzucht, bei dem die Nacktkatzenzucht durch die Kastration eines nicht geeigneten Katers gestoppt werden sollte. Grund hierfür waren unter anderem die nicht vorhandenen Tasthaare (Vibrissen). Diese haben eine lebenswichtige Funktion: sie sind Teil des Tastsinns! Durch ihre unzähligen Nervenendigungen können Katzen mit dieser Orientierungshilfe ihre Umgebung, selbst in der stockfinsteren Nacht, wahrnehmen. Erst im Mai 2018 wurde das Verfahren erfolgreich beendet und das Urteil ausgesprochen. Nach fast drei Jahren wurde die Zucht mit den Sphynx-Katzen rechtlich verboten. Ein wahrer Meilenstein!
Extremfälle der Qualzucht: Rassen und ihre gesundheitlichen Probleme
Trotz der bestehenden Gesetze kommt es immer wieder zu der Verpaarung von Tieren, die eigentlich gar nicht in der Lage sind, gesunde Nachkommen zu zeugen, geschweige denn auf natürlichem Wege auszutragen.
Nehmen wir als Beispiel die Bulldoggen. Egal ob englisch, französisch oder amerikanisch: hier haben wir gleich zwei Probleme warum sie eigentlich nicht überlebensfähig sind! Viele der Bulldoggen-Rüden sind so massig gezüchtet, dass sie den Akt des Geschlechtsverkehrs nicht ausüben können. Anstelle dessen werden sie durch den Menschen „abgesamt“ und die Hündin anschließend künstlich besamt.
Da liegt der Vergleich zu einer “Hundewunschklinik” nahe. Das zweite Problem ist ihr großer Kopfumfang. Ist dieser zu groß, kommen die Welpen per Kaiserschnitt auf die Welt, da sie im Geburtsweg der Hündin stecken bleiben würden.
Wird ein Kaiserschnitt in Erwägung gezogen, sollte man dies planen und schnell handeln! Natürlich wird die Hündin beim Einsetzen der Geburt zunächst versuchen, die Welpen auf natürlichem Wege zu gebären. Da diese beim Stecken bleiben allerdings schnell ersticken können, muss die Hündin so bald wie möglich durch einen Tierarzt betreut werden.
Diese Hunde wären ohne das menschliche Eingreifen nicht fähig sich fortzupflanzen. Die Rasse würde einfach durch natürliche Selektion aussterben. Verrückt, oder etwa nicht?
Die TOP 10 Hunderassen: Beliebtheit, trotz Krankheiten
Und trotz dieser ernst zunehmenden Krankheiten gehören die so genannten Modehunde zu den beliebtesten Hunderassen. Laut Tasso wurden im Jahr 2017 rund 13.149 Chihuahuas und 10.848 „Frenchis“ (französische Bulldoggen) neu registriert. Aber wie kann das sein? Auch hier steht die Unwissenheit wieder im Zentrum. “Ach, der schnarcht so süß!”, hört man Besitzer immer wieder sagen. Nein, das ist nicht süß. Er bekommt einfach nur schlecht Luft!
Die Kosten für eine OP übernimmt die Krankenversicherung meistens nicht.
Eine Versicherung, die gesundheitliche Folgen von rassebedingten Krankheiten übernimmt, kannst Du leider lange suchen. Denn bekannte Versicherungen haben mittlerweile Klauseln und Einschränkungen in ihr Programm aufgenommen. Diese besagen unter anderem, dass die Kostenübernahme bei „standardmäßigen Erkrankungen der Luft- und Atemwege (einschließlich Hals und Nase)“, nicht übernommen wird.
Qualzucht: 7 Beispiele, die Du kennen solltest
Brachycephalie: "Plattnasen" oder auch kurzköpfige Rassen genannt
Der Begriff Brachycephalie bedeutet Kurzköpfigkeit und beschreibt eine züchterisch gewollte Verkürzung des Gesichtsschädels bei einigen Hunde- und Katzenrassen. Mit diesem Zuchtziel soll das Erscheinungsbild junger Welpen nachgeahmt werden - Auch das „Kindchenschema“ genannt.
- Französische Bulldogge
- Mops
- Chihuahua
- Amerikanische Bulldogge
- Englische Bulldogge
- Cavalier King Charles Spaniels
- Boston Terrier
- Boxer
- Mastiff
- Pekinese
- Shitzu
- Malteser
Auch Katzenrassen wie unter anderem die Perserkatze und die Britische Kurzhaarkatzen gehören brachycephalen Züchtungen an.
Als Brachycephalie Syndrom (BCS) werden alle gesundheitlichen Einschränkungen zusammengefasst, die aus der Kurzköpfigkeit resultieren, insbesondere jene, die zu Atemproblemen durch die Verengung der oberen Atemwege führen. Das deutlichste Symptom des brachycephalen Syndroms ist wohl das Schnaufen, Röcheln, Schnarchen oder Grunzen von Mops, Bulldogge und Co.
Bei den Kurznasen schnellen die Zahlen der lebensnotwendigen Gaumensegeloperation, auch Schnarchoperation genannt, rasant in die Höhe. Besonders bei den warmen sommerlichen Temperaturen brechen die Kleinen unter der Last des „Nicht-atmen-könnens“ regelmäßig zusammen und zeigen Erstickungsanfälle infolge eines ernstzunehmenden Sauerstoffmangels. Es kam auch schon einmal vor, dass Besitzer ein vermeintliches Nickerchen ihres Hundes im Park falsch gedeutet haben, denn der Hund hatte einen Kreislaufkollaps und war schlicht ohnmächtig.
Da die Nase nicht so einfach wieder lang gezogen werden kann, muss das überschüssige und zu lange Gaumensegel operativ gekürzt werden. Eine spezielle Lasertechnik im Rachenbereich ist dafür wohl die beste Methode. Allerdings bedeutet die beste oftmals auch die teuerste Methode! Da muss der Besitzer ziemlich tief in die Tasche greifen. Vierstellige OP Kosten, die bei der Anschaffung der süßen kleinen Kurznasen wahrscheinlich nicht überdacht wurden.
Als brachycephales Syndrom (BCS) werden alle gesundheitlichen Einschränkungen zusammengefasst, die aus der Kurzköpfigkeit resultieren, insbesondere jene, die zu Atemproblemen durch die Verengung der oberen Atemwege führen.
Das deutlichste Symptom des brachycephalen Syndroms ist wohl das Schnaufen, Röcheln, Schnarchen oder Grunzen von Mops, Bulldogge und Co.
Es handelt sich hierbei um das Geräusch der Einatmung (inspiratorische Geräusche), welche durch die Verengung der Atemwege zustande kommen. Das hat vier Gründe:
- Das zu lange Gaumensegel im Rachen behindert den Kehldeckel in seiner freien Bewegung, vor allem beim Hecheln. Die Luftröhre wird sozusagen davon verdeckt, wie Klarsichtfolie über dem Mund. Damit atmet es sich nicht leicht.
- Der oft zu kleine Luftröhrendurchmesser (Trachealdurchmesser), der ebenfalls zur Verengung der oberen Atemwege führt. Es kommt nicht selten zum “in sich Zusammenfallen der Luftröhre" (Trachealkollaps).
- Die zu kleinen Nasenlöcher machen das Einatmen schwer (hoher inspiratorischer Widerstand).
- Brachycephalen Rassen weisen abnormal geformte, bis stark verkürzte und abgeflachte Nasenmuscheln auf, was die nasale Atmung zusätzlich erschwert. Die Nasenmuscheln befinden sich an der seitlichen Wand im Inneren der Nase, sind gut durchblutet und dienen somit der Temperaturregulierung. Über ihre feuchte Schleimhautoberfläche wird zu einer optimierten Wasserdampfsättigung der Atemluft beigetragen. Wenn diese nun verkümmern, wird zum Einen die Wärmeabgabe behindert und zum Anderen kommt es zum verstärkten Ansaugen von Atemluft.
Vor allem bei Nasenatmung entsteht eine angestrengte (forcierte) Einatmung welche die Schleimhäute der Nasenmuscheln reizt, die daraufhin verdicken (Hypertrophie) und die Atemwege zusätzlich verengen. Hier gibt es das nächste Problem: durch den erzeugten Unterdruck kann es sogar zum Kehlkopfkollaps kommen.
Zum “Kurznasensyndrom” (brachycephales Syndrom) gehört unter anderem auch, dass durch die Veränderung des Gesichtsschädels die Augenhöhlen abgeflacht sind. Dadurch sind die Augen weniger geschützt und die Hunde haben die “niedlichen Glubschaugen”. Im Ernstfall kommt es zum Vorfall der Augäpfel (Exophthalmus). Wie auch bei klassischen “Faltenhunden” bilden sich (durch die überschüssige Haut) Hautfalten auf dem Nasenrücken, die Auslöser für schmerzhafte Hautentzündungen sein können.
Zusätzlich bewirken diese Falten auch oft das Einrollen der Augenlider (Entropium). So entsteht eine ständige Reibung der Haare auf der Hornhaut. Beides bewirkt, dass die Lidspalte nicht mehr geschlossen werden kann und das Auge ungeschützt ist. Folgen sind die Austrocknung oder sogar Pigmentierung der Hornhaut. Der Hund kann dadurch erblinden!Auch Schielen wird oft beobachtet. Folgen sind eine Einschränkung des Sichtfeldes und somit ein herabgesetztes Sehvermögen. Zu guter Letzt kann die deformierte oder nicht vollständig ausgebildete Schädeldecke zu Gehirnschädigungen führen.
Das Hauptproblem dieser kurzköpfigen Rassen ist sicherlich das “brachycephale Syndrom” als Rassekrankheit, aber auch Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen sind im Zusammenhang mit den Rassen zu beobachten. Besonders der Bandscheibenvorfall bei Mops und Französischer Bulldogge sind häufige Erkrankungen, die beim Tierarzt erkannt werden! Spezialisten vermuten, dass der Bandscheibenvorfall in direkter Verbindung mit dem züchterisch “gewollten” Rassemerkmal Ringelschwanz steht. Grund seien die dadurch veränderten und gestauchten Wirbel, die meist im unteren Rücken Schmerzen bereiten und sogar Lähmungen als Folge haben können.
Merle Rassen: Strahlend blaue Augen
Merle bezeichnet einen Hund, dessen Fell an den normalerweise braun oder schwarz gefärbten Stellen eine deutliche Maserung aufweist. Es gibt Blue Merle (schwarz mit grauer Grundfarbe) und Red Merle (rot/braun mit hellroter/beiger Grundfarbe) Kombinationen.
- Australian Shepherd
- Cardigan Welsh Corgi
- Border Collie
- Teckel (Dackel)
- Chihuahua
- Norwegian Hound
- Beauceron Sheepdog
- Deutsche Dogge
- Cocker Spaniel
- Pyrenean Shepherd
- Catahoula Leopard Dog
- Collie
- Shetland Sheepdog
- Pomeranian
- Pit Bull
Die meisten Hunde des Merle-Typs haben ein oder zwei blaue Augen. Die Merle-Farbe ist heutzutage eine “normale” Fellzeichnung, die sehr beliebt ist. Den wenigsten Menschen ist allerdings bewusst, dass die Fellzeichnung nur durch einen Gendefekt entstanden ist, welcher gesundheitliche Risiken birgt. Die große Gefahr des Merle-Gens offenbart sich bei der Verpaarung von zwei Elterntieren, die beide Träger des Merle-Gens sind.
Welpen, die das Gen von beiden Eltern “übertragen” bekommen, sind dann reinerbig und bekommen gleich eine Bandbreite von möglichen Krankheiten mit. Verschiedene Augenkrankheiten wie Spaltbildungen der Augenhäute (Kolobome), stark verkleinerte Augen (Mikrophthalmie) oder verformte Pupillen (Dyskorie) sind die Folge. Meist sind die Welpen blind, teilweise sogar taub. In verschiedenen Fällen traten neben den sehr häufigen Augenfehlbildungen auch Deformationen des Skeletts oder der Geschlechtsorgane und sogar des Herzens auf. Bei Verpaarungen von reinerbigen Hunden wurden außerdem regelmäßig Totgeburten beobachtet.
Mehr über diesen Gendefekt erfährst Du in unserem Artikel Merlefaktor beim Hund.
Nackthunde: Sind Hunde ohne Fell Tierhaarallergiker geeignet?
Nackthunde sind fast haarlose Hunderassen mit oftmals stark pigmentierter, dunkler Haut. Sie werden gerne als “Tierhaarallergiker-geeignet” bezeichnet. Entsprechende wissenschaftliche Studien sind bisher nicht bekannt.Allerdings sind eine Reihe an gesundheitlichen Krankheiten für den Hund nachgewiesen!
- American Hairless Terrier
- Chinesischer Schopfhund
- Mexikanischer Nackthund
- Peruanischer Nackthund
Der Gendefekt der Haarlosigkeit tritt oftmals gemeinsam mit erblichen oder erworbenen Abweichungen von der normalen Gebissform (Gebissanomalien) auf. Folgen hiervon können Zahnverluste sein. Außerdem ist die Haut sehr empfindlich. Besonders hellere Hautpartien müssen aktiv vor Sonnenbrand geschützt werden.
Neben Problemen bei der Wärmeregulierung durch das fehlende Fell und der nicht vorhandenen Isolierung, besteht wohl ebenfalls eine Neigung zu einer genetisch bedingten Schwäche des Aufhängeapparates der Augenlinse. Durch die Verlagerung der Augenlinse kann es somit zu Seheinschränkungen oder sogar zur Blindheit kommen.
Ebenso wie der Merle-Faktor wird die Haarlosigkeit dominant vererbt. Bei der Verpaarung von zwei reinerbigen Sphynx besteht die Gefahr von Totgeburten. Die haarlosen Ungeborenen sterben schon im Mutterleib der Katze.
Idiopathische Muzinose: Hautfalten und Entzündungen
Sind diese fluffigen Chinesen nicht knuffig, wie große Teddybären? Shar Peis sehen aus, als ob sie doppelt so viel Haut mit sich herumtragen als eigentlich nötig ist. Aber gerade diese Hautfalten sind der Grund für die so genannte “Idiopathische Muzinose”, eine Hauterkrankung noch ungeklärter Ursache.
Das Resultat ist eine teigige Konsistenz der Haut welche oft in Kombination mit Rötung, Juckreiz und sogar üblem Geruch auftritt. Diese massigen Hautfalten können sogar bis über die Augen hängen und zu eingerollten Augenlidern führen (Entropium), sodass die Wimpern auf der Hornhaut piksen. Auch eine zu große Lidspalte kann ein Resultat sein! Folge beider Probleme ist eine erhöhte Verletzungsgefahr des Augapfels.
Im schlimmsten Falle kann es zur Erblindung kommen, da durch Austrocknung des Auges ein Prozess eintritt, bei der sich die Hornhaut des Auges dunkel verfärbt (Pigmentation). Damit wird letztendlich dauerhaft “der Vorhang zugezogen”.
Dermoid-Sinus: Wenn die Haut in die Wirbelsäule wächst
Auch der majestätische Rhodesian Ridgeback mit seinem eleganten rassetypischen Aalstrich kann eine ernsthafte Erkrankung entwickeln. Denn sehr oft entsteht bereits in der embryonalen Entwicklung ein Dermoid-Sinus (DS). Dieser Sinus ist eine Zyste, in der sich kanalartige Hautstrukturen bilden. Sie ziehen von der Hautoberfläche bis hinunter in die Wirbelsäule. Innerhalb dieser Kanäle befindet sich vollständig ausgebildete Haut mit Haaren sowie ihre Drüsen. Durch das Sekret der Drüsen werden die Zysten immer größer und müssen irgendwann operativ entfernt werden. Durch die unmittelbare Nähe zur Wirbelsäule kann es zu einer neurologischen Erkrankung kommen, die eine Lahmheit zur Folge haben kann.
HD: Die Hüfte wackelt! So spielt es sich nur halb so schön
- Schäferhund
- Berner Sennenhund
- Golden Retriever
- Rottweiler
- Labrador Retriever
- Mittelgroße bis große Rassen
Ein weiterer Klassiker ist die HD beim Schäferhund, der lange Jahre auf eine “abfallende Rückenlinie” gezüchtet wurde, aber auch beim Labrador Retriever und Golden Retriever tritt die HD sehr häufig auf. Fast alle großen Rassen sind von der genetischen Weitervererbung betroffen und haben mal früher, mal später, mit Hüftproblemen und Lahmheiten zu kämpfen. Mittlerweile ist es verboten mit HD betroffenen Hunden (Grad C aufwärts) zu züchten.
Alles zum Thema HD erfährst du in unserem Artikel Hüftdysplasie beim Hund.
Chondrodystrophie: Vorprogrammierter Bandscheibenvorfall gefällig?
- Dackel
- Basset
- Cocker Spaniel
- Kurzbeinige Terrier
- Pekinese
Die Chrondrodysplasie beschreibt die fehlerhafte Entwicklung des Skeletts und der Bandscheiben. Die Entwicklung der Knorpel und die Weiterentwicklung von Knochen ist so fehlerhaft, dass betroffene Hunde folgende Probleme bekommen:
- Die Wahrscheinlichkeit einen oder gar mehrere Bandscheibenvorfälle zu erleiden (Dackellähme) ist hoch.
- Sehr kurze Beine durch die Verkürzung der “langen Röhrenknochen”.
Bei betroffenen Rassen ist diese Züchtung auf Chondrodysplasie Teil des Rassestandards, sonst würden sie nicht so kurze Beine und keinen langen Rücken haben.Ob Hautprobleme wie Hohlräume (Zysten) oder Entzündungen (Dermatitis), Hüftdysplasie (HD) oder Gelenkprobleme: die Hundekrankheiten starten an der Nasen- und reichen bis zur Schwanzspitze. Von kleinen Wehwehchen bis hin zu gravierenden, lebenseinschränkenden Krankheiten ist alles dabei.
Wie geht man mit Qualzucht am besten um?
Veränderung der Rechtsgrundlage
Um die Zucht von diesen auffälligen Tieren zu stoppen, sollten Verbote angeordnet und Rechtsverstöße verfolgt werden. Eine Grundlage dafür wurde erst kürzlich durch das Urteil des Nacktkatzenprozesses geschaffen. Weiter so!
Qualitätsgarantie durch den Verband für das Deutsche Hundewesens (VDH)
Illegaler Welpenhandel und unkontrollierte Hobbyzucht werden ein immer größeres Problem in Deutschland. Es gibt niemals eine Garantie für die Gesundheit Ihres Tieres. Aber Kofferraum- und Ebaykäufe tragen definitiv nicht zu der “Qualitätsgarantie” bei.Hierfür ist eigentlich der VDH zuständig! Der VDH ist die führende Interessenvertretung der Hundezüchter und Hundehalter in Deutschland. Hier werden Rassestandards festgelegt und Züchter kontrolliert. Allerdings müssen Zuchtziele teilweise angepasst und verändert werden, um die Gesundheit der Tiere wieder mehr in den Mittelpunkt zu rücken. Wichtige Gesundheitstest sollten eingeführt werden und auch Gentests sollten verbindlich vorgeschrieben werden. Bei dem Nachweis von gesundheitlichen Einschränkungen und Erbkrankheiten muss der Ausschluss aus der Zucht angeordnet werden. Dafür ist natürlich die Dokumentation sehr wichtig! Auch von Seiten der Tierärzte müssen medizinische Eingriffe notiert und weitergeleitet werden. Einige Tierarztpraxen lehnen mittlerweile die Betreuung von Qualzucht Züchtern kategorisch ab.
Aufklärung
Natürlich kann man sich wünschen, dass der Wandel zum Bewusstsein von den Züchtern ausgeht! Doch leider ist die Nachfrage nach solchen Hunden ein großes Problem. Denn wenn WIR weiterhin Hunde mit solchen Merkmalen kaufen und uns wünschen, dann werden solche “Hundebaustellen” weiterhin „produziert“, ohne dass die Gesundheit im Vordergrund steht.
Da immer wieder die vermeintliche Unwissenheit den Fokus der Probleme darstellt, ist hier die objektive Aufklärung und eine unabhängige Informationsquelle das A und O. Wir Menschen sollten uns öfters in die Lage unserer Liebsten hineinversetzen und fragen: “Möchte ich so ein Leben führen?” Adé Modehund, willkommen Gesundheit!
Sowohl Tierschutzvereine und -gruppen, als auch die öffentlichen Tierärztekammern verlangen deswegen ein Verbot der Darstellung von Qualzuchten im Fernsehen und in der Werbung. Zum Unmut vieler Tierärzte und Tierschützer wird bald der Disney-Film mit einem Mops namens “Patrick” in der Hauptrolle verfilmt. Es lässt sich nur erahnen, wie viele neue Mopsbesitzer es wohl nächstes Jahr geben wird. Momentan werden Bildungsinitiativen aufgebaut, wo es darum gehen soll, bereits Schulkinder über tierschutzrelevante Themen zu informieren. Mit Aufklärungsbroschüren unter dem Slogan: “Nicht süß, sondern gequält”, versucht die Bundestierärztekammer (BTK) auf das brisante Thema aufmerksam zu machen.
Aber auch das Fernsehen trägt zur Aufklärung bei! Der 2017 ausgestrahlte Beitrag der ARD „Mops und Co: Wie Hunde unter der Qualzucht leiden”, fasst die Problematik knapp zusammen.
vetevo Fazit
Qualzucht ist ein sehr emotionales Thema und vielleicht haben manche von Ihnen schon persönliche Erfahrungen damit gemacht! Doch was kannst Du als Tierbesitzer für das Wohl Deines betroffenen Hundes tun? Die Gesundheit steht im Mittelpunkt! Deswegen ist es sehr wichtig, sich damit auseinanderzusetzen. Natürlich sind Meinungen von Spezialisten auf diesem Gebiet sehr sinnvoll und der Gang zum Tierarzt kann individuelle Fragen klären.
Eine wichtige Grundlage ist allerdings schon der Welpenkauf! Wie bereits oben erwähnt gibt es keine Garantie wenn es um die Gesundheit geht. Jedoch gilt besonders bei den “Qualzuchtrassen”: Wenn denn unbedingt das Herz dran hängt, Augen auf beim Welpenkauf! Gerade der illegaler Welpenhandel, Ebaykäufe und Co. sollten definitiv vermieden werden. Lass Dir Zeit! Und lasse Dich individuell vom Tierarzt beraten! Immerhin geht es um den neuen Familienzuwachs!
Und noch etwas: Warum muss es ein Rassehund sein? Das Tierheim ist voll von “ungewollten” Mischlingen. Nicht ohne Grund sind Mischlinge die TOP 1 der “neu zugelassenen Hunderassen” (Quelle Tasso 2017) der letzten Jahre. Ihre Dankbarkeit könnte bis ins Unermessliche reichen. Das ist doch eine gute Idee oder nicht?
Aber Achtung: Mischling ist nicht gleich gesunder Mischling! Denn wenn zwei Baustellenhunde gemixt werden, dann kommt wahrscheinlich auch ein weiterer Baustellenhund dabei raus.
vetevo - aus Liebe zum Tier.